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Der Medicus von Saragossa

Titel: Der Medicus von Saragossa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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sie zu einem tiefen Loch in der Flußmitte kamen, wo Jona den Rauchgestank aus seinen Kleidern, wenn schon nicht aus seiner Seele spülen konnte. Dann ritten sie langsam durch ein bewirtschaftetes Tal, links immer die Hügel der Sierra Morena in Sicht.
    Der spät einsetzende Herbst war angenehm mild. Immer wieder hielt Jona unterwegs auf Bauernhöfen an, um für Nahrung und Unterkunft zu arbeiten, späte Zwiebeln zu ernten, Oliven zu pflücken oder beim Stampfen der letzten Weintrauben des Jahres zu helfen.
    Während das Jahr sich langsam dem Winter zuneigte, reiste er in wärmere Gefilde. Weit im Südwesten, wo Andalusien an das südliche Portugal stößt, kam er durch eine Reihe winziger Dörfer, deren Leben ganz auf die großen Güter in der Nachbarschaft ausgerichtet war.
    Auf den meisten Gütern war die Wachstumszeit vorüber, dennoch fand Jona harte Arbeit auf einem riesigen Hof, der einem Edelmann namens Don Manuel de Zúniga gehörte.
    »Wir machen Felder aus Waldstücken, wo es noch nie Felder gegeben hat. Arbeit ist genügend vorhanden, wenn du welche suchst«, sagte der Verwalter zu ihm. Er hieß Lampara, aber Jona sollte schon bald erfahren, daß die anderen ihn Lamperon nannten, den Fettkloß, sobald er ihnen den Rücken kehrte.
    Es war eine äußerst anstrengende Arbeit; schwere Steine mußten ausgegraben und fortgeschafft, Felsbrocken zertrümmert, Bäume gefällt und entwurzelt, Gestrüpp mußte geschnitten und verbrannt werden, aber Jona war wie seine Vorfahren großgewachsen, und die schwere Arbeit auf anderen Bauernhöfen hatte seine Muskeln kräftig und hart gemacht. Es gab so viel Arbeit auf dem Zúniga-Hof, daß er den ganzen Winter bleiben konnte. Eine Abteilung Soldaten lagerte auf einem nahen Feld. Anfangs behielt er sie während der Arbeit immer im Auge, doch sie kümmerten sich nicht um ihn, sondern beschäftigten sich nur mit Marschieren und Exerzieren. Das Klima war mild, fast schon schmeichelnd, und es gab genügend zu essen. So blieb er auf dem Hof.
    Die Dinge, die er gesehen und erlitten hatte, sonderten ihn von den anderen peónes ab. Trotz seiner Jugend hatten sein Gesicht und seine Augen etwas Einschüchterndes, das andere davon abhielt, sich mit ihm einzulassen.
    Er warf seinen harten Körper in die nie enden wollende Arbeit und versuchte das Entsetzen auszulöschen, das die Erinnerung an jene brennenden Gestrüppstapel immer wieder aufs neue in ihm weckte. Nachts sank er neben Mose auf die Erde und schlief tief, die Hand auf der angespitzten Hacke. Der Esel wachte über ihn, während er von Frauen und körperlicher Liebe träumte, aber wenn er sich tags darauf an den Traum erinnerte, fehlte ihm das Wissen um fleischliche Dinge, um sagen zu können, ob er richtig geträumt hatte.
    Er nahm sich das Band mit dem Silberring vom Hals und steckte es in den Sack mit seinen wenigen anderen Habseligkeiten. Den Sack band er an Mose fest und behielt von nun an den Esel immer im Auge. Danach arbeitete er ohne Hemd und genoß es, wie der Schweiß seine Haut in der milden Luft kühlte.
    Don Manuel besuchte sein Gut, und solange er da war, arbeiteten auch die faulsten seiner Männer so fleißig wie Jona. Der Besitzer war ein alternder Mann, klein und wichtigtuerisch. Zwar besichtigte er Felder und Scheunen, bemerkte aber kaum etwas und verstand noch weniger. Er blieb drei Nächte, schlief mit zwei jungen Mädchen aus dem Dorf und ging dann wieder.
    Jeder atmete auf, als Zúniga wieder verschwunden war, und die Männer redeten verächtlich über ihn. Sie nannten ihn el cornudo, den Hahnrei, und mit der Zeit erfuhr Jona auch, warum.
    Das Gut hatte Leiter und Aufseher, doch die eigentliche Herrin, der sich alle peónes beugten, war eine ehemalige Geliebte des Don, Margarita Vega. Noch bevor sie voll zur Frau gereift war, hatte sie ihm zwei Kinder geboren. Aber als Don Manuel nach einem Jahr in Frankreich zurückkehrte, mußte er, zur Belustigung aller, die für ihn arbeiteten, feststellen, daß Margarita in seiner Abwesenheit von einem der Arbeiter ein drittes Kind bekommen hatte. Zúniga hatte ihr zum Abschied eine Heirat vermittelt und ein Haus geschenkt. Doch ihr Gatte war ihr schon nach weniger als einem Jahr davongelaufen. Von da an hatte sie sich mit vielen Männern eingelassen, und daraus waren weitere drei Kinder von verschiedenen Vätern entstanden. Jetzt war sie fünfunddreißig Jahre alt, breithüftig und hartäugig, eine Frau, die man nicht unterschätzen durfte.
    Die peónes sagten,

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