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Der Medicus von Saragossa

Titel: Der Medicus von Saragossa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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viele Ziegen wie Schafe, aber Jona war vertraut mit ihrem Verhalten. Diese Schafe waren noch nicht weit gewandert, und er hatte nur wenig Mühe, sie wieder zu einer dichten Herde zusammenzutreiben.
    Der alte Mann stammelte, daß sein Name Geronimo Pico sei. »Wie kann ich Euch sonst noch helfen?«
    Der Schäfer hatte starke Schmerzen und drückte sich wie zum Schutz die Arme an die Brust. »Die Schafe müssen zurückgebracht werden... zu Don Emilio de Valladolid, in der Nähe von Plasencia«, keuchte er.
    »Auch Ihr müßt zurückgebracht werden«, sagte Jona. Er hob den Schäfer auf den Esel und nahm den derben Krummstab des Alten in die Hand. Sie kamen nur langsam vorwärts, denn Jona mußte immer wieder weit ausschweifen, um die Herde zusammenzuhalten. Es war später Nachmittag, als er sah, daß der alte Schäfer von Moses Rücken glitt. Irgendwie merkte er an dem schweren Sturz und dem kraftlosen Hingestrecktsein des Körpers sofort, daß der alte Mann gestorben war.
    Trotzdem rief er ein paarmal Geronimo Picos Namen, tätschelte ihm die alten Wangen und rieb die Handgelenke, bevor er sich endgültig eingestehen mußte, daß der Mann tot war.
    »Ach, verdammt...«
    Nachdem er, ohne recht zu wissen, warum, das Kaddisch für den Fremden gebetet hatte, legte er die Leiche auf Moses Rücken, mit dem Gesicht nach unten und baumelnden Armen, und trieb noch einmal die Herde zusammen, bevor er weiterzog. Plasencia war nicht weit entfernt; schon bald darauf kam er zu einem Mann und einer Frau, die auf einem Feld arbeiteten.
    »Der Hof von Don Emilio de Valladolid?«
    »Ja«, sagte der Mann. Dann sah er die Leiche an und bekreuzigte sich. »Geronimo der Schäfer.«
    »Ja.«
    Er beschrieb Jona den Weg zum Hof. »Vorbei an dem großen, vom Blitz gespaltenen Baum, über den Bach, und dann siehst du ihn schon zur Rechten.«
    Es war ein großes, gutgepflegtes Gehöft, und Jona trieb die Schafe auf den Innenhof. Drei Arbeiter kamen gelaufen, die keine weiteren Erklärungen brauchten, als sie die Leiche sahen; leise murmelnd vor Trauer und Bedauern, hoben sie den Schäfer vom Esel und trugen ihn davon.
    Der Grundbesitzer war ein rotgesichtiger, tranäugiger Mann in feinen Kleidern, die voller Flecken waren. Verärgert über die Störung seines Abendmahls kam er vor die Tür und sprach mit seinem Aufseher. »Gibt es einen Grund für dieses Schafsgeblöke?«
    »Der Schäfer ist tot. Der da hat ihn zusammen mit der Herde zurückgebracht.«
    »Schafft mir die vermaledeiten Tiere vom Haus weg.«
    »Ja, Don Emilio.«
    Der Aufseher war ein schlanker Mann mittlerer Größe mit graumelierten braunen Haaren und ruhigen braunen Augen. Er und seine Söhne halfen Jona, die Herde auf eine Wiese zu treiben, und die Jungen lachten dabei und riefen sich derbe Sprüche zu. Der eine, ein schlaksiger Knabe von etwa sechzehn Jahren, hieß Adolfo, der andere war einige Jahre jünger als sein Bruder und hieß Gaspar. Der Aufseher ließ die beiden zwei Schüsseln Essen holen – eine dicke, heiße Weizengrütze -, und dann saßen er und Jona bei den Schafen auf der Erde und aßen schweigend.
    Der Aufseher rülpste und betrachtete den Fremden. »Ich bin Fernando Ruiz.«
    »Ramón Callicó.«
    »Du scheinst zu wissen, wie man mit Schafen umgeht, Ramón Callicó.« Fernando Ruiz wußte, daß viele Männer die Leiche von Geronimo dem Schäfer einfach liegengelassen und die wertvolle Herde davongetrieben hätten, so schnell die Tiere laufen konnten. Der junge Mann, der nun vor ihm saß, hatte nichts dergleichen getan, was bedeutete, daß er entweder verrückt oder ehrlich war, und Wahnsinn sah Fernando nicht in seinen Augen.
    »Wir brauchen einen Schäfer. Mein Sohn Adolfo könnte es gut, aber er ist noch ein Jahr zu jung für eine solche Verantwortung. Möchtest du dich um diese Schafe kümmern?«
    Die grasenden Tiere waren friedlich, nur hin und wieder blökte eins leise, ein Geräusch, das Jona sehr beruhigend fand.
    »Ja, warum nicht?«
    »Aber du mußt sie von hier wegbringen.«
    »Mag Don Emilio seine Schafe nicht?«
    Fernando lächelte. Sie waren allein auf der Wiese, aber er beugte sich vor und flüsterte.
    »Don Emilio mag überhaupt nichts«, sagte er.
    Vierunddreißig Monate sollte Jona so gut wie alleine mit der Herde verbringen, und er wurde dabei so vertraut mit den Tieren, daß er jeden Bock und jedes Mutterschaf kannte, wußte, welche ruhig und fügsam und welche stur oder verschlagen, welche gesund und welche krank waren. Es waren große,

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