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Der Medicus von Saragossa

Titel: Der Medicus von Saragossa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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wischte ihm den Hintern und wusch seinen Körper.
    Als er starb, überkam sie eine tiefe Dankbarkeit und zum ersten Mal in ihrem Erwachsenenleben ein Gefühl des Friedens.
    Danach ließ man sie taktvollerweise eine Weile in Ruhe, wofür sie sehr dankbar war.
    Aber weniger als ein halbes Jahr nach Abrams Tod kam ihr Vater auf ihre Stellung als Witwe in Pradogrande zu sprechen.
    »Die Männer haben beschlossen, daß Besitz nur gehalten werden kann im Namen eines Mannes, der zur Feldarbeit beiträgt.«
    Sie musterte ihn. »Dann werde ich zur Feldarbeit beitragen.«
    Er lächelte sie an. »Du wirst nicht genügend schwere Arbeit leisten können.«
    »Ich kann es ebensogut lernen wie ein Seidenhändler. Ich kann sehr gut gärtnern. Auf dem Feld würde ich schwerer arbeiten, als Abram Montelvan es tun konnte.«
    Ihr Vater lächelte noch immer. »Wie dem auch sei, es ist nicht erlaubt. Um den Besitz zu erhalten, müßtest du verlobt sein. Anderenfalls wird dein Land unter den anderen Bauern aufgeteilt.«
    »Ich will nicht heiraten, nie mehr.«
    »Abrams Sohn Anselmo will deinen Besitz ungeteilt und in seiner Familie halten.«
    »Wie will er das tun? Möchte er mich zu seiner zweiten Frau nehmen?«
    Ihr Vater runzelte über ihren Ton die Stirn, bewies aber Geduld. »Er schlägt vor, daß du in eine Verlobung mit seinem ältesten Sohn Jose einwilligen solltest.«
    »Seinem ältesten Sohn! Jose ist ein kleiner Junge von nur sieben Jahren!«
    »Trotzdem wird die Verlobung dafür sorgen, daß das Land in einer Hand bleibt. Es gibt sonst niemanden für dich«, sagte ihr Vater mit denselben Worten wie damals, als er ihr befahl, Abram Montelvan zu heiraten. Er zuckte die Achseln. »Du sagst, du willst nicht heiraten. Vielleicht stirbt ja Jose noch in seiner Jugend. Und wenn nicht, wird es Jahre dauern, bis er erwachsen ist. Es kann ja sein, daß er sich gut entwickelt. Und vielleicht gewinnst du ihn lieb, wenn er erst zum Mann geworden ist.«
    Adriana war nie bewußt gewesen, welche Abneigung sie gegen ihren Vater empfand. Sie sah zu, wie er in ihrem Gemüsekorb wühlte und die grünen Zwiebeln herausnahm, die sie am Vormittag für sich selbst geerntet hatte. »Ich nehme diese mit für Sancha, denn ihr sind deine Zwiebeln lieber als alle anderen«, sagte er und strahlte, weil er sie damit zu loben glaubte.
    Die zweite Verlobung gewährte ihr eine Zeit ohne Belästigungen. Drei Aussaaten und drei Ernten waren seit Abram Montelvans Tod ins Land gezogen. Jeden Frühling war die fette Erde bestellt, jeden Sommer das Heu gemäht und aufgeschobert, jeden Herbst der Grannenweizen geschnitten worden, ohne daß die Männer sich sonderlich beklagt hätten. Einige Ehefrauen im Tal begegneten Adriana wieder mit Feindseligkeit. Ein paar der Männer hatten es nicht beim Starren bewenden lassen, sondern Adriana ihr Begehren mit zärtlichen Worten bekundet, doch ihr Ehebett war ihr noch unerfreulich frisch in Erinnerung, und sie wollte nichts von den Männern. Statt dessen lernte sie, ihre Zudringlichkeiten mit einem Witz oder einem Lächeln über ihre Dummheit abzuweisen.
    Manchmal, wenn sie ihre finca verließ und durch das Tal wanderte, sah sie den Jungen, dem sie versprochen war. Jose Montelvan war klein für sein Alter und hatte einen dunklen Schopf lockiger Haare. Wenn er im Freien spielte, wirkte er wie ein vielversprechender Junge. Inzwischen war er zehn. Wie alt war alt genug? Ein Junge sollte mindestens vierzehn oder fünfzehn Jahre alt sein, vermutete sie, bevor man ihm die Pflichten eines Mannes übertragen konnte.
    Als sie eines Tages nah an ihm vorbeiging, sah sie seine Nase triefen. Sie blieb stehen, zog ein Tuch aus ihrer Tasche und wischte dem erstaunten Jungen die Nase. »Ihr dürft nie mit einer Rotzfahne in mein Bett kommen, Señor. Das müßt Ihr mir versprechen«, sagte sie und konnte übers Leben lachen, als er wie ein erschrockener Hase davonlief.
    In ihr wuchs ein kleiner Klumpen der Kälte wie ein ungewolltes Kind. Sie hatte keine Möglichkeit zur Flucht, dachte aber immer öfter daran, einfach davonzugehen, höher und immer höher in die Berge zu steigen, bis sie nicht mehr gehen konnte. Sie hatte keine Angst vor dem Tod, doch die Aussicht, von Tieren gefressen zu werden, behagte ihr nicht.
    Adriana hatte gelernt, daß es töricht war, von der Welt Gutes zu erwarten. An dem Nachmittag, als der Fremde aus dem Wald gekommen war, wie ein verfluchter Bitter in seinem verrosteten Brustpanzer und auf seinem wunderschönen

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