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Der Medicus von Saragossa

Titel: Der Medicus von Saragossa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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und Juana sagte, es sei ungewöhnlich, daß es im Monat Tammus so heftig regne.
    »Aber es ist schon vorgekommen«, meinte ihr Mann. »Natürlich ist es schon vorgekommen«, erwiderte Juana, und niemand wagte die Bemerkung, daß es ein schlechtes Omen sei. Die Luft war warm trotz der vielen Feuchtigkeit, und am zweiten Tag ließ der Regen nach und hörte schließlich ganz auf.
    Benito Martin war an beiden Tagen mit den zusammengerollten und gegen die Feuchtigkeit in ein Stück Leder gewickelten Skizzen des Reliquiars durch den Regen geritten. In sieben Kirchen und zwei Klöstern hatte er die Zeichnungen aufgerollt. Inzwischen wußte jeder Priester und Mönch in Toledo von dem Verlust des Ziboriums der kleinen Abtei, aber niemand schien einen Hinweis darauf geben zu können, was mit dem Reliquiar nach dem Diebstahl geschehen war.
    Benitos letzter Besuch hatte der Kathedrale gegolten, wo er sich hingekniet und ein Gebet gesprochen hatte.
    Als er sich nach dem Beten wieder erhob, sah er, daß er von einem großen, buckligen Mönch beobachtet wurde. Martin hatte gerüchteweise schon gehört, daß er für die Inquisition tätig war, konnte sich aber nicht an seinen Namen erinnern.
    Auch hier zeigte er die Skizzen den Priestern, die zuhauf die Kathedrale bevölkerten. Dreimal hatte er sie bereits hergezeigt, mit dem inzwischen vertrauten Mangel an Erfolg, als er den Kopf hob und wieder dem Blick des großen Mönchs begegnete.
    Der Mann krümmte den Zeigefinger.
    »Laßt mich sehen.«
    Benito gab ihm die Zeichnungen, und der Mönch betrachtete sie eingehend. »Warum zeigt Ihr sie Priestern?«
    »Das sind Skizzen eines Reliquiars, das gestohlen wurde. Der Silberschmied, der es angefertigt hat, möchte herausfinden, ob jemand Bescheid weiß über seinen Verbleib.«
    »Der Jude Toledano.«
    »Ja.«
    »Euer Name?«
    »Ich bin Benito Martin.«
    »Seid Ihr ein Konvertit?«
    »Nein, Vater, ich bin ein Alter Christ.«
    »Ist Helkias Toledano Euer Freund?«
    Es hätte einfach sein sollen zu sagen: Ja, wir sind Freunde.
    Benito mochte die Kathedrale sehr. Er kam oft hierher, weil der wunderbare gewölbte Raum ihm das Gefühl gab, als könnten seine Gebete ungehindert in die Höhe steigen, direkt in die Ohren Gottes, doch dieser Mönch verdarb ihm die Freude an dem schönen Gebäude.
    »Ich bin Goldschmied. Wir haben uns einige Male über Angelegenheiten unseres Berufs unterhalten«, erwiderte er vorsichtig.
    »Habt Ihr Verwandte, die Konvertiten sind?«
    »Nein, die habe ich nicht.«
    »Hat der Silberschmied Toledo bereits verlassen?«
    »Er wird bald fort sein.«
    »Hat er mit Euch über jüdische Gebete gesprochen?« »Nein. Kein einziges Mal.«
    »Wißt Ihr, ob er mit einem anderen Christen über das Beten gesprochen hat?«
    »Nein.«
    Der Mönch gab ihm die Zeichnungen zurück. »Ihr seid Euch bewußt, daß Ihre Majestäten es den Christen ausdrücklich verboten haben, Juden Unterstützung zu gewähren?«
    »Ich habe keine Unterstützung gewährt«, sagte Benito, doch das hörte der Mönch vermutlich gar nicht mehr, denn er hatte sich bereits abgewandt.
    Bonestruca war sein Name, das fiel Benito jetzt wieder ein.
    Der Regen hörte auf, als er am Haus der Toledanos ankam. »Nun, mein Freund«, sagte Helkias.
    »Nun, mein Freund. Und es soll wirklich morgen sein?« »Ja, morgen«, sagte Helkias, »ob der Graf von Tembleque nun zurückkehrt oder nicht, damit ich mein Geld abholen kann. Wenn wir noch länger warten, wird es zu spät.«
    Er teilte Benito mit, daß sie die Esel frühmorgens beladen würden. Er und seine Söhne suchten sorgfältig die wenigen Habseligkeiten aus, die sie mitnehmen konnten. »Was wir hierlassen, steht dir zur freien Verfügung.«
    »Ich danke dir.«
    »Wofür denn?«
    Martin berichtete ihm von seiner enttäuschenden Mission, und Helkias dankte ihm und zuckte die Achseln. Das Ergebnis kam nicht unerwartet.
    Dann sagte Benito: »Kennst du den Mönch mit dem Buckel auf dem Rücken, den großen Dominikaner?«
    »Ich habe ihn gelegentlich in der Stadt gesehen.«
    »Er ist ein Inquisitor. Als er sah, daß ich die Skizzen herumzeigte, gab er mir zu verstehen, daß er das mißbilligt. Er hat mir Fragen nach dir gestellt, zu viele Fragen. Ich habe Angst um dich, Helkias. Hattest du je mit diesem Mönch zu tun – irgendwelche Schwierigkeiten oder Unannehmlichkeiten?«
    Helkias schüttelte den Kopf. »Ich habe noch nie ein Wort mit ihm gewechselt. Aber deine Sorge ist unnötig. Morgen abend sind wir schon weit weg

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