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Der Medicus von Saragossa

Titel: Der Medicus von Saragossa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Schönheit der Blume nachzubilden, spürte er stärker das Wesen und die Seele der Rose, und in all den Versuchen und Mißerfolgen wandelte er sich allmählich von dem Handwerker, der er gewesen war, zu dem Künstler, der er sein würde.
    Schließlich hatte er eine Blume aus leuchtendem Gold erschaffen. Ihre Blütenblätter öffneten sich mit einer frischen Weichheit, die sich dem Auge erschloß, ohne daß man sie mit den Fingern ertastete. Es war eine lebensechte Blume, als hätte ein Meistergärtner eine vollkommene goldfarbene Rose gezüchtet. Der Stiel und die Verästelungen und Dornen und Blätter waren aus glänzendem Silber, was den Eindruck des Lebensechten eigentlich verdarb, doch bis zu dem von Graf Vasca geforderten Ablieferungstag waren es noch fünf Monate, und so ließ Helkias die Zeit ihr Werk verrichten. Das Gold behielt seine Farbe, während das Silber beschlug und nachdunkelte, bis es einen Farbton hatte, der die Blume naturgetreu machte.
    Graf Vasca war sichtlich überrascht und erfreut gewesen, als er sah, was Helkias geschaffen hatte. »Diese Rose werde ich nicht als Siegerpreis weggeben. Ich habe eine bessere Verwendung dafür«, sagte er. Anstatt Helkias zu bezahlen, gab er ihm einen umfangreichen Auftrag für weitere Gegenstände, und dann noch einen dritten. Letztendlich war er so zu Helkias' größtem Schuldner geworden, und nun, da man die Juden aus Spanien vertrieb, war diese Schuld Vascas ein Hauptgrund für Helkias' ernste Notlage. Die Burg, die nun vor ihnen auftauchte, war groß und abweisend. Das Gatter des großen Tors zum Bergfried war heruntergelassen. Helkias und Jona sahen hoch zum Wachhäuschen oben auf der hohen Mauer.
    »He da, Wache!« rief Helkias, und sofort erschien ein behelmter Kopf.
    »Ich bin Helkias Toledano, der Silberschmied. Ich möchte mit Seiner Exzellenz dem Grafen Vasca sprechen.«
    Der Kopf verschwand und erschien kurz darauf wieder.
    »Seine Exzellenz der Graf ist nicht hier. Ihr müßt wieder gehen.«
    Jona unterdrückte ein Stöhnen, aber sein Vater blieb hartnäckig. »Ich komme in einer wichtigen geschäftlichen Angelegenheit. Wenn der Graf nicht hier ist, muß ich mit seinem Verwalter sprechen.«
    Wieder verschwand der Wachposten. Jona und sein Vater saßen auf ihren Pferden und warteten.
    Schließlich wurde, mit einem Quietschen und dann einem Knarren, das Gatter hochgezogen, und sie ritten in den Burghof.
    Der Verwalter war ein schlanker Mann, der einen Falken in einem Käfig mit Fleischstreifen fütterte. Katzenfleisch. Jona sah den Schwanz, der noch ganz war.
    Der Mann würdigte ihn kaum eines Blickes. »Er ist im Norden auf der Jagd«, sagte er ungehalten.
    »Ich bitte um die Bezahlung von Stücken, die ich auf seine Bestellung hin angefertigt und ihm geliefert habe«, sagte Helkias, und nun sah der Verwalter ihn an.
    »Ich bezahle nur, wenn er es befiehlt.«
    »Wann kommt er zurück?«
    »Wann es ihm beliebt.« Der Mann wurde etwas zugänglicher, vielleicht um sie loszuwerden. »An Eurer Stelle würde ich in sechs Tagen wiederkommen.«
    Auf dem Rückweg nach Toledo blieb Helkias stumm und hing seinen sorgenschweren Gedanken nach. Jona versuchte, ein wenig von der Hochstimmung des Hinritts zu retten.
    »Oh, der Wolf wird zu Gast sein bei dem Lamme...«, stimmte er an, aber sein Vater achtete nicht auf ihn, und so ritten sie größtenteils schweigend den Rest des Wegs.
    Sechs Tage später ritt Helkias noch einmal zur Burg, und diesmal sagte ihm der Verwalter, daß der Graf erst in vierzehn Tagen, am sechsundzwanzigsten Tag des Monats, zurückkehren werde.
    »Das ist zu spät«, entgegnete Aaron verzweifelt, als Helkias es ihm sagte.
    »Ja, das ist zu spät«, sagte Helkias.
    Aber tags darauf verbreitete sich die Kunde, daß die Monarchen in ihrer Gnade den Juden einen zusätzlichen Tag für die Abreise aus Spanien gewährt hätten, so daß sich das letztmögliche Datum vom ersten auf den zweiten August verschob.
    »Glaubst du...?« fragte Aaron.
    »Ja, wir können es schaffen! Ich werde vor der Burg auf ihn warten, wenn er ankommt. Gleich nachdem er mich bezahlt hat, können wir aufbrechen«, sagte Helkias.
    »Aber dann müssen wir die Reise nach Valencia in sieben Tagen schaffen!«
    »Wir haben keine andere Wahl, Aaron«, entgegnete Helkias. »Ohne Geld sind wir verloren.«
    Als Aaron seufzte, legte Helkias ihm die Hand auf den Arm. »Wir schaffen das schon. Wir treiben uns und die Tiere bis zum Äußersten, und den Weg werden wir schon

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