Der Medicus von Saragossa
Hände faltete und sie zum Himmel hob, als würde er um Gnade bitten.
Parmientos sonst so friedliches Gesicht glühte vor Zorn. »Die beiden sind Abschaum«, sagte er.
Jeder der Wettkämpfer ließ sich beim Aufsteigen helfen. Costa war geübt darin und saß in wenigen Augenblicken auf seinem Pferd. Jona war ungeschickter; es fiel ihm schwer, das durch die Rüstung schwere und steife Bein zu heben und es über den grauen Araber zu schwingen, und er nahm sich vor, den Meister deswegen um Rat zu fragen, obwohl das vielleicht gar nicht nötig war, denn Fierro, der bei seinen Arbeitern stand, sah aufmerksam zu, und für gewöhnlich entging ihm fast nichts.
Als beide in den Sätteln saßen, drehten sie ihre Pferde einander zu. Jona gab sich Mühe, unsicher zu wirken, mit der Linken hielt er die Zügel umklammert, während die Lanze locker in seiner Rechten lag, so daß die Spitze zitternd nach unten zeigte.
Als der Meister zum Zeichen des Beginns sein Taschentuch senkte, ließ Jona die Zügel los, und während der Araber losstürmte, umklammerte er fest und mit beiden Händen die Lanze. Er war mittlerweile daran gewöhnt, auf ein Ziel zuzureiten, und es zermürbte ihn, dieses Ziel nun auf sich zukommen zu sehen, dennoch hielt er die Lanze fest auf den gegnerischen Reiter gerichtet. Seine Kugelspitze traf Angels Brustpanzer genau in der Mitte. Costas Lanze glitt von Jonas Schulter ab, ohne Schaden anzurichten, und einen Augenblick lang glaubte er, gewonnen zu haben, aber seine Lanze bog sich und brach, und so blieb Costa im Sattel, während sie aneinander vorbeigaloppierten.
Am Ende der Trennwand wendeten beide ihre Pferde. Der Meister machte keine Anstalten, das Turnier für beendet zu erklären, und so warf Jona seinen Lanzenstummel fort und ritt unbewaffnet auf Angel zu.
Je näher sie einander kamen, um so größer wurde die Spitze von Angels Lanze, doch als Costa nur noch zwei Hufschläge entfernt war, drückte Jona dem Araber beide Knie in die Flanken, und das Pferd blieb sofort stehen.
Die Lanze verfehlte Jona nur um Handbreite, und er hatte die Geistesgegenwart, die Waffe zu packen und fest daran zu reißen, während er mit den Knien seinem braven Tier den Befehl gab, rückwärts zu gehen. Angel Costa wäre beinahe gestürzt, er konnte sich nur im Sattel halten, weil er, während sein Pferd weiterrannte, die Lanze losließ. Jona hielt die Lanze fest umklammert, während er sich von seinem Araber ans andere Ende tragen ließ. Als sie sich jetzt wieder einander zudrehten, war es Jona, der die Lanze in der Hand hielt, während Angel der Unbewaffnete war.
Die Jubelschreie der Arbeiter waren Musik in Jonas Ohren, doch sein Hochgefühl verflog, als der Meister das Zeichen zum Abbruch gab.
»Das hast du sehr gut gemacht. Großartig!« sagte Paco, als er ihm aus der Rüstung half. »Ich glaube, der Meister hat das Turnier beendet, um seinem alten Kämpen die Demütigung zu ersparen.«
Jona schaute hinüber zum anderen Ende des Platzes, wo Luis gerade Angel Costa aus seinem Stahlkleid befreite. Nun lachte Costa nicht mehr. Luis beschwerte sich beim Meister, der nur dastand und ihn kalt anstarrte.
»Oje, das ist ein schlechter Tag für unseren Waffenmeister«, sagte Paco leise.
»Warum? Er blieb doch im Sattel. Das Turnier ist ohne Sieger geblieben.«
»Darum ist er ja so wütend, Ramón Callicó. Für einen wilden Teufel wie Angel Costa ist Nichtgewinnen gleichbedeutend mit Verlieren. Er wird dir diesen Tag nicht danken«, sagte der Schwertmacher.
Als Jona in seine Hütte zurückkehrte, war niemand da. Er war enttäuscht, denn er hatte Vicente nicht unter den Zuschauern gesehen und hätte sich so gerne die Freude gegönnt, in allen Einzelheiten davon zu berichten.
Das Tragen der Rüstung und die Anspannung des Kampfes hatten ihn erschöpft, und so schlief er sofort ein, kaum daß er sich auf sein Lager legte. Erst am nächsten Morgen wachte er wieder auf. Er war noch immer allein, und es schien ihm, als wäre Vicente die ganze Nacht nicht in der Hütte gewesen.
Paco und Manuel Fierro waren bereits bei der Arbeit, als er die Hütte des Schwertmachers betrat.
»Das hast du gestern sehr gut gemacht«, sagte der Meister mit einem Lächeln.
»Vielen Dank, Señor«, erwiderte Jona erfreut.
Man gab ihm Dolche zum Schärfen. »Habt Ihr Vicente gesehen?« fragte er.
Beide Männer schüttelten den Kopf.
»Er war heute nacht nicht in unserer Hütte.«
»Er ist ein Säufer, und wahrscheinlich hat er seinen Rausch
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