Der Medicus von Saragossa
Gibraltars ragte steil über Grundstück und Gebäuden von Manuel Fierros Waffenschmiede auf, und dahinter lag das Meer.
Der Waffenschmied erwies sich als kleiner, breitschultriger Mann mit zerfurchtem Gesicht und einem Schopf drahtiger weißer Haare. Seine Nase war, ob von Geburt an oder durch einen Unfall, leicht nach links verbogen, was das Ebenmaß seiner Züge störte, seinem Gesicht aber etwas Gemütliches und Freundliches gab. Jona erzählte ihm eine Geschichte, die beinahe stimmte: daß er Ramón Callicó heiße und daß er Lehrling von Helkias Toledano, dem Silberschmiedmeister von Toledo, gewesen sei, bis die Vertreibung der Juden Toledano aus der Stadt gejagt und seiner, Ramóns, Lehrzeit ein Ende gesetzt hatte. Später habe er in den Werkstätten der Roma in Granada einige Monate Metalle bearbeitet.
»Roma?«
»Zigeuner.«
»Zigeuner!« Fierro klang eher belustigt als verächtlich. »Ich werde dir einige Prüfungsaufgaben stellen.«
Während sie sich unterhielten, hatte der Meister an einem Paar silberner Sporen gearbeitet, die er jetzt weglegte und statt dessen eine kleine Stahlplatte in die Hand nahm.
»Ziseliere dieses Stück Stahl, als wäre es ein silberner Sporn.«
»Ich würde lieber den Sporn bearbeiten«, sagte Jona, doch der Meister schüttelte den Kopf. Ohne ein weiteres Wort und offensichtlich auch ohne große Hoffnungen wartete Fierro ab.
Doch er merkte auf, als Jona die Platte ohne viel Umstände ziselierte und dann, als zweite Prüfung, eine ordentliche Naht zwischen zwei ausgemusterten Teilen eines stählernen Ellbogenschützers zustande brachte.
»Hast du noch andere Fertigkeiten?«
»Ich kann lesen. Und leserlich schreiben.«
»Tatsächlich?« Fierro beugte sich vor und musterte ihn neugierig. »Das sind keine Fähigkeiten, die man bei Lehrlingen häufig findet. Wie bist du dazu gekommen?«
»Mein Vater hat es mir beigebracht. Er war ein gelehrter Mann.«
»Ich biete dir eine Lehre an. Zwei Jahre.«
»Ich bin bereit dazu.«
»In unserem Gewerbe ist es üblich, daß der Lehrling für die Unterweisung bezahlt. Bist du dazu in der Lage?«
»Leider nicht.«
»Dann mußt du am Ende der Lehrzeit ein Jahr lang für verminderten Lohn bei mir arbeiten. Und danach, Ramón Callicó, können wir uns darüber unterhalten, ob du als Waffenschmiedgeselle in meine Dienste trittst.«
»Ich bin einverstanden«, sagte Jona.
Die Werkstatt gefiel Jona. Es bereitete ihm Vergnügen, wieder mit Metall zu arbeiten, auch wenn diese Tätigkeit eine neue Erfahrung war, da bei der Herstellung von Waffen und Rüstungen Techniken benutzt wurden, die er noch nicht kannte, so daß er zugleich Neues lernen und Fertigkeiten anwenden konnte, die er bereits beherrschte.
Auch seinen neuen Arbeitsplatz mochte er. Unaufhörlich war das Lärmen von Hämmern auf Metall zu hören, Klirren und Scheppern, manchmal rhythmisch und manchmal nicht, und oft aus mehreren Hütten gleichzeitig, eine Art metallischer Musik. Und Fierro war ein sehr guter Lehrer.
»Spanien kann stolz sein auf vieles, was es zur Eisenbearbeitung beigetragen hat«, sagte er und fing an zu erzählen. »Jahrtausendelang wurde das Erz in ein tiefes Holzkohlenfeuer gelegt, das nicht heiß genug war, um das entstehende Eisen zu schmelzen, aber heiß genug, um es so weich zu machen, daß es gehämmert und geschmiedet werden konnte.«
Wiederholtes Erhitzen und Schmieden, Erhitzen und Schmieden beseitige Unreinheiten und ergebe schließlich Schmiedeeisen, sagte er.
»Dann lernten unsere Eisenmacher, das Feuer heißer zu machen, indem sie durch eine Röhre Luft hineinbliesen, und später, indem sie einen Blasebalg benutzten. Im achten Jahrhundert erfanden spanische Eisenarbeiter einen besseren Schmelzofen, den man ›Die katalanische Esse‹ nennt. Erz und Holzkohle werden im Ofen gemischt, und von unten wird mit Hilfe von Wasserkraft Luft ins Feuer geblasen. Das ermöglicht es uns, besseres Schmiedeeisen viel schneller herzustellen. Stahl erhält man, indem man sämtliche Unreinheiten beseitigt und dem Eisen den Großteil des Kohlenstoffs entzieht. Wie geschickt ein Schmied auch sein mag, seine Rüstung kann nur so gut sein wie der Stahl, aus dem sie gemacht wurde.«
Fierro hatte die Stahlbearbeitung als Lehrling bei einem maurischen Schwertmacher gelernt. »Die Mauren machen den besten Stahl und die besten Schwerter.« Er lächelte Jona an. »Ich bin bei einem Mauren in die Lehre gegangen und du bei einem Juden«, sagte er.
Jona stimmte ihm
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