Der Medicus von Saragossa
er ein strenger Zuchtmeister war. Während Luis ihn an einen Fuchs erinnerte, mußte er bei Paco an einen sanftmütigen Bären denken. Er war linkisch und vergeßlich, wenn er nicht an seiner Werkbank stand, doch sobald er sich an die Arbeit machte, wurden seine Bewegungen sicher und geschickt, und der Meister erzählte Jona, daß seine Klingen sehr gefragt seien.
In Luis' Hütte hatte Jona so gut wie schweigend gearbeitet, jetzt aber merkte er, daß Paco bei der Arbeit bereitwillig auf seine Fragen einging.
»Seid Ihr auch mit dem Meister und Luis in die Lehre gegangen?« fragte ihn Jona.
Paco schüttelte den Kopf. »Ich bin älter als die beiden. Als sie zur Lehre gingen, war ich bereits Geselle in Palma. Dort hat der Meister mich ausfindig gemacht und hierhergerufen.«
»Was tut Angel in dieser Werkstatt?«
Paco zuckte die Achseln. »Der Meister entdeckte ihn, kurz nachdem er das Soldatenhandwerk an den Nagel gehängt hatte, und brachte ihn als Waffenmeister hierher, denn er ist wahrlich ein Krieger, ein Meister aller Waffen. Wir haben versucht, ihm die Metallbearbeitung beizubringen, aber er hat kein Geschick für diese Arbeit, und so übertrug ihm Señor Fierro die Leitung der peónes.«
Wenn der Meister anwesend war, sprachen sie weniger, dennoch blieb die Arbeit entspannt. An einer zweiten Werkbank in der Hütte des Schwertmachers arbeitete Manuel Fierro häufig an einem Vorhaben, das ihm eine Herzensangelegenheit war. Sein Bruder, Nuño Fierro, der Arzt von Saragossa, hatte ihm durch fahrende Kaufleute Skizzen von einer Reihe von chirurgischen Instrumenten zukommen lassen. Der Meister benutzte harten Stahl, gewonnen aus dem besonderen Erz, das er und Jona aus der Höhle über Gibraltar geholt hatten, um daraus mit eigenen Händen Werkzeuge für seinen Bruder zu fertigen: Skalpelle, Lanzetten, Sägen, Kratzer, Sonden und Pinzetten.
Wenn der Meister nicht da war, führte Paco Jona die Instrumente als Beispiele für herausragende Metallbearbeitung vor. »Für jedes dieser kleinen Werkzeuge wendet er so viel Sorgfalt auf, wie er es für ein ganzes Schwert oder einen Spieß tun würde. Es ist eine Arbeit, die er mit Liebe vollbringt.«
Voller Stolz erzählte er Jona, daß er Fierro geholfen habe, des Meisters eigenes Schwert aus diesem besonderen Stahl zu schmieden. »Es mußte eine einzigartige Klinge sein, denn Manuel Fierro weiß mit einem Schwert besser umzugehen als jeder, den ich kenne.«
Jona hielt einen Augenblick im Polieren inne. »Ist er besser als Angel Costa?«
»Angel hat im Krieg gelernt, ein Meister des Tötens zu werden. Mit allen anderen Waffen ist er unerreicht. Aber mit dem Schwert allein ist der Meister der bessere Mann.«
Jonas geprellte Rippen waren kaum verheilt, als man ihm schon wieder befahl, in einem Turnier gegen Angel Costa anzutreten. Diesmal saß er, erneut in voller Rüstung, auf einem grauen arabischen Schlachtroß und galoppierte, eine Lanze mit einer gepolsterten Holzkugel als Spitze in der Armbeuge, auf Angel zu, der mit einer ähnlichen Lanze im Anschlag auf einem glänzend braunen Schlachtroß auf ihn zustürmte.
Jona war es nicht gewöhnt, auf einem temperamentvollen Pferd zu reiten, und so war er vollauf damit beschäftigt, oben zu bleiben. Die Kugel am Ende seiner Lanze schwankte und zuckte, während er auf dem Rücken seines Tieres hin und her geworfen wurde.
Die Pferde waren durch eine Holzwand geschützt, die zwischen den Kämpfenden verlief, die Reiter jedoch waren ungeschützt.
Zeit zur Vorbereitung gab es keine, nur ein kurzes Hufgetrappel, und dann stießen die beiden aufeinander. Jona sah die Kugel an Angels Lanze größer und größer werden, bis sie riesig war wie der Vollmond und schließlich wie das Leben selbst, und dann traf sie ihn und riß ihn vom Pferd und zu Boden, in eine demütigende und schändliche Niederlage.
Costa war nicht sehr beliebt. Es gab kaum Jubel, nur Luis genoß jede Sekunde. Als Paco und einige andere den benommenen Jona aus seiner Rüstung befreiten, sah er, daß Luis auf ihn zeigte und lachte, bis ihm die Tränen über die Wangen liefen.
An diesem Nachmittag versuchte Jona, sich nicht anmerken zu lassen, daß er hinkte. Er ging zum Räucherhaus und fand dort Angel Costa, der an einem Wetzstein Speerspitzen schärfte.
»Hola«, sagte er, aber Costa erwiderte den Gruß nicht und arbeitete ungerührt weiter.
»Ich kann nicht kämpfen.«
Costa ließ sein heiseres Lachen ertönen. »Nein«, pflichtete er ihm bei.
»Ich
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