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Der Medicus von Saragossa

Titel: Der Medicus von Saragossa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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zu fallen.
    An den nächsten beiden Abenden spielte Jona ein neues Spiel, wenn der Tag verlosch; früh sagte er Mica und Lea gute Nacht und wartete dann ungeduldig auf die volle, pflaumenfarbene Dunkelheit, die es ihm gestattete, ungesehen aus Benzaquens Scheune zu schlüpfen. Er mied das Mondlicht, drückte sich in den Schatten, wo er ihn fand, und schlich so verstohlen zu ihrem Haus wie einer, der Kehlen durchschneiden will. In beiden Nächten war die Tür für ihn geöffnet, und sie stand gleich dahinter und stürzte sich auf ihn mit einer Begierde, die seiner nicht nachstand. Jedesmal schickte sie ihn lange vor Tagesanbruch wieder weg, denn alle Dörfler waren Bauern, die früh aufstanden, um ihre Tiere zu versorgen.
    Sie glaubten, unauffällig und vorsichtig zu sein. Vielleicht waren sie es auch, doch am Freitag morgen bat Benzaquen Jona, ihn zu begleiten. »Damit wir uns besprechen können.«
    Die beiden gingen zu Fuß zu einer Stelle ein Stückchen außerhalb des Dorfes. Mica zeige ihm einen breiten Streifen grünenden Landes, der sich vom Fluß bis zum Fuß des Berges erstreckte.
    »Das Grundstück liegt genau in der Mitte des Tales«, sagte Mica. »Eine gute Lage, leicht zu erreichen von jedem Dorfbewohner, der einen Arzt braucht.«
    Jona dachte an eine frühere Zeit, als er der Werbende gewesen war und Benzaquen ihn kurzerhand abgewiesen hatte. Er vermutete, daß Mica nun für das Dorf um ihn warb.
    »Dieses Land war Eigentum des verstorbenen Fireas ben Sagan, gehört aber seit seiner Heirat Joaquin Chacon. Er hat bemerkt, daß Ihr ein Auge auf seine Tochter geworfen habt, und mich gebeten, es Euch beiden anzubieten.«
    Sie benutzten Adriana als Köder, erkannte er. Es war ein schönes Stück bewaldeten Landes, wo ein Haus an erhöhter Stelle stehen konnte und doch so nahe am Bach, daß man sein Plätschern hörte. Eine Familie, die hier lebte, konnte an warmen Sommertagen in den Tümpeln planschen. Vorne lag ein kleines Feld, hinten erhob sich die bewaldete Bergflanke.
    »Es liegt sehr günstig im Tal. Jeder könnte zu Fuß zu Euch kommen. Die Männer würden Euch ein schönes Haus bauen. Wir sind nur eine kleine Gemeinde«, sagte Benzaquen. »Ihr würdet neben den Menschen auch Tiere behandeln müssen, und vielleicht auch ein wenig Land bestellen, wenn Ihr wollt.«
    Es war ein gutes Angebot und verdiente eine Antwort. Eine höfliche Ablehnung lag Jona auf den Lippen; zwar hatte er das Tal als Garten Eden gesehen, doch nie für sich selbst. Er wollte aber nicht ablehnen, bevor er wußte, welche Auswirkungen seine Entscheidung auf Adriana Chacons Lebens haben würde.
    »Laßt mich darüber nachdenken«, sagte er, und Benzaquen nickte, froh darüber, daß er nicht gleich eine endgültige Ablehnung erhalten hatte. Auf dem Rückweg bat er Benzaquen, etwas für ihn zu tun. »Erinnert Ihr Euch noch an den Abend, als wir uns in Isaak Saadis Haus in Granada trafen, an diese Sabbatfeier nach der alten Religion? Würdet Ihr Eure Freunde heute abend zu einer solchen Feier einladen?«
    Benzaquen runzelte die Stirn. Er musterte Jona und sah nun vielleicht Schwierigkeiten, die er zuvor nicht erkannt hatte, doch dann lächelte er ein wenig gequält. »Wenn es etwas ist, das Ihr Euch unbedingt wünscht...«
    »Das ist es, Mica.«
    »Dann will ich den Männern Bescheid geben.«
    Doch an diesem Abend kamen nur Asher de Segarra und Pedro Abulafin zu Benzaquen, und an ihrer verlegenen Art merkte Jona, daß sie nicht aus Frömmigkeit gekommen waren, sondern weil sie ihn als Menschen schätzengelernt hatten.
    Gemeinsam saßen sie da und warteten, bis am Himmel der dritte Stern sichtbar wurde, der den Beginn des Sabbat ankündigte.
    »Ich weiß nicht mehr viel von den Gebeten«, sagte Asher.
    »Ich auch nicht«, sagte Jona. Er hätte ihnen das Schema vorbeten können. Aber am vergangenen Sonntag hatte Padre Serafino von der Dreifaltigkeit gesprochen und seiner Gemeinde gesagt: »Es sind drei. Der Vater erschafft. Der Sohn rettet die Seelen. Der Geist läutert die Sünder dieser Welt.«
    Das war es, woran die Neuen Christen Pradograndes jetzt glaubten, erkannte Jona. Sie schienen glücklich zu sein als Katholiken, solange nur die Inquisition sie in Ruhe ließ. Wer war Jona Toledano, daß er sie bitten durfte zu singen: »Höre, Israel, der Ewige unser Gott ist ein einiges, ewiges Wesen.«
    Asher de Segarra legte Jona die Hand auf die Schulter. »Es bringt nichts, der Vergangenheit nachzutrauern.«
    »Ihr habt recht«, sagte

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