Der Medicus von Saragossa
segnete sie, als sie sich verabschiedeten.
Am anderen Ende des Tals standen mehrere fincas, die Häuser von Schäfern, die sich große Schaf- und Ziegenherden aufgebaut hatten. Doch Jona und Adriana hielten nicht an, um an die Türen zu klopfen, sondern ließen ihre Pferde in stiller Eintracht vorbeitrotten.
Er hatte sie gebeten, kein Essen mitzunehmen, weil er für sie beide Forellen fangen wollte, doch sie hatte ein wenig Brot und Käse dabei, und das schlichte Mahl genügte ihnen, so daß er sich die einfache Übung mit der Angelschnur ersparte. Sie banden die Pferde auf einem schattigen Grasstück in der Nähe an und verbrachten die Mittagszeit wie tags zuvor schlafend unter einem Baum am Bach.
Der Tag wurde sehr heiß, und Jona schlummerte friedlich und lange. Als er aufwachte, glaubte er, sie schlafe noch, und er ging zum Bach und spritzte sich das sehr kalte Wasser ins Gesicht. Doch kurz darauf stand sie ebenfalls auf und kniete sich neben ihn, um es ihm gleichzutun. Dann schöpften sie mit bloßen Händen Wasser und tranken, und dabei sahen sie einander über die tropfenden Finger hinweg direkt in die Augen, aber sie wandte den Blick sofort wieder ab. Auf dem Rückweg ließ er sie ein Stückchen voranreiten, damit er betrachten konnte, wie sie mit vollkommen geradem Rückgrat im Sattel saß und auch bei einem kurzen Galopp behende ihr Gleichgewicht behielt. Manchmal wehten ihre offenen braunen Haare im leichten Wind.
Vor ihrem Haus sattelte er ihr Pferd ab. »Danke, daß Ihr mich heute wieder herumgeführt habt«, sagte er, und sie lächelte und nickte. Er wollte noch nicht gehen, doch von ihr kam keine Einladung zum Bleiben.
Er ritt zu Benzaquen zurück und ließ seinen grauen Araber in der Nähe grasen. Die Männer des Tals hatten angefangen, einen Graben auszuheben, um Wasser vom Bach zu den trockenen Teilen der Weide zu leiten. Eine Stunde lang half er ihnen und trug Eimer mit Aushub zu einer Senke, wo er die Erde ausbreitete, doch nicht einmal die schwere Arbeit konnte die eigenartige Ruhelosigkeit und Reizbarkeit, die ihn erfaßt hatte, vertreiben.
Der folgende Tag war ein Samstag. Beim Aufwachen war sein erster Gedanken, daß er sofort zu Adriana Chacon gehen wollte, doch schon kam Mica Benzaquen in die Scheune und fragte ihn, ob er nicht mit einigen Männern in den Wald gehen und ihnen Heilkräuter zeigen könne, mit denen sie Krankheiten bekämpfen konnten, wenn sie nach Señor Toledanos Abreise wieder ohne Arzt wären.
»Außer natürlich, Ihr habt vor, für immer hierzubleiben«, sagte Mica. Jona spürte, daß dies nicht nur im Spaß gesprochen war, doch er lächelte und schüttelte den Kopf.
Kurz darauf machte er sich mit Benzaquen, Asher de Segarra und Pedro Abulafin auf den Weg. Er war sicher, daß er aus Unwissenheit einige wertvolle Pflanzen übersehen würde, aber Nuño hatte ihn gut ausgebildet, und er wußte, daß diese Männer mitten in einer Fundgrube für Apotheker lebten. Noch auf der Wiese zeigte er ihnen eine Wickenart, die Geschwüre linderte oder, mit Wein zu einer Paste vermischt, gegen Schlangenbisse half. Und Lupinen, die, mit Wein genommen, Ischiasschmerzen linderten und mit Essig Würmer aus dem Darm vertrieben. In ihren Gemüsegärten, belehrte er sie, wüchsen weitere wertvolle Pflanzen. »Linsen, mit ihren Schalen gegessen, besänftigen die Eingeweide bei Durchfall. Wie auch Mispeln, wenn man sie kleinhackt und mit Wein oder Essig vermischt. Rhabarber regt einen trägen Darm an. Sesamsamen in Wein helfen gegen Kopfschmerzen, und weiße Rüben lindern die Gicht.«
Im Wald zeigte er ihnen wilde Erbsen, gut gegen Krätze und Gelbsucht, wenn mit Gerste und Honig vermischt. Und Griechisches Heu, das, mit Salpeter und Essig vermischt, die monatlichen Krämpfe der Frauen linderte. Und Hyazinthen, die, mit einem Fischkopf verbrannt und mit Olivenöl vermischt, eine gute Salbe gegen schmerzende Gelenke ergaben.
Zwischendurch machte Pedro Abulafin, dessen finca am nächsten lag, sich davon und kehrte kurz darauf mit zwei Broten und einem Krug zurück, und die Männer setzten sich auf Felsen am Bach, teilten und aßen das Brot und ließen den Krug herumgehen. Er enthielt einen säuerlichen Wein, den man hatte reifen lassen, bis er fast so stark wie Cognac war.
Die vier Männer waren heiter und voll guter Kameradschaft, als sie den Wald verließen. Jona fragte sich, ob noch Zeit war für den Besuch bei Adriana, an den er frühmorgens gedacht hatte, doch als sie zu Benzaquens
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