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Der Medicus von Saragossa

Titel: Der Medicus von Saragossa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Gedanke, in die Toledaner Gegend zurückzukehren. Doch dann sagte er sich, daß er Toledo als Knabe verlassen hatte und nun als großer, kräftiger Mann zurückkehrte, mit Gesichtszügen, die Wachstum, Männlichkeit und die gebrochene Nase verändert hatten, einem dichten Bart und langem Haar sowie einem neuen Namen, der sich bereits an vielen Orten bewährt hatte.
    Fierro rief die vier Mitglieder der Reisegruppe zusammen und nahm kein Blatt vor den Mund, als er ihnen seine Anweisungen gab. »Es ist gefährlich, an fremde Orte zu reisen, und ich befehle euch deshalb, einträchtig zusammenzuarbeiten und nicht gegeneinander. Angel ist während der Reise euer Anführer, ihm obliegt der Schutz der Gruppe, und er ist mir persönlich für die Sicherheit von jedem von euch verantwortlich. Luis und Paco sind verantwortlich für den Zustand der Rüstung und des Schwerts. Ramón Callicó wird dem Grafen Vasca die Rüstung übergeben, sich versichern, daß er damit zufrieden ist, bevor ihr wieder abreist, und sich vom Grafen eine schriftliche Empfangsbestätigung aushändigen lassen und mir zurückbringen.«
    Dann fragte er einen nach dem anderen, ob er seine Anweisungen verstanden habe, und jeder bejahte es.
    Fierro überwachte die sorgfältigen Vorbereitungen für die Reise. Als Wegzehrung erhielten sie nur ein paar Säcke mit getrockneten Erbsen und hartem Zwieback. »Angel muß unterwegs jagen, um euch mit frischem Fleisch zu versorgen«, sagte der Meister.
    Jeder der vier Männer erhielt ein Pferd zugewiesen. Die Rüstung des Grafen Vasca sollte von vier Packeseln befördert werden. Damit die Erscheinung seiner Arbeiter Fierro keine Schande machte, erhielten sie neue Kleidung, zusammen mit der strengen Ermahnung, daß sie sie erst anlegen dürften, wenn sie sich Tembleque näherten. Alle vier wurden mit Schwertern ausgestattet, und Costa und Jona erhielten Brustharnische. Costa schnallte sich große, rostige Sporen an die Stiefel und versorgte sich mit einem Langbogen und einem großen Vorrat an Pfeilen.
    Paco lächelte. »Angel mit seiner beständig mürrischen Miene ist der geborene Anführer«, flüsterte er Jona zu, der froh war, daß neben den beiden anderen auch Paco ihn auf dieser Reise begleitete.
    Als alles bereit war, führten die vier Reisenden ihre Tiere die Laufplanke des ersten Küstenschiffes hoch, das in Gibraltar festmachte. Zu Jonas Überraschung war es die Leona. Der Kapitän begrüßte jeden Fahrgast mit herzlichen Worten.
    »Hola! Ihr seid das«, sagte er zu Jona. Obwohl der Kapitän, solange Jona zur Schiffsmannschaft gehört hatte, nie ein Wort an ihn gerichtet hatte, verbeugte er sich jetzt vor ihm und lächelte. »Seid mir aufs neue willkommen an Bord der Leona, Señor.« Paco, Angel und Luis sahen überrascht zu, wie auch andere Mitglieder der Mannschaft ihn begrüßten.
    Die Tiere wurden auf dem Achterdeck an der Reling festgebunden, und als Lehrling hatte Jona die Aufgabe, jeden Tag Heu aus dem Laderaum zu holen und sie zu füttern.
    Zwei Tage nach dem Auslaufen wurde die See kabbelig, und Luis nahm das so mit, daß er sich übergeben mußte. Angel Costa und Paco machten die Bewegungen des Schiffes nichts aus, und auch Jona nicht, wie er zu seiner Überraschung und Freude feststellte. Als der Maat den Befehl zum Segelreffen gab, lief er unwillkürlich zur Strickleiter am Hauptmast, kletterte hinauf und half den Matrosen beim Einholen und Festmachen der Segel. Als er dann wieder auf Deck war, grinste der Matrose namens Josep, dessen Verletzung Jona damals den Platz in der Schiffsmannschaft verschafft hatte, ihn an und klopfte ihm auf die Schulter. Doch als Jona danach überlegte, was er da eigentlich getan hatte, erkannte er, daß er, falls er über Bord gegangen wäre, wohl von seinem Brustharnisch in die Tiefe gezogen worden und ertrunken wäre, und für den Rest der Fahrt dachte er immer daran, daß er nur Fahrgast war.
    Für die vier aus Gibraltar waren die Tage unter Segel eine Zeit voller Langeweile. Früh am Morgen des dritten Tages packte Angel seinen Langbogen und einige Pfeile aus und machte sich daran, Vögel zu schießen.
    Die anderen setzten sich, um ihm zuzusehen. »Angel ist mit dem Bogen so gut wie ein verdammter inglés«, sagte Paco zu Jona. »Er stammt aus einem kleinen Dorf in Andalusien, das berühmt ist für seine guten Bogenschützen, und seine erste Schlacht bestritt er als Bogenschütze der Landwehr.«
    Aber Gaspar Guells, der Maat, rannte zu Costa. »Was tut Ihr da,

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