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Der Medicus von Saragossa

Titel: Der Medicus von Saragossa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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wie vino tinto. Da er sich nicht überwinden konnte, noch höher zu steigen, kletterte er wieder hinab.
    Man sagte ihm, daß das Schiff klein sei für ein Salzwasserfahrzeug, ihm aber kam es im Vergleich zu dem Flußkahn riesig vor. In dem feuchten Laderaum gab es eine winzige Kabine mit sechs Kojen für Passagiere und eine noch kleinere Kabine, die sich die drei Offiziere teilten. Die Mannschaft schlief an Deck, wann immer sie Zeit dazu fand. Jona hatte sich ein Plätzchen hinter dem Rudersteven ausgesucht. Wenn er dort lag, konnte er hören, wie das Wasser über den geschwungenen Rumpf rauschte, und wenn der Kurs geändert wurde, spürte er das Beben des Ruders, das sich unter ihm bewegte.
    Das offene Meer war mit dem Fluß nicht zu vergleichen. Jona genoß die frische Luft, die ihm ins Gesicht blies, und ihren feuchten Salzgeruch, doch meistens bereiteten ihm die Schlingerbewegungen des fahrenden Schiffes Übelkeit. Manchmal würgte und spie er, sehr zur Belustigung aller, die ihm dabei zusahen. Jeder auf dem Schiff war mehr als zehn Jahre älter als er, und alle sprachen katalanisch. Wenn sie daran dachten, sprachen sie mit Jona spanisch, aber sie dachten nur selten daran und sprachen nicht oft mit ihm. Von Anfang an wußte er, daß es für ihn eine einsame Schiffsreise sein würde.
    Jonas Unerfahrenheit wurde Offizieren und Mannschaft sofort offenkundig. Die meiste Zeit beschäftigte ihn der Maat mit niederen Tätigkeiten, als nautischen peón. An seinem vierten Tag an Bord kam ein Sturm auf, und das Schiff wurde hin und her geworfen. Jona stolperte zur Leeseite, um sich zu erbrechen, doch der Maat befahl ihn in die Takelage, und während er auf der Strickleiter nach oben kletterte, vertrieb die Angst seine Übelkeit. Er stieg viel höher als bei seinem ersten Versuch, über das Großsegel hinaus. Die Leinen, die das dreieckige Toppsegel straffen, waren bereits gelöst, aber menschliche Hände mußten das Segel herunterziehen und an der Spiere befestigen. Um das zu tun, mußten die Männer sich an der Spiere festhalten und von der Strickleiter auf ein schmales Tau treten. Ein Matrose balancierte bereits auf dem Tau entlang, als Jona die Spiere erreichte. Einen Moment lang zögerte er, doch als die zwei Männer unter ihm auf der Leiter zu fluchen anfingen, klammerte er sich an der Spiere fest, trat auf das schwankende Tau und schob seine Füße über den unsicheren Halt. Die vier Männer hielten sich mit einer Hand an der Spiere fest und zerrten mit der anderen am Segel, während die Masten zitterten und schwankten. Das Schiff legte sich von einer Seite auf die andere, und wenn im Stampfen der Bug wegtauchte, sahen die Männer in der Höhe tief unter sich den weißen Schaum des wütenden Meeres.
    Schließlich war das Segel vertäut, und Jona tastete sich zur Strickleiter zurück und kletterte zitternd wieder auf das Deck hinunter. Er konnte nicht glauben, was er getan hatte. Einige Minuten achtete niemand auf ihn, dann schickte ihn der Maat unter Deck, um die Vertäuung der Fracht im ächzenden Laderaum zu überprüfen.
    Manchmal schwammen geschmeidige, dunkle Delphine neben dem Schiff her, und einmal sah Jona einen Fisch, der so groß war, daß sein Anblick ihn mit Entsetzen erfüllte. Er war ein guter Schwimmer, schließlich war er an einem Fluß aufgewachsen, aber die Strecke, die er schwimmen konnte, war begrenzt. Kein Land war in Sicht, nur Meer in jeder Richtung. Und auch wenn er an Land schwimmen könnte, wäre er eine verlockende Beute für die Ungeheuer, davon war er überzeugt. Er dachte an die Geschichte seines biblischen Namensvetters und stellte sich vor, wie der Leviathan aus der unergründlichen Tiefe in die Höhe schoß, angelockt von den sonnenbeschienenen Bewegungen von Jonas Armen und Beinen an der Wasseroberfläche, so wie eine Forelle von den Zuckungen eines lebendigen Köders am Haken angelockt wird. Mit einem Mal fühlte sich das Deck unter seinen Füßen dünn und wenig beständig an.
    Noch viermal wurde er in die Takelage geschickt, doch er konnte sich nie so recht damit anfreunden, und er wurde auch kein richtiger Seemann, der verschiedene Grade der Übelkeit tapfer ertrug, ohne sich etwas anmerken zu lassen. Indes segelte das Schiff an der Küste entlang und lief die Häfen von Malaga, Cartagena, Alicante, Denia, Valencia und Tarragona an, um Fracht zu löschen und neue Waren und Passagiere an Bord zu nehmen. Siebzehn Tage nachdem sie Cádiz verlassen hatten, trafen sie in Barcelona

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