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Der Medicus von Saragossa

Titel: Der Medicus von Saragossa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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hinunterzuschlingen, kaum daß er den ersten Bissen gekostet hatte. Eleasar war nicht da, und auch Enrique Martin nicht, und Jona nahm an, daß die beiden kleinen Jungen irgendwo in der Nähe spielten.
    Doch dann kam Enrique allein nach Hause.
    »Wo ist mein Bruder?«
    »Der Kleine ist bei seinem Onkel, Aaron dem Käser, und seiner Tante Juana«, sagte Martin. »Sie haben Eleasar am Morgen nach dem Unglück hier abgeholt und Toledo sofort verlassen.« Jona sprang in höchster Erregung auf. »Ich muß sofort nach Valencia, zu ihnen«, rief er, aber Benito schüttelte den Kopf. »Sie gehen nicht nach Valencia. Aaron hat nicht viel Geld. Ich... habe ihm die Summe gegeben, die ich deinem Vater für das Silber schuldete, aber... Er glaubte, sie würden eher ein Schiff für die Überfahrt finden, wenn sie in eins der kleinen Fischerdörfer gingen. Sie haben die beiden Pferde von Marcelo Trocas Weide mitgenommen, damit sie unterwegs immer zwei Tiere schonen können.« Er zögerte. »Dein Onkel ist ein guter Mann, und stark. Ich glaube, sie schaffen es.«
    »Ich muß gehen!«
    »Zu spät, Jona. Es ist zu spät. In welches Fischerdorf willst du denn gehen? Und du warst drei Tage in deiner Höhle, mein Junge. Das letzte der jüdischen Schiffe wird in vier Tagen Segel setzen. Auch wenn du Tag und Nacht galoppierst und dein Pferd dir nicht eingeht, könntest du die Küste nie in vier Tagen erreichen.«
    »Wohin bringt Onkel Aaron Eleasar?«
    Benito schüttelte bekümmert den Kopf. »Aaron wußte noch nicht, wohin sie segeln würden. Es hängt davon ab, welche Schiffe verfügbar sind, mit welchem Ziel. Du mußt in diesem Haus bleiben, Jona. In ganz Spanien werden Soldaten jetzt nach Juden suchen, die den Ausweisungsbefehl nicht befolgt haben. Jeder Jude, der nicht bereit ist, sich von Christus retten zu lassen, wird getötet.«
    »Aber... was soll ich dann tun?«
    Benito ging zu ihm und faßte ihn bei den Händen.
    »Hör mir gut zu, mein Junge. Der Mord an deinem Vater hatte mit dem an deinem Bruder zu tun. Es ist kein Zufall, daß dein Vater der einzige Jude war, der hier erschlagen wurde, oder daß sein Haus als einziges von den menudos verwüstet wurde, während nicht einmal eine Synagoge geschändet wurde. Du mußt dich von der Gefahr fernhalten. Aus Liebe zu meinem Freund, deinem Vater, und zu dir gewähre ich dir den Schutz meines Namens.«
    »Deines Namens?«
    »Ja. Du mußt konvertieren. Du wirst bei uns leben, als einer von uns. Ich gebe dir den Namen, den einst mein Vater trug. Du wirst Tomas Martin heißen. Bist du einverstanden?«
    Jona sah ihn verwirrt an. Ein Handstreich des Schicksals hatte ihn aller Verwandten beraubt, hatte ihm alle genommen, die er liebte. Er nickte.
    »Dann will ich jetzt einen Priester suchen gehen und ihn hierherbringen«, sagte Benito und machte sich unverzüglich auf den Weg.

7. Eine Entscheidung
    W ie gelähmt von den Dingen, die Benito ihm erzählt hatte, saß Jona im Haus der Martins. Eine Weile war Lucia bei ihm und hielt seine Hand, aber er war zu überwältigt von seinen Gefühlen, um auf seine Freundin eingehen zu können, und so ließ sie ihn bald allein.
    Vor allem schmerzte ihn, daß er seinen geliebten jüngeren Bruder Eleasar, der ja noch am Leben war, nie mehr wiedersehen würde.
    Auf Benitos Zeichentisch lagen Federkiel, Tinte und Papier. Jona ging zum Tisch, nahm die Feder und griff nach einem Blatt Papier, doch schon stand Theresa Martin neben ihm.
    »Papier ist teuer«, sagte sie mürrisch und betrachtete ihn mißmutig. Theresa Martin hatte sich nie so über die Freundschaft mit den Toledanos gefreut, wie ihr Gatte und ihre Kinder es getan hatten, und es war offensichtlich, daß sie nicht gerade glücklich war über die Entscheidung ihres Gatten, einen Juden in die Familie aufzunehmen.
    Auf dem Tisch lag eine Zeichnung des Silberkelchs, den Helkias angefertigt hatte, eine der Skizzen, die er Martin gegeben hatte. Jona nahm sie und fing auf der leeren Rückseite an zu schreiben. Die erste Zeile schrieb er in Hebräisch und die übrige Botschaft in Spanisch, schnell und ohne Pause.
    An meinen geliebten Bruder Eleasar ben Helkias Toledano.
    Erfahre, daß ich, Dein Bruder, nicht von jenen erschlagen wurde, die unserem Vater das Leben genommen haben. Ich schreibe Dir, geliebter Eleasar, für den Fall, daß mir unbekannte Ereignisse Dich und unsere Verwandten davon abgehalten haben, aus Spanien abzureisen. Oder falls Du am Neunten des Aw schon auf jenen Tiefen des Meeres

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