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Der Medicus von Saragossa

Titel: Der Medicus von Saragossa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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finden.«
    Doch noch während er das sagte, dachte er mit Unbehagen daran, daß der zweite August der neunte Tag des jüdischen Monats Aw war, ein berüchtigtes Datum und vielleicht ein schlechtes Omen, denn der neunte Aw war das Datum der Zerstörung des Tempels in Jerusalem, der Beginn der erzwungenen Wanderschaft vieler Juden durch die Welt.

4. Der Fischer
    N un brauchten Jona und Eleasar kein Silber mehr zu polieren. Da Helkias wußte, daß er seine Stücke nicht mehr zu einem angemessenen Preis würde verkaufen können, überließ er Benito Martin für einen geringen Betrag seinen ganzen Bestand. Am Mittelfinger der rechten Hand trug Jona ein breites Silberband, das sein Vater ihm geschenkt hatte, als er zum ersten Mal zur Tora gerufen wurde. Helkias hatte auch für seinen Erstgeborenen einen solchen Ring angefertigt, doch als man ihm Meirs Leiche brachte, fehlte dieses Silberband.
    »Zieh deinen Ring vom Finger«, befahl Helkias nun Jona, und der Junge gehorchte widerstrebend. Sein Vater fädelte den Ring auf eine dünne, aber starke Schnur, die er Jona um den Hals band, damit der Ring unter seinem Hemd verborgen war.
    »Falls es einmal soweit kommt, daß wir den Ring verkaufen müssen, verspreche ich, dir so bald wie möglich einen neuen zu machen. Aber wenn Gott will, wirst du diesen Ring an einem anderen Ort wieder tragen können«, sagte er.
    Helkias ging mit seinen beiden Söhnen auf den jüdischen Friedhof vor den Toren der Stadt. Es war ein herzzerreißender Moment, denn auch andere Familien, die Spanien verließen, besuchten die Gräber ihrer Lieben, um sich zu verabschieden, und ihr Klagen und Schluchzen ängstigten Eleasar so sehr, daß auch er zu weinen anfing, obwohl er sich an seine Mutter gar nicht und an Meir kaum noch erinnern konnte.
    Helkias hatte jahrelang um seine Frau und seinen Erstgeborenen getrauert. Obwohl seine Augen feucht waren, gab er keinen Laut von sich, sondern drückte seine beiden Söhne an sich, trocknete ihre Tränen und küßte sie, bevor er ihnen auftrug, die Gräber herzurichten und kleine Steine zu suchen, die sie als Zeichen ihres letzten Besuchs darauflegten.
    »Es ist schrecklich, ihre Gräber zurückzulassen«, sagte Helkias später zu Benito. Martin hatte einen Schlauch mit Wein mitgebracht, und die beiden Freunde saßen zusammen und redeten, wie sie es früher so oft getan hatten. »Aber am schlimmsten ist es, das Grab meines Sohnes zu verlassen, ohne zu wissen, wer ihn auf dem Gewissen hat.«
    »Wenn es möglich wäre, das Reliquiar ausfindig zu machen, könnte uns der Fundort eine Menge verraten.«
    Helkias' Mund zuckte. »Es war aber nicht möglich. Inzwischen haben die Diebe, die mit solchen Dingen handeln, es bestimmt schon verkauft. Vielleicht ist es in einer Kirche irgendwo weit weg von hier«, sagte er und trank einen großen Schluck Wein.
    »Trotzdem... vielleicht auch nicht«, sagte Benito. »Wenn ich mit den Priestern der Kirchen aus der Umgebung reden würde, könnte ich vielleicht etwas erfahren.«
    »Das wollte ich auch schon tun«, gab Helkias zu, »aber... ich bin Jude. Ich hatte zu große Angst vor Kirchen und Priestern, um es zu tun.«
    »Dann laß mich es jetzt für dich tun«, sagte Martin, und Helkias nickte dankbar. Er ging zu seinem Zeichentisch, nahm die Skizzen des Ziboriums und gab sie Martin, damit der sie den Priestern zeigen konnte.
    Martin hatte noch etwas auf dem Herzen. »Helkias, die Stimmung in der Stadt ist gegen dich. Es geht das Gerücht, daß du dich weigerst, Toledo zu verlassen, und auch nicht konvertieren willst. Dieses Haus auf dem Hochufer ist sehr ungeschützt. Um Zuflucht in der Menge hinter den Mauern des jüdischen Viertels zu suchen, ist es zu spät, weil die anderen Juden es bereits verlassen haben. Vielleicht solltest du also mit deinen Söhnen zu mir kommen, in die Sicherheit eines christlichen Hauses.«
    Helkias wußte, daß es Gerede geben würde, wenn ein Erwachsener und zwei Knaben, wenn auch nur für kurze Zeit, ins Haus der Martins zögen. Er dankte Benito, schüttelte aber den Kopf. »Bis zu dem Augenblick unserer Abreise wollen wir den Aufenthalt in dem Haus genießen, in dem meine Söhne geboren wurden«, sagte er.
    Dennoch ging Helkias, nachdem Benito sich verabschiedet hatte, mit seinen Söhnen zu dem Pfad, der vom Hochufer nach unten führte. Ein Stückchen abseits des Wegs zeigte er ihnen einen schmalen, L-förmigen Tunnel, der in eine kleine Höhle führte.
    Falls es je nötig sein würde, sagte er

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