Der Maya-Kalender - die Wahrheit über das größte Rätsel einer Hochkultur
als Addition vornahmen (15 + 15 + 15 = 45), denn für die Rechenpraxis fehlt die Überlieferung, da das wenige Erhaltene nur die Ergebnisse abbildet.
Die Lange Zählung des Maya-Kalenders beruhte als arithmetische Übung auf demselben Prinzip der Vigesimalrechnung. Die unendliche Anzahl von Tagen, ob vor oder nach der letzten Schöpfung, wurde in handliche Päckchen unterteilt, die mit einer Ausnahme auf der Grundzahl 20 beruhen und wie im beschriebenen Positionssystem notiert wurden. Die nächsthöhere Einheit nachdem Tag k’in haben wir bereits genannt, den unserem Monat vergleichbaren winal von 20 k’in . Auf der dritten Stelle jedoch durchbricht das Kalendersystem die 20er-Regel, weil nur 18 winal zu einem tun zusammengefasst werden – also einem Bündel von 360 Tagen. Hier wurde die 20er-Stufe vermutlich deshalb missachtet, weil 360 Tage näher am tatsächlichen Sonnenjahr sind als 400. Das führte zu mathematischen Unstimmigkeiten im Vergleich zu Zahlenangaben des reinen Vigesimalsystems. (Andere jedoch rechnen ambitionierter: Danach hängt dieser Sonderfall mit der Kalenderrunde zusammen, die damit in Beziehung gesetzt werden konnte zu den Umlaufzeiten der fünf sichtbaren Planeten.) Verwirrend ist außerdem, dass ein tun eben nicht dem angenäherten Sonnenjahr Haab entspricht, sondern den Zusatzmonat wayeb am Jahresende übergeht.
Dafür folgen die nächsten Stellen der Langen Zählung jeweils wieder im 20er-Rhythmus: 20 tun sind 1 k’atun , 20 k’atun ein bak’tun , 20 bak’tun ein piktun , 20 piktun ein kalabtun , 20 kalabtun ein kinchiltun und 20 kinchiltun ein alawtun . Die Bezeichnungen für größere Zeiteinheiten gehen auf Zahlworte des Yucatán der Kolonialzeit zurück; für die klassische Zeit der Maya sind bisher nur die Begriffe k’in , winal und tun nachweisbar. Einen k’atun nannten die Maya vermutlich winik-haab , also zwanzig haab , so neuere Vermutungen.
Bei einem alawtun wären wir bei genau 23 Milliarden und 40 Millionen Tagen angekommen, nach Dezimalnotation: 23 040 000 000 Tage, im Vigesimalsystem der Maya geschrieben wären das 18.0.0.0.0.0.0.0 oder 18 × 20 7 Tage. In die uns vertraute Zeiteinheit umgerechnet ergibt sich immer noch ein ganz hübsches Sümmchen Zeit: knapp 63 123 288 Jahre. Die größte chronologische Rechnung, die bei den Maya nachweisbar ist, beläuft sich gar auf 20 21 tun , also mehr als zwei Quadrilliarden tun (eine Quadrilliarde ist im Dezimalsystem eine 10 mit 27 Nullen: 10 27 ) Solche Zahlen sind uns heute allenfalls aus Onkel Dagoberts Geldspeicher bekannt.
Von oben nach unten paarweise: bak’tun, k’atun, tun, winal, k’in
Gleichwohl bewegen sich die Datierungen der alten Maya im Allgemeinen in vergleichsweise überschaubaren Zeiträumen, die nur selten auf die Zeit vor der derzeitigen Schöpfung im Jahr 3114 v. Chr. zurückgehen, dem Tag 0(13).0.0.0.0 4 Ajaw 8 Kumk’u ; die mit dem Kalender befassten Mayanisten müssen also nicht dauerhaft verzweifeln. Trotzdem ergibt sich aus den Zutaten der Langen Zählung mit fünf Positionen und der Platzierung in Haab und Tzolk’in , dass ein Datum dieser Angabe sich erst nach rund 375 000 Jahren wiederholen kann. Das Datum von Bens Stadtbesuch am 1. Januar 45 v. Chr. gemäß julianischem Kalender lautet in der Rechnung der Langen Zählung des Maya-Kalenders 7.15.13.1.4 4 K’an 17 Yaxk’in . Das bedeutet, dass bis zu diesem Tag 7 bak’tun , 15 k’atun , 13 tun , 1 winal und 4 k’in seit der letzten Schöpfung verstrichen sind und dass dieser Tag im Tzolk’in 4 K’an sowie im Haab 17 Yaxk’in heißt. Anders ausgedrückt, sind seit der großen Null über 3113 tun oder 1 120 704 Tage oder 7.0.1.15.4 k’in ins Land gegangen.
Vom Anbeginn der Kalenderwirtschaft zur besseren Schwangerschaftsbegleitung haben die Maya einen langen Weg zurückgelegt, der neben Tzolk’in , Haab und Langer Zählung viele weitere Zyklen hervorgebracht hat. Zu den wichtigsten davon gehört neben der Kalenderrunde der Zyklus der 819 Tage. In diesem Zyklus wurden beispielsweise Ämterwechsel vollzogen. Seine Herkunft ist noch ungeklärt, zumal er auf keinen augenfällig nachvollziehbaren astronomischen Rhythmus zurückgeht. Allenfalls mit viel Fleiß lassen sich arithmetische Beziehungen zu den Umlaufzeiten der Planeten Saturn und Jupiter herstellen. Mathematisch kann die Zahl eher hergeleitet werden, denn 819 ist das Produkt der bei den Maya wichtigen Zahlen Neun, Sieben und Dreizehn: Neun Herren der Unterwelt, dreizehn
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