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Der Medicus von Saragossa

Titel: Der Medicus von Saragossa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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schloß das Thema mit einer schwachen Handbewegung ab. Dann griff er nach der Feder, und als er das Testament unterzeichnete, war seine Unterschrift nur ein Gekritzel.
    »Noch... etwas. Du mußt... mich studieren.«
    Jona wußte, was Nuño meinte, glaubte aber nicht, es tun zu können. Es war ihm nicht schwergefallen, ins Fleisch von Fremden zu schneiden, während sein Meister ihn in die Geheimnisse der Anatomie einführte. Aber hier ging es um Nuño.
    Nuños Augen funkelten. »Willst du... so sein... wie Calca... oder wie ich?«
    Was er wirklich wollte, war, diesem Mann das Sterben abzunehmen.
    »Wie du. Ich liebe dich, und ich danke dir. Ich verspreche es.«
    Nuño starb, in seinem Sessel sitzend, irgendwann zwischen der regnerischen Dunkelheit des 17. und der grauen Morgendämmerung des 18. Januar 1507.
    Jona saß auf seinem Lager und sah ihn lange an. Dann stand er auf, küßte seinem Meister die noch warme Stirn und schloß ihm die Augen.
    Trotz seiner Größe und seiner Kraft wankte er unter dem Gewicht, als er die Leiche in die Scheune trug, wo er den letzten Wunsch des toten Arztes erfüllte, als könnte er seine Stimme noch hören.
    Zuerst nahm er sich Papier und Feder und schrieb auf, was er vor dem Eintritt des Todes beobachtet hatte. Er schrieb von Husten, der blutfleckigen Auswurf hervorgebracht hatte. Von Haut, die purpurn gefärbt war. Von vergrößerten und pulsierenden Halsvenen, von heftigen Schweißausbrüchen und einem Herz, das so schnell und unregelmäßig schlug, wie eine Maus auf der Flucht rannte. Von schneller, rasselnder und mühsamer Atmung und von weichem aufgedunsenem Fleisch.
    Danach nahm er eins der Skalpelle zur Hand, die Manuel Fierro geschmiedet hatte, und betrachtete noch ein letztes Mal das Gesicht des auf dem Tisch liegenden Nuño.
    Als er die Brust öffnete, fiel ihm sofort auf, daß das Herz anders aussah als die Herzen, die er mit Nuño untersucht hatte. An der Oberfläche war eine geschwärzte Stelle zu erkennen, als wäre das Gewebe verbrannt. Als er es aufschnitt, sahen die vier Kammern irgendwie falsch aus. Auf der linken Seite war ein Teil einer Kammer geschwärzt und zerfressen, und diese Beschädigung setzte sich fort bis zur Außenseite. Um das Herz genauer zu untersuchen, mußte er das Blut mit weichen Tüchern aufsaugen und wegwischen. Seiner Meinung nach hatte es nicht richtig pumpen können, da sich das Blut in beiden linken Kammern und in Teilen der angrenzenden Adern gestaut hatte. Aus Avicennas Kanon wußte Jona, daß das Blut zur Lebenserhaltung durch den gesamten Körper gepumpt werden mußte, wo es durch große Arterien und ein Geflecht von Adern strömte, die dünner und immer dünner wurden, bis sie schließlich in haarfeinen Gefäßen endeten, die man Kapillaren nannte. Nuños kaputtes Herz hatte dieses Blutverteilungssystem zerstört und ihn das Leben gekostet.
    Als er in das geschwollene Gewebe des Bauchs schnitt, fand er es feucht, ebenso wie die Lunge. Nuño war in seinen eigenen Säften ertrunken. Aber woher kam diese ganze Feuchtigkeit?
    Jona hatte nicht die geringste Ahnung.
    Er hielt sich genau an den Ablauf, den er gelernt hatte, wog die Organe und zeichnete die Ergebnisse auf, bevor er sie wieder in die Körperhöhle zurücklegte und Nuño zunähte. Dann wusch er sich mit Kernseife und Wasser aus dem Eimer, der immer neben dem Tisch stand, so wie Nuño es ihm beigebracht hatte, und schrieb seine Beobachtungen auf. Erst als dies alles erledigt war, gestattete er sich, ins Haus zurückzukehren.
    Reyna kochte seelenruhig Grütze, doch sie wußte, daß Nuño tot war, seit sie den leeren Sessel gesehen hatte.
    »Wo ist er?«
    »In der Scheune.«
    »Soll ich zu ihm gehen?«
    »Nein«, antwortete Jona, und sie atmete scharf ein und bekreuzigte sich, sagte aber nichts. Nuño hatte Jona erzählt, daß Reyna nach fast drei Jahrzehnten im Dienst von Ärzten auf dieser hacienda sehr genau wußte, was hier vor sich ging, und man ihr vollkommen vertrauen konnte. Aber Jona kannte sie noch nicht sehr lange und befürchtete, daß sie ihn verraten könnte.
    »Ich habe hier Grütze für dich.«
    »Nein. Ich habe keinen Hunger.«
    »Du hast heute noch viel zu tun«, erwiderte sie ruhig und füllte zwei Schüsseln. Dann setzten sie sich an den Tisch und aßen schweigend, und als er fertig war, fragte er sie, ob es noch jemand gebe, den Nuño bei seiner Beerdigung hätte dabeihaben wollen, aber sie schüttelte den Kopf.
    »Es gibt nur uns«, erwiderte sie, und er ging

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