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Der Medicus von Saragossa

Titel: Der Medicus von Saragossa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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gewöhnen.
    Als sie schließlich Saragossa erreichten, sah sie sich die Stadt genau an, und als sie auf den Zuweg zu seinem Haus einbogen, war sie aufgeregt und neugierig. Jona sehnte sich nach einem Bad, einer Schüssel Grütze, einem Glas Wein und Adriana in seinem Bett, gefolgt von einem langen Schlaf, doch sie bettelte, bis er sie schließlich herumführte, mit ihr über das Grundstück spazierte und ihr zeigte, was es zu sehen gab, die Olivenbäume, Nuños Grab, den Bach mit seinen winzigen Forellen, die Obstbäume, den vernachlässigten Garten, der inzwischen mehr als verwildert war, und die hacienda.
    Als er danach endlich bekommen hatte, wonach ihm verlangte, schliefen sie den halben Tag und die ganze Nacht.
    Am nächsten Tag vermählten sie sich selbst. Jona band vier gerade Stecken an Stühle in der Wohnstube und hängte eine Decke darüber, als Hochzeitsbaldachin. Er zündete Kerzen an, und dann standen sie nebeneinander wie unter einem Zelt. »Gesegnet seist du, o Herr unser Gott, der uns mit seinen Geboten geheiligt und mir diese Braut gebracht hat.«
    Sie sah ihn an. »Gesegnet seist du, o Herr unser Gott, der uns mit seinen Geboten geheiligt und mir diesen Bräutigam gebracht hat«, wiederholte sie mit feuchten, aber strahlenden Augen. Er schob ihr den Silberring auf den Finger, den sein Vater zu seinem dreizehnten Geburtstag für ihn gemacht hatte, doch er war sehr groß. »Das macht nichts«, sagte er zu ihr. »Dann trägst du ihn eben an einer kleinen Kette um den Hals.«
    Er zertrat ein Glas unter dem Absatz als Symbol der Trauer über die Zerstörung des Tempels in Jerusalem, in Wahrheit aber hatten sie an diesem Tag nur wenig Trauer in ihren Herzen.
    »Masel-tow, Adriana.«
    »Masel-tow, Jona.«
    Anstelle einer Hochzeitsfeier ging sie in den Garten und jätete Unkraut und dünnte die Zwiebeln aus. Jona ritt zum Hof seines Patienten Pascual Cabrera, um das schwarze Pferd zurückzuholen, das er bei ihm untergestellt hatte. Bald rannte der Rappe zusammen mit dem grauen Araber und Adrianas Pferd Doña über die Weide.
    »Warum nennst du deine Pferde nur das Schwarze und das Graue?« fragte sie. »Warum haben sie keinen Namen?«
    Wie sollte er ihr erklären, daß er vor langer Zeit einmal einen Esel mit zwei Namen gehabt und verloren hatte und daß er seit dieser Zeit keinem Tier mehr einen Namen geben konnte? Er zuckte nur die Achseln und lächelte.
    »Darf ich ihnen Namen geben?« fragte sie, und er erwiderte, das wäre schön. Sein grauer Araber wurde zu Sultan. Adriana meinte, die schwarze Stute, die Manuel Fierro gehört hatte, sehe aus wie eine Nonne, und sie nannte das Pferd deshalb Hermana, Schwester.
    An diesem Nachmittag begann sie, auf der hacienda, zu arbeiten. Das Haus war in seiner Abwesenheit ein wenig muffig geworden, und so riß sie Türen und Fenster auf, um frische Luft hereinzulassen. Sie schrubbte und wischte und polierte. Sie sammelte frische Binsen für den Boden und rückte die bequemen Sessel ein Stückchen näher ans Feuer. Die Kerzenhalter ihrer Großmutter und den geschnitzten Vogel aus Pradogrande stellte sie auf den Kaminsims. Binnen zwei Tagen war es, als hätte sie schon immer hier gelebt, und die hacienda war Adrianas Heim geworden.

Teil VII
Der Stumme
    Aragõn 3. April 1509

1. Ein Brief aus Toledo
    N eben Nuño Fierro war Miguel de Montenegro der beste Arzt, den Jona je kennengelernt hatte.
    Ihre Bezirke überschnitten sich, aber die beiden Ärzte halfen sich gegenseitig, ohne sich je als Rivalen zu verstehen. Montenegro war Lehrmeister von Pedro Palma gewesen und hatte den jüngeren Mann vor kurzem zu seinem Teilhaber gemacht.
    »Aber Pedro hat Lücken in seinem Wissen und seiner Erfahrung«, sagte Montenegro eines Tages zu Jona, als die beiden sich bei einem Glas Wein in einer Taverne in Saragossa entspannten. »Ich habe vor allem den Eindruck, daß er mehr Erfahrung in der Wissenschaft der Anatomie nötig hat. Er würde viel lernen, wenn er mit Euch arbeiten könnte, falls sich wieder einmal die Gelegenheit ergibt.«
    Beide wußten, daß Montenegro Jona bat, Palma an einer Leichenöffnung teilnehmen zu lassen.
    Jona achtete Montenegro sehr. Der Ältere war einer der Prüfer gewesen, die Ramón die Zulassung als Arzt erteilt hatten, und es fiel Jona schwer, ihm etwas abzuschlagen. Aber Jona war sich seit seiner Heirat sehr deutlich seiner Verantwortung für Adriana bewußt, und er wollte sie nicht in Gefahr bringen. »Ich halte Euch für einen ausgezeichneten

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