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Der Medicus von Saragossa

Titel: Der Medicus von Saragossa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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zeigen«, erwiderte sie. Sie führten Jona in das Rauchhaus, wo große, dunkle Schlegel von der Traufe hingen. Adriana erklärte ihm, daß die Schweine mit Eicheln aus dem Bergwald gefüttert würden. »Die Schinken werden mit Kräutern und Gewürzen eingerieben und langsam geräuchert, und das Ergebnis ist ein mageres, dunkles Fleisch mit kräftigem Geschmack.«
    Auf Garcias Feldern spitzten bereits erste grüne Triebe aus der Erde. »Seine Saat ist im Frühjahr immer die erste, die angeht«, sagte sie zu Jona, und der Bauer erklärte ihm, daß er das den Schweinen zu verdanken habe. »Einmal pro Jahr verlege ich ihre Pferche. Und wo ich sie hinstelle, graben sie mit ihren scharfen Hufen und den wühlenden Schnauzen die Grasnarbe zusammen mit ihrem Kot unter, so daß eine fette Erde entsteht, die förmlich nach Samen schreit.«
    Sie verabschiedeten sich von ihm und gingen weiter. An einem Bach entlang wanderten sie durch Feld und Wald, bis sie zu einer nach frischen Spänen duftenden Holzwerkstatt kamen, in der ein Mann namens Jacob Orabuena stabile Möbel und Holzwerkzeuge anfertigte und Bauholz sägte. »Hier auf dem Berg gibt es genug Holz, um mich für immer in Arbeit zu halten«, sagte er zu Jona, »aber wir sind nur eine kleine Gruppe, und der Bedarf an den Dingen, die ich herstelle, ist schnell befriedigt. Die Abgeschiedenheit dieses Tales, die wir um unserer Sicherheit willen schätzen, macht es uns unmöglich zu verkaufen, was wir herstellen. Und obwohl wir hin und wieder einen Wagen oder zwei mit Waren volladen und die schwierige Reise nach Jaca oder Huesca auf uns nehmen, müssen wir verhindern, daß die Leute auf der Suche nach Rodolfos guten Schinken oder meinen Möbeln hierherkommen. Wir dürfen keine Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Und deshalb helfe ich auf den Feldern, wenn ich in der Werkstatt keine Arbeit habe.«
    Dann bat er Jona um einen Gefallen. »Señora Chacon sagt, daß Ihr Arzt seid.«
    »Ja?«
    »Meine Mutter hat oft Kopfweh. Wenn es auftritt, sind es schreckliche Schmerzen.«
    »Ich sehe sie mir sehr gerne an«, erwiderte Jona. Dann fiel ihm etwas ein.
    »Sagt ihr... und jedem, der einen Arzt aufsuchen will... daß ich morgen vormittag in Mica Benzaquens Scheune zu finden bin.«
    Orabuena lächelte und nickte. »Ich bringe meine Mutter zu Euch«, sagte er.
    Sie folgten weiter dem Bach bis zu einem schattigen Tümpel, an dem sie rasten konnten. Der kleine, tuchbedeckte Korb, den er für sie trug, enthielt Brot, Ziegenkäse, grüne Zwiebeln und Rosinen, und dazu tranken sie kaltes Wasser aus dem Bach, das sie mit bloßen Händen schöpften. Ihr Trinken schreckte Forellen von beträchtlicher Größe auf, die sich ins Gewirr der Wurzeln am unterspülten Ufer flüchteten.
    »Euer Tal ist ein wunderbarer Ort zum Leben«, sagte er.
    Sie antwortete nicht, sondern schüttelte das Tuch aus, so daß die Brotkrumen als Fischfutter in den Tümpel rieselten. »Ich glaube, es ist Zeit für eine Siesta«, sagte sie, lehnte sich mit dem Rücken an einem Baumstamm und schloß die Augen. Er folgte ihrem klugen Beispiel. Nur der Gesang der Vögel war zu hören und das Plätschern des Wassers, und er ruhte eine Weile, ein traumloses Dösen. Als er die Augen wieder öffnete, schlief sie noch, und er betrachtete sie in aller Ruhe. Sie hatte das Saadi-Gesicht, die lange, gerade Nase, den breiten, dünnlippigen Mund mit den sinnlichen Winkeln, die ihre Gefühle verrieten. Er war sich irgendwie sicher, daß sie eine zu starker Leidenschaft fähige Frau war, und doch schien ihr nicht daran gelegen zu sein, einen Mann zu bezaubern, denn er bemerkte an ihr keins der kleinen Zeichen, mit denen andere Frauen, wie zurückhaltend auch immer, ihre Bereitschaft andeuten. Vielleicht war es einfach so, daß er ihr gleichgültig war. Vielleicht betrauert sie aber auch immer noch ihren toten Gatten, dachte er, und einen törichten Augenblick lang beneidete er ihren entschlafenen Liebhaber. Ihr Körper war schlank, aber kräftig. Sie hat sehr gute Knochen, dachte er, und in diesem Augenblick öffnete sie die Augen und sah Jona an, der versunken ihren Wuchs musterte.
    »Sollen wir jetzt weitergehen?« fragte sie, und er nickte und stand auf. Als er ihr die Hand reichte, um ihr aufzuhelfen, spürte er, daß ihre Finger kühl und trocken waren.
    Am Nachmittag besuchten sie die Ziegen- und Schafherden, und er lernte einen Mann kennen, der tagaus tagein an den Wasserläufen entlangwanderte, um Steine zu sammeln, die für den Hausbau

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