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Der Medicus von Saragossa

Titel: Der Medicus von Saragossa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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der Schmiede?«
    Jona nickte.
    »Sie ist gut gebaut. Es sind nur ein paar Werkzeuge drin. Bring die Werkzeuge woandershin, und dann kannst du mit Vicente in dieser Hütte wohnen. Vicente hatte großes Glück, daß du ihm gestern nacht geholfen hast, Ramón Callicó. Das hast du gut gemacht. Aber ein Lehrling sollte auch so klug sein zu bedenken, daß eine grobe Unverschämtheit gegenüber einem Handwerksmeister in dieser Werkstatt kein zweites Mal geduldet wird. Haben wir uns verstanden?«
    »Ja, Señor«, sagte Jona.
    Luis war erbost darüber, daß Fierro den Lehrling nicht verprügelt und fortgejagt hatte. Ein paar Tage lang war er Jona gegenüber streng und kalt, und Jona bemühte sich, ihm keinen Grund mehr zur Klage zu geben, während er endlos Rüstungsteile polierte. Das Stahlkleid für den Grafen von Tembleque stand kurz vor der Vollendung, und Jona bearbeitete Stück um Stück, bis sie in einem weichen Glanz erstrahlten, den sogar Luis als unübertrefflich anerkennen mußte.
    Es war eine Erleichterung für Jona, als man ihn wieder ausschickte, um bei den Händlern des Dorfes Vorräte zu besorgen.
    Während er im Kramladen darauf wartete, daß Tadeo Deza Fierros Bestellungen zusammensuchte, erzählte er dem betagten Gehilfen, daß sein Vetter Vicente mit heftigem Fieber darniedergelegen habe.
    Tadeo hielt inne. »Geht's aufs Ende zu?«
    »Nein. Das Fieber ist gefallen und gestiegen, gefallen und gestiegen, aber jetzt scheint er sich wieder zu erholen.«
    Tadeo Deza schnaubte. »Der ist zu blöd zum Sterben«, sagte er.
    Jona hatte sich mit seinem vollen Sack bereits zum Gehen gewandt, als ihm plötzlich etwas einfiel und er sich noch einmal umdrehte.
    »Tadeo, wißt Ihr etwas über einen Santo Peregrino El Compasivo?«
    »Ja, das ist ein örtlicher Heiliger.«
    »Heiliger Pilger der Barmherzige. Ein merkwürdiger Name.«
    »Er hat vor mehreren hundert Jahren in dieser Gegend gelebt. Angeblich war er ein Fremder, vielleicht aus Frankreich oder Deutschland. Auf jeden Fall war er in Santiago de Compostela gewesen, um vor den Reliquien des heiligen Jakobus zu beten. Hast du vielleicht selbst schon die Wallfahrt nach Santiago de Compostela gemacht?«
    »Nein, Señor.«
    »Eines Tages mußt du das tun. Jakobus war der dritte Apostel, den unser Herr erwählt hat. Er war Zeuge der Verklärung Christi und ist so heilig, daß Kaiser Karl der Große seinen Untertanen befahl, alle Pilger, die die Reliquien dieses Heiligen besuchten, mit Wasser, Obdach und Feuer zu versorgen.
    Auf jeden Fall wurde der fremde Pilger, von dem wir sprechen, nach Tagen des Gebets vor den Reliquien des Apostels selbst verwandelt. Anstatt zu dem Leben zurückzukehren, das er vor seiner Pilgerschaft geführt hatte, wanderte er nach Süden und landete schließlich in dieser Gegend. Hier verbrachte er den Rest seiner Tage und kümmerte sich um die Kranken und die Bedürftigen.«
    »Wie lautete sein Taufname?«
    Tadeo zuckte die Achseln. »Das ist nicht bekannt. Deshalb nennt man ihn ›Heiliger Pilger der Barmherzige‹. Wir wissen auch nicht, wo er beerdigt liegt. Einige sagen, daß er als sehr alter Mann einfach wieder von hier fortging, so wie er gekommen war. Aber andere sagen, daß er allein lebte und allein starb, an einem Ort irgendwo hier in der Gegend, und in jeder Generation haben Männer es sich zum Anliegen gemacht, sein Grab zu finden, aber ohne Erfolg. Wo hast du denn von diesem örtlichen Heiligen erfahren?« fragte Tadeo.
    Jona wollte Vicente nicht erwähnen, um dessen Vetter nicht noch mehr Grund zum Spotten zu geben. »Ich habe jemanden über ihn reden hören, und das hat mich neugierig gemacht.«
    Tadeo grinste. »Wahrscheinlich jemand in einer Schenke, denn oft führt der Wein einem Mann seine Sündhaftigkeit vor Augen und weckt die Sehnsucht nach der selig machenden Gnade der Engel.«
    Jona war froh, als Fierro ihn in Paco Parmientos Werkstatt schickte, um dem Schwertmacher zur Hand zu gehen. Paco setzte Jona sofort an die Arbeit und gab ihm verschiedene Waffen, die er schärfen und polieren sollte, kurze Kavalleriedegen und die wunderschönen, doppelschneidigen und vom Heft zur Spitze sich verjüngenden Langschwerter, wie Edelmänner und Ritter sie führten. Dreimal gab Paco ihm das erste Schwert zurück, das er geschärft hatte. »Zwar ist es der Arm des Kämpfers, der die Arbeit tut, aber das Schwert muß ihm dabei helfen. Jede Schneide muß so scharf geschliffen sein, wie der Stahl es zuläßt.«
    Jona mochte Paco, obwohl

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