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Der Medicus von Saragossa

Titel: Der Medicus von Saragossa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Euch ist mein Verwandter?«
    Der Mann lächelte. »Sind wir denn nicht alle Verwandte im Herrn?«
    Jona musterte die beiden.
    »Mein Name ist Anselmo Lavera.«
    Jona erinnerte sich, daß Mingo den Namen erwähnt hatte. Lavera war der Mann, der hier im Süden Spaniens den Handel mit gestohlenen Reliquien beherrschte.
    Lavera stellte den anderen Mann nicht vor, der auch von sich aus nichts sagte. »Vicente Deza hat uns gebeten, Euch aufzusuchen.«
    »Vicente Deza ist tot.«
    »Wie traurig. Ein Unfall?«
    »Er ist ertrunken und wurde erst vor wenigen Tagen begraben.« »Was für ein Unglück. Er sagte uns, Ihr wüßtet, wo sich eine gewisse Höhle befindet.«
    Jona war sich ganz sicher, daß die beiden Vicente umgebracht hatten. »Sucht Ihr eine der Höhlen im Felsen von Gibraltar?« fragte er.
    »Sie befindet sich nicht im Felsen. Nach dem, was Deza uns gesagt hat, befindet sie sich irgendwo ein Stück weit von Gibraltar entfernt.«
    »Von einer solchen Höhle weiß ich nichts, Señor.«
    »Ich verstehe, manchmal fällt es einem schwer, sich zu erinnern. Aber wir wollen Eurer Erinnerung auf die Sprünge helfen. Und wenn Ihr Euch erinnert, werden wir Euch großzügig belohnen.«
    »Wenn Vicente Euch meinen Namen genannt hat, warum hat er Euch dann nicht den Ort beschrieben, den Ihr sucht?«
    »Wie gesagt, sein Tod war höchst unglücklich. Er wurde ermutigt, sich zu erinnern, aber die Ermutigung war ungeschickt und etwas überschwenglich.«
    Jona lief es kalt über den Rücken, als er hörte, wie seelenruhig Lavera ein solch schreckliches Geständnis von sich gab.
    »Ich war nicht dabei, müßt Ihr wissen. Ich hätte es besser gemacht. Als Vicente dann bereit war, den Ort zu nennen, war er nicht mehr in der Lage dazu. Aber als man ihn ermutigte zu sagen, wer uns sonst noch weiterhelfen könnte, nannte er sofort Euren Namen.«
    »Ich werde mich umhören, ob irgend jemand etwas von einer Höhle weiß, die Vicente kannte«, sagte Jona.
    Der Mann mit dem kurzen Bart nickte. »Hattet Ihr Gelegenheit, Vicente zu sehen, bevor er begraben wurde?«
    »Ja.«
    »Armer Kerl. So jämmerlich zu ertrinken. War er übel zugerichtet?«
    »Ja.«
    »Schrecklich. Die See hat kein Erbarmen.«
    Anselmo Lavera sah Jona an. »Man verlangt andernorts nach uns, und wir müssen eilen. Aber in zehn Tagen werden wir wieder hier durchkommen. Denkt an die Belohnung, und denkt daran, was der arme Vicente von Euch erwartet hätte.«
    Jona wußte, daß er weit weg sein mußte von Gibraltar, wenn sie zurückkehrten. Sie würden ihn töten, wenn er ihnen die Lage des Heiligengrabs nicht verriet, und auch wenn er es täte, würden sie ihn töten, weil er gegen sie Zeugnis ablegen konnte.
    Das machte ihn traurig, weil er zum ersten Mal seit seinem Weggang aus Toledo sowohl den Ort mochte, an dem er sich befand, als auch die Arbeit, die er tat. Fierro war ein gütiger, freundlicher Mensch, ein Meister, wie man ihn nur sehr selten fand.
    »Wir wollen, daß Ihr gut nachdenkt, damit Ihr Euch an das erinnert, was wir wissen müssen. Sind wir uns einig, mein Freund?«
    Laveras Stimme war nie unangenehm gewesen, aber Jona erinnerte sich an die Wunde in Vicentes Kopf und an den schauerlichen Zustand seines Gesichts und seines Körpers.
    »Ich werde mir Mühe geben, mich zu erinnern, Señor«, erwiderte er höflich.
    »Hast du deinen Verwandten getroffen?« fragte Fierro, als Jona zurückkehrte.
    »Ja, Meister. Ein entfernter Verwandter mütterlicherseits.«
    »Die Familie ist wichtig. Es ist gut, daß er gerade jetzt kam, denn in ein paar Tagen wirst du schon fort sein.« Fierro berichtete, er habe beschlossen, Paco Parmiento, Luis Planas, Angel Costa und Ramón Callicó nach Tembleque zu schicken, um dem Grafen Vasca seine Rüstung zu bringen. »Paco und Luis können mit ihren Fähigkeiten noch etwaige Änderungen vornehmen, die nach der Übergabe nötig sein sollten. Angel wird der Führer eurer kleinen Karawane sein.«
    Fierro fuhr fort, er wollte, daß Ramón Callicó dem Grafen die Rüstung übergebe, »weil du ein reineres Spanisch als die anderen sprichst und weil du lesen und schreiben kannst. Ich will eine schriftliche Bestätigung des Grafen von Tembleque über den Erhalt der Rüstung. Haben wir uns verstanden?«
    Jona brauchte eine Weile, bis er antwortete, denn er schickte zuvor ein Dankgebet zum Himmel.
    »Ja, Señor, ich habe verstanden.«
    Obwohl Jona froh war, weit weg zu sein von Gibraltar, wenn Anselmo Lavera zurückkehrte, ängstigte ihn doch der

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