Der Medicus von Saragossa
Don Manuel komme nur so selten, weil er Margarita noch immer liebe und sich jedesmal, wenn sie sich einen anderen Mann nehme, aufs neue betrogen fühle.
Eines Tages hörte Jona Mose schreien, und als er den Kopf hob, sah er, daß einer der Arbeiter, ein junger Mann namens Diego, den Sack von Moses Rücken genommen hatte und ihn eben öffnen wollte.
Jona ließ seine Hacke fallen und warf sich auf den anderen, und dann wälzten sie sich, wild um sich schlagend, im Staub. Ein paar Augenblicke später standen sie wieder und prügelten mit hartgearbeiteten Fäusten aufeinander ein. Jona sollte erst Tage darauf erfahren, daß Diego ein gefürchteter Raufbold war, und tatsächlich bekam er gleich zu Anfang des Kampfes einen heftigen Schlag ab, der ihm, wie er sofort merkte, die Nase brach. Zwar war Jona ein paar Jahre jünger als Diego, aber größer und nicht viel leichter. Seine Arme hatten eine längere Reichweite, und er kämpfte mit der Leidenschaft all der unterdrückten Angst und des mühsam beherrschten Hasses, die sich so lange in ihm aufgestaut hatten. Fäuste trafen auf Knochen, wie das Knallen von Dreschflegeln in der Tenne. Es war ein Kampf um Leben und Tod, das war jedem klar, der es sah.
Jetzt kamen die anderen Arbeiter herbeigelaufen und umringten sie schreiend und johlend. Ihr Lärm lockte den Aufseher an, und er trennte die Streithähne schließlich mit Flüchen und Faustschlägen.
Diego hatte einen zerschlagenen Mund und ein zugeschwollenes Auge, und es schien ihm nur recht zu sein, als der Aufseher Schaulustige und Streitende wieder an ihre Arbeit befahl.
Jona wartete, bis alle verschwunden waren, dann schnürte er den Leinensack wieder sorgfältig zu und befestigte ihn an Moses Haltestrick. Seine Nase blutete, und er wischte sich das Blut mit dem Handrücken von der Oberlippe. Als er den Kopf hob, sah er, daß Margarita Vega mit ihrem Säugling im Arm dastand und ihn beobachtete.
Seine Nase war geschwollen und dunkel verfärbt, und seine zerschlagenen Fingerknöchel schmerzten ihn tagelang. Aber der Kampf hatte die Aufmerksamkeit der Frau auf ihn gelenkt.
Für Jona war es unmöglich, sie nicht zu bemerken. Es kam ihm vor, als sehe er sie, wohin er auch schaute, immer mit entblößter, großer brauner Brust, an der hungrig saugend ihr Kleines hing. Die Leute auf dem Hof stießen sich an und grinsten, denn auch ihnen fiel auf, daß Margarita häufig gerade da auftauchte, wo der große und stille junge Mann arbeitete.
Sie war freundlich zu Jona und ging ungezwungen mit ihm um.
Oft trug sie ihm kleine Aufgaben im Haus auf, und dann rief sie ihn zu sich und gab ihm Brot und Wein. Es dauerte nur ein paar Tage, bis er nackt mit ihr war, ungläubig einen weiblichen Körper berührte und die Milch schmeckte, die eben noch den ganz in der Nähe schlafenden Säugling genährt hatte.
Ihr Körper war schwer, aber nicht unansehnlich, die Beine muskulös, der Nabel tief, der Bauch trotz der vielen Geburten nur leicht gerundet. Ihre dicklippige Scham war ein kleines Tier mit wildem braunem Pelz. Sie leitete ihn an und zögerte nicht, Forderungen zu stellen, und er lernte sehr schnell, ihre Wünsche zu erfüllen. Die erste Paarung war für ihn schnell vorüber. Aber er war jung und kräftig, und als sie ihn noch einmal bereit machte, legte er dieselbe Leidenschaft an den Tag wie im Kampf mit Diego, bis zu dem Augenblick, da sie sich beide keuchend erschöpften.
Nach einer Weile wurde er sich im Halbschlaf ihrer tastenden Hände bewußt, als wäre er ein Tier, das sie kaufen wollte.
»Du bist ein converso.«
Sofort war er hellwach.
»...Ja.«
»Soso. Wann wurdest du denn zum wahren Glauben bekehrt?«
»... Äh... Vor einigen Jahren.« Er schloß die Augen wieder und hoffte, daß sie nicht weiter in ihn dringen würde.
»Und wo?«
»In Kastilien. In der Stadt Cuenca.«
Sie lachte. »Aber ich bin in Cuenca geboren. Während der acht Jahre hier bei Don Manuel war ich oft dort. Zwei meiner Schwestern und ein Bruder leben dort, und meine alte abuela, die meine Mutter und meinen Vater überlebt hat. In welcher Kirche wurdest du denn bekehrt, in San Benito oder in San Marco?« »Es war... in San Benito, glaube ich.«
Sie starrte ihn an. »Glaubst du? Weißt du nicht, wie die Kirche geheißen hat?«
»Nur so eine Redensart. Ja, natürlich San Benito. Eine sehr hübsche Kirche.«
»Eine schöne Kirche, nicht? Und welcher Priester?«
»Der alte.«
»Aber sind denn nicht beide alt?« Sie sah ihn zweifelnd
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