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Der Maya-Kalender - die Wahrheit über das größte Rätsel einer Hochkultur

Titel: Der Maya-Kalender - die Wahrheit über das größte Rätsel einer Hochkultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Sesshaftwerdung Vorformen von Kalenderaufzeichnungen erstellt wurden, ist wahrscheinlich, dass es sich um Dokumentationen von Mondphasen handelte – und gut möglich, dass man sich daran zur Schwangerschaftsbegleitung orientierte. Das würde auch erklären, wieso der 260-Tage-Zyklus unabhängig vom Sonnenjahr abläuft. Möglicherweiseliegen hier auch die Grundlagen für die Mathematik der Maya, das heißt in der Unterteilung des Zyklus in Hand-und-Fuß-kompatible Zählportionen zu je 20 Tagen und der Bedeutung der Zahl Dreizehn als zweitem Faktor. Die Einheit von »Realwelt« und ihrer kosmologischen Deutung verschaffte diesem ersten Maya-Kalender eine religiöse Tiefe und rituelle Bedeutung, die in den folgenden Jahrhunderten eher zu- als abnahm.
    Mit Sesshaftigkeit und beginnender Landwirtschaft kam aufgrund der Saisonabhängigkeit des Ackerbaus der Sonnenkalender Haab hinzu, während der Tzolk’in seine religiöse Stellung behauptete. Mit der erfolgreichen Kultivierung der Maispflanze und ihrer Wertschätzung für den raschen Aufstieg der Völker Mesoamerikas lag es nahe, ihre Wachstumsphase mit der längst als heilig angesehenen 260-Tage-Periode des Tzolk’in in Verbindung zu bringen. In einer solchen Entwicklung käme die astronomische Bedeutung allerdings erheblich später – bedingt durch die mystische Sicht von Kalendermathematik und Zeitzyklen, aus der ein Drang hervorging, Zyklen miteinander in Beziehung zu setzen sowie neue Zyklen zu finden und kalendarisch zu dokumentieren. Das ging einher mit der sozialen und politischen Entwicklung der Maya zu einer komplexen Gesellschaft mit dem Regierungssystem der Gottkönige, einer städtischen Elite und einer Kaste von Intellektuellen, die für Himmelsschau und Kalenderarithmetik abgestellt wurden. Ihre Arbeit wiederum diente den Herrschern als Machtinstrument, sowohl politisch als auch religiös.
Mit Händen und Füßen rechnen für die Ewigkeit
    Bei der Angabe von Bens Geburtstag fehlt ein uns unverzichtbar erscheinender Aspekt, nämlich die Verortung des Tages in einer Langzeitchronologie, also eine Art Jahreszählung. Auch wenn einesolche Ben wohl kaum geläufig war, lässt sich sein Geburtstag auch chronologisch exakt positionieren und entsprechend mit einem Datum der christlichen Zeitrechnung wiedergeben – beziehungsweise umgekehrt, weil Ben eine fiktive Gestalt ist und wir seinen Geburtstag zugegebenermaßen nach den Zwecken dieses Buches ausgerichtet haben. In ihrer Akribie bei allem, was mit der Zeit und ihrer Ordnung zu tun hat, sorgten die Maya für eine kalendarische Genauigkeit, die einen Julius Caesar vielleicht noch mehr beeindruckt und für seine Kalenderreform inspiriert hätte als die ägyptische, hätte der römische Feldherr die Gelegenheit gehabt, Mittelamerika zu besuchen. Allerdings werden wir noch feststellen können, dass diese Genauigkeit keineswegs unbestechlich war.
    Die Langzeitchronologie der Maya war zur Lebenszeit von Bauer Ben vermutlich eine noch junge Errungenschaft. Sie bezieht sich, wie andere auch, auf die Erschaffung der Welt, im Falle der Maya die Erschaffung der gegenwärtigen, die nach gängiger Umrechnung auf den 13. August des Jahres 3114 v. Chr. fällt. Dieser Tag hieß in der Datierung von Tzolk’in und Haab 4 Ajaw 8 Kumk’u . Der jüdische Kalender mit seinem Schöpfungsdatum 7. Oktober 3761 v. Chr. ist davon nur ein gutes halbes Jahrtausend entfernt.
    Das genaue Datum, anhand dessen sich Bens Geburtstag in unseren Kalender umrechnen lässt, wäre nach dieser Rechnung 7.14.7.12.13 – der 1. Januar 70 v. Chr. nach dem julianischen Kalender, der zu jener Zeit in Rom aber noch gar nicht eingeführt war. Um der Langen Zählung auf die Schliche zu kommen, müssen wir allerdings einen kleinen Ausflug in die Rechenkunst der Maya wagen.

    Bens Geburtstag in Maya-Schrift

    Im Unterschied zu unserem heutigen Dezimalsystem rechneten die Maya nicht nur mit den zehn Fingern ihrer beiden Hände, sondern nahmen sprichwörtlich die Füße hinzu. Daher beruht ihre Mathematik auf dem Vigesimalsystem (viginti = lat. zwanzig). Und so wie wir bei der Schreibung von größeren Zahlen dieZiffern von null bis neun in mehreren Stellen einfach nebeneinandersetzen, weil unser Zahlensystem von rechts nach links in Zehnerschritten aufsteigt, gingen auch die Maya vor. Sie schrieben vom Prinzip her ähnlich, nur dass nicht Zehner-, sondern Zwanzigerschritte überwunden werden. Maya-Zahlen werden daher mit Punkten zwischen den einzelnen

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