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Der Medicus von Saragossa

Titel: Der Medicus von Saragossa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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an. »War es Padre Ramón oder Padre Garcillaso?«
    »Padre Ramón.«
    Margarita nickte und stieg aus dem Bett. »So, aber jetzt darfst du nicht mehr zurück an die Arbeit gehen. Du mußt hier schlafen wie ein guter Junge, bis ich meinen Haushalt erledigt habe, und dann wirst du stark sein wie ein Löwe, und wir werden noch einmal viel Spaß haben, ja?«
    »Ja, gut.«
    Doch als er kurz darauf aus dem kleinen Fenster des Zimmers schaute, sah er sie über den Hof eilen, trotz der Mittagshitze ihren Säugling im Arm und ihr Kleid so hastig übergeworfen, daß es auf einer Seite an ihrer breiten Hüfte Falten warf.
    Jona wußte, daß es in der Stadt Cuenca mit ziemlicher Sicherheit keinen Padre Ramón gab und vielleicht nicht einmal eine Kirche mit dem Namen San Benito.
    Nachdem er sich schnell angezogen hatte, ging er zu Mose, den er im Schatten von Margaritas Haus angebunden hatte, und einen Augenblick später ritten sie unter der gleißenden Sonne davon. In der Mittagshitze kam er nur an zwei Männern vorüber, die ihm keine Beachtung schenkten. Bald darauf erklomm er auf seinem Esel einen Pfad hinauf in die Hügel der Sierra Morena.
    Auf einem Höhenzug hielt er inne und sah hinunter auf den Gutshof von Don Manuel de Zúniga. Die kleinen Gestalten von vier Soldaten mit in der Sonne funkelnden Brustpanzern und Waffen folgten Margarita Vega, die auf ihr Haus zueilte. So hoch über ihnen fühlte Jona sich sicher genug, um Margarita mit einer gewissen erstaunten Dankbarkeit zu betrachten.
    Habt Dank, meine Dame!
    Sollte es noch einmal möglich sein, würde er gerne solche Wonnen wieder erleben. Um nicht noch einmal von seinem beschnittenen Penis in Gefahr gebracht zu werden, beschloß er, fortan den Frauen zu sagen, seine Bekehrung habe nicht in einer kleinen Kirche, sondern in einer großen Kathedrale stattgefunden. In der Kathedrale von Barcelona, wo es eine ganze Armee von Geistlichen gab, so viele Priester, daß kein Mensch sie alle beim Namen kennen konnte.
    Seine Nase tat ihm immer noch weh. Aber im Weiterreiten rief er sich noch einmal alle Einzelheiten von Margaritas Körper ins Gedächtnis, die Bewegungen, die Gerüche, die Geräusche.
    Etwas Unglaubliches war passiert: Er war in den Körper einer Frau eingedrungen.
    Er dankte dem Unbeschreiblichen. Dafür, daß Er ihm gestattet hatte, frei und gesund an Körper und Geist zu bleiben, daß Er Frauen und Männer so wunderbar ausgestattet hatte, daß sie, wenn sie zusammenkamen, zueinander paßten wie Schlüssel und Schloß, und daß Er ihn diesen Tag hatte erleben lassen.
    Dies ist mir geschehen am zwölften Tag des Monats Schewat...
    ... Ich bin nicht Tomas Martin, ich bin Jona Toledano, der Sohn von Helkias dem Silberschmied, vom Stamme Levi.
    ... Die anderen Monate sind Adar, Nissan, Ijar, Siwan, Tarnmus, Aw, Elul, Tischri, Cheschwan, Kislew und Tewet, sagte er sich vor, während Mose sicheren Schritts in die braunen Hügel kletterte.

Teil IV
Der Schäfer
    Sierra Morena, 11. November 1495

1. Das Geräusch von Schafen
    N un ritt Jona auf Mose wieder nach Norden, immer an der Grenze zu Portugal entlang und im Gefolge der herbstlichen Bräunung des grünen Landes. Ein halbes dutzendmal hielt er an und arbeitete ein paar Tage, um sich sein Essen zu verdienen, doch nirgendwo blieb er länger, bis er Salamanca erreichte. Hier suchte man Arbeiter für die Restauration der Kathedrale.
    Dem stämmigen Aufseher sagte er, daß sein Name Ramón Callicó sei. »Was kannst du?« fragte der Mann, der zweifelsohne hoffte, daß Jona ein Maurer- oder Zimmermannsgeselle sei.
    »Ich kann arbeiten«, erwiderte Jona, und der Aufseher nickte.
    Die Ochsen und die riesigen Zugpferde, mit denen man die schweren Steine zur Kathedrale schleppte, wurden in einem Stall gleich in der Nähe gehalten. Jona stellte Mose ebenfalls in dem Stall unter, und nachts ruhte er neben seinem Esel, in den Schlaf gewiegt von den Geräuschen der Tiere in ihren Ständen.
    Tagsüber wurde er Teil der kleinen Armee – Handlanger, Maurer, Steinmetzen und Viehtreiber -, die sich abmühte, einzelne Quader dunklen Steins in der bis zu zehn Fuß tiefen Mauer der Kathedrale zu ersetzen. Die Arbeit war schweißtreibend und fürchterlich, und die Luft war erfüllt vom Klagen der Tiere, den Flüchen und geschrienen Befehlen der Aufseher und Viehtreiber, dem hellen Schlagen der Hämmer und dem dumpfen Dröhnen der Schlegel sowie dem beständigen mahlenden Knirschen von schweren Steinen, die über den rauhen Boden

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