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Der Medicus von Saragossa

Titel: Der Medicus von Saragossa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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von hier.«
    Benito schämte sich, daß ein Mönch ihm solche Angst hatte einjagen können.
    Er fragte, ob er Eleasar für den Rest des Nachmittags mit zu sich nehmen dürfe, damit der Junge sich von seinem geliebten Spielkameraden, dem kleinen Enrique, verabschieden konnte. »Er kann auch über Nacht bleiben, wenn du es erlaubst.«
    Helkias nickte, denn er wußte, daß die beiden Jungen sich nie wiedersehen würden.
    Jona und sein Vater waren bis weit in den Abend bei Kerzenlicht beschäftigt, um alles für die Abreise vorzubereiten.
    Jona arbeitete gern mit Helkias. Eleasar würde über Nacht wegbleiben, und er fand es nicht unangenehm, mit seinem Vater allein zu sein. Sie teilten ihre Habseligkeiten in Stapel, einen mit Sachen, die sie zurücklassen mußten, und einen kleineren mit Dingen, die sie im Morgengrauen auf die Esel laden würden Kleidung, Nahrungsmittel, ein Gebetbuch und einen Satz Werkzeuge seines Vaters.
    Bevor es allzu spät wurde, schickte Helkias Jona ins Bett. »Morgen reisen wir. Dazu brauchst du deine ganze Kraft.«
    Aber Jona war, eingelullt von den Geräuschen seines Vaters, der den Boden fegte, eben erst eingeschlafen, als sein Vater ihn grob und heftig schüttelte. »Mein Sohn. Du mußt aus dem Haus. Durch das hintere Fenster. Beeil dich.«
    Jetzt konnte Jona ihn hören, den Lärm vieler Männer, die die Straße hochkamen. Einige sangen ein grimmiges Lied. Andere schrien. Sie waren nicht mehr weit entfernt.
    »Wohin...?«
    »Geh in die Höhle unter dem Abbruch. Und bleib dort, bis ich dich hole.« Die Finger des Vaters gruben sich in seine Schulter. »Hör auf mich. Geh jetzt. Geh sofort. Und laß die Nachbarn dich nicht sehen.« Helkias warf ein halbes Brot in einen kleinen Sack und gab ihn dem Jungen. »Jona. Wenn ich nicht komme... bleib so lang, wie du kannst, und dann geh zu Benito Martin.«
    »Komm doch mit mir, Abba«, sagte der Junge ängstlich, aber Helkias schob seinen Sohn durchs Fenster, und Jona war allein in der Nacht.
    Vorsichtig schlich er sich an der Rückseite der Häuser entlang, aber irgendwo mußte er die Straße überqueren, um zur Klippe zu gelangen. Als er die Häuser hinter sich gelassen hatte, näherte er sich in der Dunkelheit der Straße und sah zum ersten Mal die näher rückenden Lichter. Sie waren erschreckend nah. Offenbar handelte es sich um eine große Gruppe Männer, und die Lichter der Fackeln tanzten funkelnd auf ihren Waffen. Er versuchte, nicht zu schluchzen, aber es war ohne Bedeutung, denn ihr Lärm war jetzt schon sehr laut.
    Und plötzlich rannte Jona.

6. Das Versteck
    D ie Enge und die Form des Tunnels dämpften die Geräusche, aber hin und wieder drang etwas an sein Ohr, ein unterdrücktes Brüllen, ein Heulen wie vom Wind eines entfernten Gewitters.
    Leise weinend lag er auf dem Boden aus Fels und Erde, als wäre er aus großer Höhe heruntergefallen. Er spürte nicht einmal die Steinchen und Kiesel unter seinem Körper.
    Nach einer Weile sank er in einen tiefen Schlaf, eine willkommene Flucht aus seinem kleinen Felsgefängnis.
    Als er wieder aufwachte, hatte er keine Ahnung, wie lange er geschlafen hatte oder wieviel Zeit seit seiner Flucht in die Höhle vergangen war.
    Er wußte, daß ihn das Gefühl geweckt hatte, etwas Kleines krabble ihm übers Bein. Zuerst dachte er an Giftschlangen und erstarrte, aber dann hörte er ein vertrautes leises Rascheln und entspannte sich wieder, denn vor Mäusen hatte er keine Angst.
    Seine Augen hatten sich inzwischen an die samtige Schwärze gewöhnt, dennoch blieb sie undurchdringlich. Er hatte keine Ahnung, ob es Tag oder Nacht war. Als er Hunger verspürte, nagte er an dem Brot, das sein Vater ihm gegeben hatte.
    Als er das nächste Mal einschlief, träumte er von seinem Vater, und im Traum musterte er das vertraute Gesicht, die strahlendblauen, tief in den Höhlen liegenden Augen über der starken Nase, den breiten, vollippigen Mund über dem buschigen Bart, der so grau war wie die lockige Aureole der Haare. Sein Vater sagte etwas zu ihm. Aber Jona konnte die Worte nicht verstehen, oder er erinnerte sich nicht an sie, als der Traum vorüber war; und beim Aufwachen fand er sich in seinem Tierbau wieder. Er erinnerte sich an das letzte, was sein Vater zu ihm gesagt hatte, an die strenge Ermahnung, Jona solle nur ja in der Höhle bleiben, bis er, Helkias, komme und ihm sage, daß alles in Ordnung sei, und so aß er den Rest des Brotes und lag dann untätig in der Dunkelheit. Er war sehr durstig, und ihm

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