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Der Medicus von Saragossa

Titel: Der Medicus von Saragossa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Señor.« Der sinnliche Mund zeigte ein warmes Lächeln. Sie wechselten ein paar Worte, und dann trödelte er herum, während sie Linsen, Reis, Rosinen, Datteln und einen Granatapfel kaufte. Anschließend begleitete er sie zu einem anderen Gemüsehändler, wo sie zwei Weißkohlköpfe erstand.
    Nun war ihre Tasche schwer. »Wenn Ihr gestattet.«
    »Nein, nein...«
    »Aber natürlich«, beharrte er fröhlich.
    Er trug ihr die gefüllte Einkaufstasche nach Hause. Unterwegs unterhielten sie sich, aber danach wußte er nicht mehr, worüber sie gesprochen hatten. Er hatte ein großes Verlangen nach ihrer Gesellschaft.
    Jetzt, da er wußte, zu welcher Zeit er auf den Markt gehen mußte, war es einfacher, Begegnungen mit ihr zu arrangieren. Zwei Tage später traf er sie wieder auf dem Marktplatz, als sie gerade mit dem Kind spazierenging.
    Bald traf er sich regelmäßig mit Ines und dem kleinen Mädchen.
    »Guten Nachmittag«, sagte er feierlich, sooft er sie sah, und sie erwiderte mit ähnlicher Feierlichkeit:
    »Guten Nachmittag, Señor.«
    Schon nach ein paar Begegnungen erkannte Adriana, das kleine Mädchen, ihn wieder. Von da an rief sie immer Jonas Namen und kam zu ihm gelaufen.
    Er hatte durchaus den Eindruck, daß Ines sich für ihn interessierte. Er war erstaunt über die Klugheit in ihrem Gesicht, gerührt von ihrem scheuen Liebreiz, gequält von Gedanken an den jungen Körper unter ihrer züchtigen Kleidung. Eines Nachmittags gingen sie zur plaza mayor, wo ein Pfeifer an einer sonnenbeschienenen Wand saß und spielte.
    Jona wiegte sich zur Musik und fing an, sich zu bewegen, wie er die Roma tanzen gesehen hatte. Plötzlich konnte er mit seinen Schultern, Hüften und Füßen Dinge ausdrücken, wie die Zigeuner es taten. Dinge, die er noch nie zuvor ausgedrückt hatte. Erstaunt sah sie ihm mit einem halben Lächeln zu, doch als er die Hand nach ihr ausstreckte, weigerte sie sich. Trotzdem stellte er sich vor, wenn ihre junge Nichte nicht dabei wäre... Wenn sie nicht auf einem öffentlichen Platz, sondern an einem verschwiegeneren Ort wären... Wenn...
    Er hob das kleine Mädchen auf, und Adriana kreischte, als er mit ihr im Kreis herumwirbelte.
    Danach setzten sie sich in die Nähe des Musikanten und unterhielten sich, während Adriana mit einem kleinen, glatten roten Stein spielte. Ines erzählte ihm, daß sie in Madrid geboren sei, wo ihre Eltern vor fünf Jahren zum Christentum übergetreten seien.
    In Toledo war sie noch nie gewesen. Als er ihr sagte, daß seine Lieben alle tot oder aus Spanien geflohen seien, traten ihr Tränen in die Augen, und sie legte ihm die Hand auf den Arm. Es war das einzige Mal, daß sie ihn berührte. Er saß bewegungslos da, aber sie zog ihre Hand sehr schnell wieder weg.
    Am nächsten Nachmittag ging Jona wieder auf den Markt, wie es ihm zur Gewohnheit geworden war. Er schlenderte zwischen den Ständen herum und wartete darauf, daß Felipa Ines im Seidenstand ablöste. Doch als er beim Stand des Geflügelhändlers vorbeikam, sah er, daß Suleika Denia dort war und sich mit dem Verkäufer unterhielt. Der Geflügelhändler bemerkte Jona und sagte etwas zu Suleika. Ines' Mutter drehte sich um und sah Jona streng an, als wären sie sich nie begegnet. Sie stellte dem Geflügelhändler eine Frage, und als sie seine Antwort gehört hatte, drehte sie sich wieder um und ging direkt zum Seidenstand ihres Gatten Isaak Saadi.
    Gleich darauf kehrte sie zurück. Nun war ihre Tochter bei ihr, und Jona kam zu Bewußtsein, was er bis jetzt verdrängt hatte, indem er nur auf ihre stolze Körperhaltung, das Geheimnis ihrer großen Augen oder den Liebreiz ihres sinnlichen Mundes geachtet hatte.
    Sie war sehr schön.
    Jona sah, wie sie schnell davongingen, wobei die Mutter ihre Tochter am Arm hielt wie ein alguacil, der einen Gefangenen in die Zelle führt.
    Er bezweifelte, daß Ines ihrer Familie von ihren Begegnungen erzählt hatte. Sooft er sie nach Hause begleitet hatte, hatte sie sich die Einkaufstasche zurückgeben lassen, bevor das Haus in Sicht kam, und sie hatten sich getrennt. Vielleicht hatte einer der Händler auf dem Markt etwas zu ihrer Mutter gesagt. Oder eine unschuldige Bemerkung des kleinen Mädchens hatte Suleikas Zorn über sie gebracht.
    Gewiß hatte er Ines nicht entehrt. So schlimm konnte es für ihre Mutter doch nicht sein, sagte er sich, zu erfahren, daß sie miteinander spazierengegangen waren.
    Doch als er an den nächsten beiden Tagen wieder auf den Markt kam, war Ines nicht

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