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Der Medicus von Saragossa

Titel: Der Medicus von Saragossa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Chirurgen, und Ihr solltet ihn deshalb selbst unterweisen, wie Euer Freund Nuño mich unterwiesen hat«, antwortete er.
    Montenegro nickte, denn er verstand Jonas Entscheidung und nahm sie ohne Groll hin. »Wie ist es um Eure Frau bestellt, Ramón?«
    »Unverändert, Miguel.«
    »Ach ja. Aber wie Ihr wißt, braucht so etwa manchmal seine Zeit. Sie ist eine so bezaubernde Frau. Wollt Ihr sie bitte von mir grüßen?« sagte er, und Jona nickte und trank seinen Wein aus.
    Jona konnte nicht abschätzen, ob Adriana unfruchtbar war oder ob der Fehler bei ihm lag, denn seines Wissens hatte er noch nie eine Frau geschwängert. Ihre Kinderlosigkeit war das einzige Unglück in ihrer Ehe. Jona wußte, wie sehr seine Frau sich eine Familie wünschte, und es tat ihm weh, die Traurigkeit in ihrem Blick zu sehen, wenn sie die Kinder anderer Frauen betrachtete.
    Er hatte Montenegro um Rat gefragt, und nach dem gemeinsamen Studium der verfügbaren medizinischen Literatur hatten sie beschlossen, ihr einen Aufguß aus Hülsenfrüchten, Kampfer, Zucker, Gerstenessenz und mit Wein vermischter gemahlener Alraunwurzel zu geben, ein Rezept, das angeblich von dem islamischen Arzt Ali ibn Ridwan stammte. Drei Jahre lang nahm Adriana diesen Trank nun schon regelmäßig, zusammen mit anderen Arzneien, doch bislang ohne Ergebnis.
    Sie führten ein stilles und geordnetes Leben. Um den Schein zu wahren, begleitete Adriana ihn an mehreren Sonntagen pro Monat in die Kirche, doch ansonsten ging sie nur selten in die Stadt, wo sie als Frau des Medicus mit Hochachtung behandelt wurde. Sie bebaute einen vergrößerten Küchengarten, und zusammen mit Jona hatte sie langsam, aber stetig immer mehr der Obst- und Olivenbäume zum Fruchttragen gebracht. Es machte ihr großen Spaß, das eigene Land zu bearbeiten wie ein peón.
    Es war für Jona eine sehr befriedigende Zeit. Zusätzlich zu der Frau, die er liebte, hatte er eine Arbeit, die ihm teuer war, und sogar noch die Freuden der Gelehrsamkeit. Nur wenige Monate nach ihrer Ankunft aus Pradogrande war er auf der letzten Seite des Kanon der Medizin angelangt. Fast widerstrebend hatte er das letzte Blatt mit hebräischen Schriftzeichen übersetzt – eine Warnung an die Ärzte, daß Patienten in einem geschwächten Zustand oder solche, die an Durchfall oder Übelkeit litten, nicht zur Ader gelassen werden sollten.
    Und dann war er soweit, daß er auf einem eigenen Blatt die letzten Worte niederschreiben konnte.
    Der Beschluß der Arbeit und eine Danksagung
    Möge diese unsere kurze Abhandlung über die allgemeinen Prinzipien der Wissenschaft der Medizin für tauglich befunden werden. Unsere nächste Aufgabe wird ein Buch der Heilkräuter sein, mit Allahs Erlaubnis.
    Möge Er unser Beistand sein, und Ihm danken wir für seine unermüdliche Gnade.
    DAS ENDE DES ERSTEN BUCHS DES KANONS Der MEDIZIN VON AVICENNA DEM ERSTEN Der ÄRZTE.
    Jona nahm feinen Sand, um die Tinte zu löschen, und schüttelte ihn vorsichtig wieder ab, bevor er das Blatt oben auf den beträchtlich angewachsenen Manuskriptstapel auf seinem Schreibtisch legte. Er war erfüllt von einer ganz eigenen Freude, die, wie er glaubte, nur Schriftsteller und Gelehrte empfinden können, die sich über lange Zeit hinweg und in völliger Einsamkeit abgemüht haben, um ihr Werk zu vollenden, und er bedauerte, daß Nuño Fierro das Ergebnis des Auftrags nicht mehr sehen konnte, den er seinem Lehrling erteilt hatte.
    Jona stellte den spanischen Avicenna in ein Regal und den hebräischen Avicenna wieder in sein Nischenversteck in der Wand, aus dem er nun den zweiten Teil von Nuños Auftrag nahm, die medizinischen Aphorismen des Maimonides. Und da noch Zeit war, bis Adriana ihn zum Abendessen rief, setzte er sich wieder an seinen Schreibtisch und fing an, die erste Seite zu übersetzen.
    Die beiden pflegten nur wenig gesellschaftlichen Umgang. Kurz nach Adrianas Ankunft in Saragossa hatten sie Montenegro zum Abendessen eingeladen. Der kleine, lebhafte Mann war Witwer und hatte ihnen ihre Freundlichkeit vergolten, indem er sie in ein Gasthaus in der Stadt einlud. Aus diesen gegenseitigen Bewirtungen war eine liebgewonnene Gewohnheit geworden.
    Adriana war bezaubert von der Geschichte ihres Hauses. »Erzähl mir von den Menschen, die hier gewohnt haben, Ramón«, sagte sie. Es erstaunte sie, daß Reyna Fadique Haushälterin aller drei Ärzte gewesen war, die auf der hacienda gelebt hatten. »Was für eine ungewöhnliche Frau muß sie doch sein, daß sie drei

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