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Der Medicus von Saragossa

Titel: Der Medicus von Saragossa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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weichen Sand, doch der Mann schlug sich den Kopf an einem eisernen Poller an.
    Jona wartete, bis der verletzte Matrose zu einem Arzt geschafft worden war und die Schaulustigen sich wieder zerstreut hatten, dann ging er zu dem Schiffsmaat, einem grauhaarigen Seemann in mittleren Jahren mit einem harten, narbigen Gesicht und einem Tuch auf dem Kopf.
    »Ich bin Ramón Callicó und könnte Euch mit der Fracht helfen«, sagte er, und als der Maat den großen, muskulösen Körper des jungen Mannes sah, schickte er ihn mit einem Nicken an Bord, wo andere ihm sagten, was er aufheben und wo er es abstellen sollte. Er trug Fracht in den Laderaum, wo zwei Männer, Joan und Cesar, wegen der Hitze fast nackt arbeiteten. Meistens verstand Jona ihre Befehle, doch manchmal mußte er sie bitten, ihre Worte zu wiederholen, die zwar spanisch klangen, es aber nicht waren.
    »Hörst du schlecht?« fragte Cesar verärgert.
    »Was für eine Sprache sprecht ihr denn?« fragte Jona, und Cesar grinste.
    »Das ist Katalanisch. Wir sind alle Katalanen. Jeder auf diesem Schiff.« Aber danach sprachen sie mit Jona kastilisches Spanisch, was für ihn eine große Erleichterung war.
    Noch vor Abschluß des Beladens brachte ein Laufbursche des Arztes die Nachricht, daß der gestürzte Matrose schwer verletzt sei und für eine längere Pflege in Cádiz bleiben müsse.
    Der Kapitän war an Deck erschienen. Er war jünger als der Maat, ein Mann mit sehr aufrechter Haltung, dessen Haare und kurzer Bart noch keine Spur von Grau zeigten. Der Maat eilte zu ihm, und Jona, der in der Nähe arbeitete, hörte ihre Unterhaltung.
    »Josep muß zur Behandlung hierbleiben«, sagte der Maat.
    »Hmmm.« Der Kapitän runzelte die Stirn. »Ich fahre nicht gerne mit unvollständiger Mannschaft.«
    »Verstehe. Der da, der ihn beim Beladen ersetzt hat... Er scheint mit Freude zu arbeiten.«
    Jona sah, daß der Kapitän ihn musterte. »Nun gut. Sprecht mit ihm.«
    Der Maat kam zu Jona. »Seid Ihr ein erfahrener Seemann, Ramón Callicó?«
    Jona wollte nicht lügen, aber er hatte fast kein Geld mehr und brauchte Essen und Obdach. »Ich habe Erfahrung auf einem Flußkahn«, sagte er, was in gewisser Weise der Wahrheit entsprach. Doch gleichzeitig war es eine Lüge, weil er nicht erwähnte, daß er nur so kurz auf dem Kahn gedient hatte. Wie auch immer, er wurde eingestellt und sofort zu den anderen geschickt, um an Leinen zu ziehen, die drei kleine dreieckige Segel entfalteten. Als das Schiff weit genug vom Ufer entfernt war, hißten die Matrosen das Großsegel, das sich mit einem lauten Knallen öffnete, im Wind blähte und sie aufs offene Meer hinaustrug.
    Die Mannschaft bestand aus sieben Männern – und nach wenigen Tagen kannte er sie alle: Jaume, der Schiffszimmermann; Carles, der Taue reparieren konnte und beständig mit den Leinen beschäftigt war; Antoni, der Smutje, dem der kleine Finger der linken Hand fehlte; und Maria, Cesar und Joan, die, wie Jona, taten, was immer man ihnen befahl. Der Zahlmeister war ein kleiner Mann, der es irgendwie schaffte, ein blasses Gesicht zu behalten, während alle anderen sonnenverbrannt waren. Er wurde von allen nur Señor Mezquida genannt, seinen Vornamen erfuhr Jona nie. Der Kapitän hieß Pau Roure. Man sah ihn nur selten, denn er brachte viel Zeit in seiner Kabine zu. Wenn er an Deck kam, sagte er nie ein Wort zur Mannschaft, sondern ließ ihr seine Befehle vom Maat übermitteln, der Gaspar Guells hieß. Manchmal schrie Guells seine Befehle, aber niemand an Bord wurde geschlagen.
    Das Schiff trug den Namen La Leona, die Löwin. Es hatte zwei Masten und sechs Segel, die Jona bald auseinanderzuhalten lernte: ein mächtiges, rechteckiges Großsegel, ein etwas kleineres Besansegel und zwei dreieckige Toppsegel über den beiden sowie zwei kleine Klüver, die sich über den Bugspriet spannten, eine geschnitzte Figur mit einem lohfarbenen Löwenkörper und dem Alabastergesicht einer Frau. Der Großmast war höher als der Besanmast, so hoch, daß Jona von dem Augenblick an, da das Schiff unter einer steifen Brise in Fahrt kam, Angst hatte, irgendwann einmal dort hinaufgeschickt zu werden.
    In der ersten Nacht, als es für ihn eigentlich Zeit war, seine vier Stunden zu schlafen, ging er statt dessen zur Strickleiter und kletterte hoch, bis er sich auf halber Höhe des Hauptmastes befand. Das tief unter ihm liegende Deck war schwarz bis auf das trübe Licht der Positionslampen. Um das Schiff erstreckte sich die grenzenlose See, dunkel

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