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Der Medicus von Saragossa

Titel: Der Medicus von Saragossa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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ein, von wo sie in südöstlicher Richtung nach Menorca weitersegelten.
    Menorca, das weit draußen auf See lag, erwies sich als eine Insel mit zerklüfteter Küste, die von Fischern und Bauern bevölkert wurde. Jona gefiel die Vorstellung, an so einem klippengesäumten Ort zu leben. Und ihm kam der Gedanke, daß die Insel vielleicht abgelegen genug war, um ihm Zuflucht vor wachsamen Augen zu bieten. Doch in dem menorcinischen Hafen Ciudadela nahm das Schiff drei schwarzgewandete Dominikanermönche an Bord. Einer der Mönche setzte sich sofort auf ein Faß und schlug sein Gebetbuch auf, aber die beiden anderen stellten sich an die Reling und unterhielten sich leise eine Weile. Dann sah der eine Jona an und krümmte den Zeigefinger.
    Jona zwang sich, zu ihnen zu gehen. »Señor?« fragte er. Seine Stimme klang in seinen Ohren wie ein Krächzen.
    »Wohin fährt dieses Schiff, wenn es die Insel verläßt?«
    Der Mönch hatte kleine braune Augen. Sie waren ganz anders als die grauen Augen Bonestrucas, aber die schwarze Dominikanerkutte genügte, um Jona in Angst und Schrecken zu versetzen.
    »Das weiß ich nicht, Señor.«
    Der andere Mönch schnaubte und sah ihn streng an. »Der da hat keine Ahnung. Er geht, wohin das Schiff geht. Du mußt einen Offizier fragen.«
    Jona deutete zu Gaspar Guells, der am Bug stand und sich mit dem Zimmermann unterhielt. »Das ist der Maat, Señor«, sagte er, und die beiden gingen in den Bug, um mit Guells zu reden.
    La Leona brachte diese beiden Mönche bis zu der größeren Insel, Mallorca. Der dritte Mönch schlug sein Gebetbuch gerade rechtzeitig zu, um auf der kleineren Insel Ibiza, die weiter im Süden lag, von Bord zu gehen.
    Jona würde wohl weiter ein Leben der Täuschung und Verstellung führen müssen, denn eines war gewiß: Die Inquisition war überall.

2. Der Lehrling
    D as Schiff kehrte schließlich nach Cadiz zurück, und sie hatten kaum mit dem Ausladen begonnen, als der Matrose, dessen Stelle Jona eingenommen hatte, zurückkehrte, nun wieder gesund und nur mit einer bleichen Narbe auf der Stirn, die von seinem Mißgeschick zeugte.
    Er wurde von Maat und Mannschaft mit fröhlichen Rufen »Josep! Josep!« – begrüßt, und Jona erkannte, daß damit seine Anstellung auf der Leona zu Ende war. Ihm war das auch durchaus recht. Gaspar Guells dankte ihm und zahlte ihn aus, und als Jona von Bord ging, war er froh, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
    Er wanderte auf der Küstenstraße nach Südosten; tagsüber war es heiß und nachts mild. Jeden Abend vor Einbruch der Dunkelheit suchte er sich einen Heuschober, in dem er schlafen konnte, oder wenigstens einen Strand mit weichem Sand, doch wenn er beides nicht fand, begnügte er sich mit dem, was es eben gab. Am Morgen, wenn die Sonne schon warm war, nahm er oft ein Bad in dem herrlichen Meer, doch er schwamm nie weit hinaus, weil er fürchtete, jeden Augenblick die scharfen Zähne oder die Fangarme eines Ungeheuers zu spüren. Wenn er dann später an einen Bach oder eine Pferdetränke kam, wusch er sich das Meersalz ab, das auf seiner Haut getrocknet war. Einmal nahm ihn ein Bauer eine längere Strecke auf seinem mit Heu beladenen Ochsenfuhrwerk mit. Unterwegs hielt er plötzlich an.
    »Weißt du, wo du bist?« fragte er, und Jona schüttelte verwirrt den Kopf.
    »Das ist das Ende von Spanien. Der südlichste Punkt der Iberischen Halbinsel«, sagte der Mann stolz, als wäre es eine persönliche Leistung.
    Nur noch einmal erhielt Jona auf seiner Wanderung eine Mitfahrgelegenheit, auf einem Karren voller Stockfisch, dessen Besitzer er beim Ausladen half, als sie das Dorf Gibraltar am Fuße eines hoch aufragenden Felsens erreichten.
    Jona bekam einen Bärenhunger, als er den Stockfisch auslud, ohne ihn kosten zu können. Doch in dem Dorf gab es eine Schenke, und er beschloß, seinen Hunger und Durst hier zu stillen. Das Wirtshaus bestand aus einem niedrigen Raum, der nach dem verschütteten Wein, den Holzfeuern und dem Schweiß vieler Jahre roch. An zwei langen Tischen saß ein halbes Dutzend Männer und trank, einige aßen auch aus einem Kessel mit Fischeintopf, der auf der Feuerstelle simmerte. Jona bestellte einen Becher Wein, der sauer war, und eine Schüssel Eintopf, der gut war, mit viel Fisch und Zwiebeln und Kräutern. Zwar fanden sich viele und scharfe Gräten darin, doch Jona aß langsam und mit solchem Genuß, daß er sich gleich noch eine zweite Schüssel bestellte, als er fertig war.
    Während er

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