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Der Medicus von Saragossa

Titel: Der Medicus von Saragossa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Jona und Eleasar, würde ihnen die Höhle ein sicheres Versteck bieten.
    Jona war sich deutlich bewußt, daß er viele Dinge in Toledo zum letzten Mal tat.
    Das Frühlingsfischen hatte er verpaßt. Das Frühjahr war zum Angeln nämlich die beste Zeit, denn die Luft war noch frisch, aber die erste Wärme der Sonne ließ Eintagsfliegen und anderes geflügeltes Kleingetier schlüpfen, das sich über der Wasseroberfläche des Flusses tummelte und Fische anlockte.
    Mittlerweile war es heiß, aber er kannte einen tiefen Tümpel direkt hinter einem natürlichen Damm aus Felsen und Ästen und wußte, daß die Fische dort beinahe bewegungslos am Grund ruhten und nur darauf warteten, daß eine Mahlzeit an ihnen vorbeitrieb.
    Er suchte sich die Haken zusammen, die sein Vater, ein Meister im Bearbeiten jeglichen Metalls, für ihn gemacht hatte, ging dann hinter die Werkstatt und holte die kurze Rute mit der starken Schnur.
    Er war kaum drei Schritte gegangen, als Eleasar hinter ihm hergelaufen kam.
    »Jona, nimmst du mich mit?«
    »Nein.«
    »Jona, ich möchte aber mitkommen.«
    Falls ihr Vater sie hörte, würde er ihnen vielleicht befehlen, zu Hause zu bleiben. Jona warf einen ängstlichen Blick zur Tür der Werkstatt. »Eleasar, verdirb es mir nicht. Wenn du zeterst, hört Vater es und kommt heraus.«
    Eleasar sah ihn unglücklich an.
    »Wenn ich zurückkomme, bringe ich dir den ganzen Nachmittag lang das Gitarrespielen bei.«
    »Den ganzen Nachmittag?«
    »Den ganzen.«
    Kurz darauf war Jona wieder allein und stieg den Pfad zum Fluß hinunter.
    Unten angekommen, band er einen Haken an die Schnur, schlenderte dann einige Minuten am Ufer entlang und drehte Steine um. Einige Krebse ließ er davonhuschen, bis er einen gefunden hatte, der klein genug als Köder war. Er fing ihn und steckte ihn auf den Haken.
    Es war seine Lieblingsstelle zum Fischen, und im Lauf der Jahre war er sehr oft hier gewesen. Der Tümpel wurde überragt von einem großen Felsen, der sehr leicht zu erreichen war, weil sich seine flache Oberseite beinahe auf gleicher Höhe mit dem Pfad befand, während ein überhängender Baum den Fischen im Tümpel und dem Fischer auf dem Stein Schatten spendete.
    Der Haken mit dem Köder tauchte mit einem Platschen ins Wasser. Jona wartete hoffnungsvoll, doch als kein Fisch anbeißen wollte, setzte er sich mit einem Seufzen auf den Stein. Eine leichte Brise wehte, der Stein war kühl, und die leisen Geräusche des Flusses waren angenehm und beruhigend. Irgendwo weit flußabwärts riefen zwei Männer einander zu, und in der Nähe zwitscherte ein Vogel.
    Er merkte gar nicht, wie schläfrig er war, nur die Geräusche wurden immer schwächer, und schließlich schlief er ein.
    Er schrak hoch, als ihm jemand die Rute unter dem Bein herauszog.
    »Du hast einen Fisch«, sagte der Mann.
    Jona fürchtete sich. Der Mann war so groß wie Abba, ein Priester oder Mönch in schwarzer Kutte und Sandalen. Und sein Rücken war auf eine Art verformt, wie Jona es noch nie gesehen hatte.
    »Es ist ein sehr großer Fisch. Willst du die Rute?«
    »Nein, Ihr könnt ihn einholen«, entgegnete Jona widerstrebend.
    »Lorenzo«, rief jemand vom Pfad her, und als Jona sich umdrehte, sah er einen zweiten Mann in schwarzer Kutte dort warten.
    Der Fisch schoß auf den natürlichen Damm an der Spitze des Tümpels zu, aber der große Mann hob die Spitze der Rute an. Er war ein guter Fischer, das merkte Jona. Er riß die Rute nicht so scharf hoch, daß die Schnur überdehnt wurde, sondern zog den Fisch heran, indem er die Schnur langsam und Stück für Stück einholte, bis der Fang, eine stattliche Brasse, die am Haken hin und her zappelte, auf dem Stein lag.
    Der Mann lächelte. »Doch nicht so groß, mh? Zuerst sehen sie alle sehr groß aus.« Er hielt ihm den Fisch hin. »Willst du ihn?«
    Natürlich wollte Jona den Fisch, aber er spürte, daß der Mann ihn auch wollte. »Nein, Señor«, sagte er.
    »Lorenzo«, rief der andere Mönch. »Bitte, wir haben keine Zeit. Er sucht uns sicher schon.«
    »Schon gut!« rief der große Mann gereizt und schob den Zeigefinger in eine Kieme, um den Fisch besser tragen zu können. Sanfte Augen, so tief wie der Tümpel, sahen Jona an.
    »Möge Christus dir Glück bringen«, sagte er.

5. Besucher
    A m nächsten Morgen verfärbte sich der Himmel grünlich schwarz, Blitze zuckten und Donner grollte laut, dann legte sich der Sturm wieder, doch es regnete zwei Tage lang. Jonas Onkel Aaron und Tante Juana kamen zu Besuch,

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