Der Medicus von Saragossa
Elementen zusammengesetzt sind – Feuer, Erde, Luft und Wasser -, welche die vier Eigenschaften des Heißen, Kalten, Trockenen und Nassen erzeugen. Nimmt man Essen und Trinken in den Körper auf, werden sie von der natürlichen Hitze gekocht und in die vier Säfte Blut, Schleim, gelbe Galle und schwarze Galle verwandelt. Die Luft entspricht dem Blut, das naß und heiß ist, Wasser dem Schleim, der naß und kalt ist, Feuer der gelben Galle, die trocken und heiß ist, und Erde der schwarzen Galle, die trocken und kalt ist.
Galen schrieb, daß ein Teil dieser Stoffe vom Blut als Nahrung zu den einzelnen Organen des Körpers getragen wird, während der Rest als Abfall ausgeschieden wird. Er sagte, daß das Mischungsverhältnis dieser Stoffe im Körper von großer Bedeutung ist. Eine ausgewogene Mischung bringt Wohlbefinden hervor. Zuviel oder zuwenig von einem Saft stört das Gleichgewicht, woraus Krankheit entsteht.«
Calca strich sich wieder ausführlich den Bart. »Berichtet uns von der innewohnenden Hitze und dem Pneuma.«
»Hippokrates und Aristoteles und anschließend Galen schrieben, daß die Hitze im Körper der Wesensquell des Lebens ist. Die innere Hitze wird vom Pneuma genährt, einem Spiritus, der im reinsten Blut der Leber entsteht und von den Adern durch den Körper getragen wird. Doch kann man das Pneuma nicht sehen. Es...«
»Woher wißt Ihr, daß man es nicht sehen kann?« unterbrach ihn Calca, und Jona spürte Nuños warnendes Knie an dem seinen.
Weil wir bis jetzt die Adern und Organe von vier Leichen seziert haben und Nuño mir nur Gewebe und Blut gezeigt und mich darauf hingewiesen hat, daß etwas, das man Pneuma nennen könnte, nicht zu sehen ist. Er war ein Narr; Calca würde merken, daß so etwas nur wissen konnte, wer eine Leiche geöffnet hatte oder Zeuge einer solchen Öffnung gewesen war. Einen Augenblick lang lähmte der Schreck seine Stimmbänder.
»Das... das habe ich gelesen.«
»Wo habt Ihr dies gelesen, Señor Callicó? Denn mir scheint es, daß ich noch nie gehört habe, ob man das Pneuma sehen kann oder nicht.«
Jona zögerte. »Bei Avicenna oder Galen habe ich es nicht gelesen«, sagte er, als versuche er, sich zu erinnern. »Ich glaube, es war bei Teodorico Borgognoni.«
Calca sah ihn an.
»Aber natürlich«, sagte Miguel de Montenegro. »Das ist es. Ich erinnere mich auch daran, es bei Teodorico Borgognoni gelesen zu haben.« Auch Nuño nickte zustimmend.
Nun nickte Calca ebenfalls. »Borgognoni, natürlich.«
Bei seiner zweiten Fragerunde bat Montenegro Jona, die Behandlung eines gebrochenen Knochens mit der Behandlung einer Verrenkung zu vergleichen. Sie hörten ihm zu, ohne ihn einmal zu unterbrechen, und dann bat Montenegro ihn, die Voraussetzungen für gute Gesundheit aufzuzählen.
»Reine Luft, unverdorbene Nahrung und Getränke, Schlaf, um die Körperkräfte zu erquicken, und Wachsein, um die Sinne anzuregen, mäßige körperliche Betätigung, um Rückstände und Unreinheiten zu beseitigen, Ausscheidung von Kot – und genügend Freude, um den Körper gedeihen zu lassen.«
»Erklärt uns, wie sich bei einer Epidemie die Krankheit verbreitet.«
»In verwesenden Leichen oder im brackigen Wasser von Sümpfen bilden sich giftige Miasmen. Warme, feuchte, mit Fäulnis verseuchte Luft gibt schädliche Dämpfe ab, die, wenn von Gesunden eingeatmet, deren Körper befallen und krank machen kann. Während einer Epidemie sollte man die Gesunden auffordern, so weit zu fliehen, daß der Wind die Miasmen nicht bis zu ihnen tragen kann.«
Nun folgten wieder einige schnelle Striche über den roten Bart und eine rasche Folge von Fragen über den Urin: »Was bedeutet es, wenn der Urin gelblich verfärbt ist?«
»Daß er ein gewisses Maß an Galle enthält.«
»Und wenn der Urin die Farbe von Feuer hat?«
»Dann enthält er eine große Menge Galle.«
»Dunkelrote Pisse?«
»Bei jemandem, der keinen Safran gegessen hat, bedeutet das Blut im Urin.«
»Wenn im Urin Bodensatz festzustellen ist?«
»Das deutet auf eine innere Schwäche des Patienten hin. Wenn der Bodensatz aussieht wie Kleie und einen üblen Geruch verströmt, deutet dies auf eine Vereiterung der Harngänge hin. Wenn der Bodensatz zersetztes Blut enthält, bedeutet dies einen entzündlichen Tumor.«
»Wenn Sand im Urin zu sehen ist?« fragte Calca.
»Das deutet auf Steine hin.«
Ein kurzes Schweigen entstand.
»Ich bin es zufrieden«, sagte Calca.
»Auch ich bin es zufrieden. Ein guter Kandidat, in dem
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