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Der Medicus von Heidelberg

Der Medicus von Heidelberg

Titel: Der Medicus von Heidelberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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der medizinischen Fakultät sowie Baccalarius der Medizin, und – mein Herz tat einen Sprung – Adam Wernher von Themar, dem Lehrer und Erzieher meiner Prinzessin, Doktor beider Rechte und Professor für Kirchenrecht.
    »Bevor wir zur Tagesordnung übergehen, darf ich Euch, Nufer, die anwesenden Herren vorstellen«, sagte ein würdig aussehender Mann mit schönem Spitzenkragen und eisgrauem Bart. »Da haben wir zunächst Jakob Dracontius, den Ältesten und Verehrungswürdigsten unter uns. Dracontius gehört als geweihter Priester dem Orden der Prämonstratenser an und ist überdies ein vorzüglicher Dichter und Musiker.«
    Dracontius winkte bescheiden ab, schien aber nicht ungern das einsetzende wohlwollende Gemurmel zur Kenntnis zu nehmen.
    »Dann darf ich Euch Ludwig von Spengler vorstellen, einen Heidelberger Chorherrn und Magister der Jurisprudenz.«
    Von Spengler nickte kurz, und der Redner sprach weiter. Er zählte die Namen der vier mir bereits bekannten Herren nebst ihren Ämtern auf und kam zum Schluss: »Ich selbst bin Doktor Johann Vigilius, Magister der Künste und an diesem Tag auch der Hospes, das heißt, ich werde nach getaner Arbeit für Speise und Trank sorgen. Doch zunächst hat das Wort der Rektor der Ruperto Carola, der ehrenwerte Janus Tannstetter.«
    Tannstetter räusperte sich und blickte mich an. »Nun«, begann er, »wir sind uns ein paarmal über den Weg gelaufen, Nufer, weshalb man nicht sagen kann, dass wir uns besonders gut kennen. Bis auf Koutenbruer mag das für die meisten der Anwesenden ebenfalls gelten. Es geht, um es kurz zu machen, zunächst um die Operation, die Ihr am Heiligen Abend in einem Bordell durchgeführt habt.«
    Angesichts dieser Worte sank mir der Mut. Ich hatte zwei Menschenleben auf dem Gewissen und sollte dafür meine Strafe bekommen, so viel stand fest. »Ich weiß, dass ich große Schuld auf mich geladen habe«, murmelte ich.
    »Große Schuld?« Tannstetter runzelte die Stirn. »Wir wissen, dass die Hure und ihr Kind verstarben, die Hintergründe jedoch kennen wir nicht. Seid so gut und klärt uns auf.«
    »Wessen bin ich angeklagt?«, fragte ich.
    Tannstetter gestattete sich ein Lächeln. »Sagen wir es so: Ihr habt Euch unklug verhalten, um nicht zu sagen, töricht.«
    Johann von Lindau, ein Medicus wie Koutenbruer, der mir wegen seiner vielen anderen Verpflichtungen aber kaum bekannt war, mischte sich ein: »Wir möchten wissen, wie Ihr die Operation durchgeführt habt, Nufer. Niemals zuvor hat ein vernünftiger Mann einen solchen Eingriff gewagt und erfolgreich abschließen können.«
    »Verzeiht, wenn ich Euch widerspreche«, entgegnete ich. »Es gibt einen Mann, der den Eingriff vor mir gewagt und mit Gottes Hilfe gut zu Ende gebracht hat. Es ist mein Vater.«
    »Euer Vater?« Von Lindau blickte erstaunt.
    »Ganz recht. Wenn Ihr erlaubt, erzähle ich Euch und den Herren die Hintergründe. Sie sind verbürgt, denn ich war selbst dabei.«
    »Nur zu.«
    Die anderen Herren nickten einvernehmlich.
    »Es war vor sieben Jahren in dem kleinen Ort Siegershausen im Kanton Thurgau …«, begann ich. Dann schilderte ich die Umstände, die zu Vaters gewagtem Eingriff geführt hatten, vergaß auch nicht, den Besuch zuvor bei dem alten Prälaten Konrad Bindschedler zu erwähnen, und berichtete dann in allen Einzelheiten, wie Vater die Operation durchgeführt hatte. Ich schloss, indem ich sagte: »Vater hat, wie ich heute weiß, zwei Dinge anders gehandhabt als die meisten Chirurgen: Er hat ein blitzsauberes Besteck benutzt, und er hat die Gebärmutterwand nach dem Eingriff wieder zugenäht, denn er sagte: ›Was ich durchtrennt habe, nähe ich auch wieder zusammen. So habe ich es immer gehalten. Nichts ist sinnlos auf der Welt. Wenn die Gebärmutterwand von Natur aus geschlossen ist, wird es seinen Grund haben.‹«
    »Das ist interessant.« Johann von Lindau, neben Koutenbruer der einzige Mediziner in der Runde, zog die Augenbrauen hoch. »Vielleicht solltet Ihr die einzelnen Schritte aufschreiben und veröffentlichen, damit sich die Wissenschaft damit beschäftigen kann. In der Gelehrtenwelt ist, soviel ich weiß, nichts über die Tat Eures Vaters bekannt.« Er blickte Koutenbruer fragend an, und dieser schüttelte den Kopf.
    »Nun gut«, ergriff Dracontius, der alte Prämonstratenser, das Wort, »jetzt wissen wir über den Eingriff Eures Vaters Bescheid, aber noch nicht, wie Ihr selbst vorgegangen seid.«
    »Genauso, Hochwürden.«
    »Genauso? Wollt Ihr damit

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