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Der Medicus von Saragossa

Titel: Der Medicus von Saragossa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Gewinn zu verhökern. Der Mönch wußte, daß Jona auf den Grafen von Tembleque wartete, um ihm die Rüstung übergeben zu können, und wenn er den Köder geschluckt hatte, mußte jemand wegen der Einzelheiten an Jona herantreten.
    Doch mehrere Tage vergingen, ohne daß sich jemand auf der Burg nach ihm erkundigte.
    Als der Graf schließlich von seiner Jagd zurückkehrte, erwies er sich als Mann, der groß und kräftig genug war, um die riesige Rüstung auszufüllen. Sein Vollbart und seine Haare waren rötlichbraun, und oben auf dem Schädel hatte er eine große kahle Stelle. Er besaß die kalten, herrischen Augen eines Mannes, der in dem Bewußtsein aufgewachsen war, daß alle Menschen dieser Erde minderwertig und nur dazu da seien, ihm zu dienen.
    Die Männer aus Gibraltar halfen ihm in die Rüstung und sahen dann zu, wie er mit dem Schwert in der Hand über den Hof stolzierte. Als er danach wieder aus seinem Stahlkleid befreit war, zeigte er sich hoch erfreut über die Dinge, die sie ihm gebracht hatten, beklagte sich aber über eine gewisse Enge an der rechten Schulter. Sofort wurde im Hof eine Esse aufgebaut, und Luis und Paco machten sich mit Schwung und zwei Hämmern ans Werk.
    Bald nachdem die Änderungen am Schulterstück abgeschlossen waren, ließ Graf Fernán Vasca Ramón Callicó zu sich rufen.
    »Hat er sein Zeichen unter die Empfangsbestätigung gesetzt?« fragte Jona den Verwalter, der ihm den Befehl überbrachte.
    »Sie liegt für Euch bereit«, sagte der Verwalter, und Jona folgte ihm durch eine Reihe von Zimmern in die Privatgemächer des Grafen. Unterwegs hielt Jona die Augen offen, um vielleicht einige der Silbergegenstände zu erspähen, die sein Vater für den Grafen angefertigt hatte, doch er sah keine. Die Burg von Tembleque war sehr groß.
    Er fragte sich, warum der Graf ihn hatte rufen lassen. Geld brauchte er keines in Empfang zu nehmen, die Bezahlung für Schwert und Rüstung wurde über Kaufleute aus Valencia getätigt, die in Gibraltar Geschäfte machten. Jona hoffte, daß Fierro beim Eintreiben der Schulden mehr Erfolg haben würde als sein Vater.
    Vor einer Eichentür blieb der Verwalter stehen und klopfte.
    »Euer Exzellenz. Dieser Callicó ist hier.«
    »Er soll reinkommen.«
    Es war ein langes, düsteres Zimmer. Obwohl der Tag mild war, brannte im Kamin ein kleines Feuer, und drei Jagdhunde lagen auf dem mit Binsen ausgelegten Boden. Zwei der Tiere betrachteten den Fremden mit kalten Augen, der dritte Hund aber sprang auf, kam mit leisem Knurren auf Jona zu und trollte sich erst, als sein Besitzer ihn zurückrief.
    »Euer Gnaden«, sagte Jona.
    Vasca nickte und händigte Jona die unterzeichnete Empfangsbestätigung aus. »Ich bin hoch erfreut über die Rüstung. Teilt dies Eurem Meister Fierro mit.«
    »Mein Herr wird sich glücklich schätzen, daß Ihr mit seiner Arbeit zufrieden seid.«
    »Zweifellos. Es ist immer schön, angenehme Nachrichten zu erhalten. So habe ich zum Beispiel erfahren, daß Ihr eine heilige Reliquie entdeckt habt.«
    Aha. Hier ist der Pfeil also gelandet, den ich auf Fray Bonestruca abgeschossen habe, dachte Jona mit einem Schaudern.
    »Das stimmt«, erwiderte er vorsichtig.
    »Was für eine Art von Reliquie ist es?«
    Jona sah den Grafen nur an.
    »Nun kommt schon«, sagte Vasca mit barscher Ungeduld. »Ist es ein Knochen?«
    »Es sind viele Knochen. Ein Skelett.«
    »Wessen?«
    »Eines Heiligen. Keines sehr bekannten Heiligen. Ein örtlicher Heiliger aus der Gegend um Gibraltar.«
    »Ihr glaubt, daß es das Skelett von Santo Peregrino El Compasivo ist?«
    Jona konnte seine Überraschung nicht verbergen. »Ja. Ihr kennt die Legende?«
    »Ich kenne alle Legenden über Reliquien«, sagte Vasca. »Warum glaubt Ihr, daß es sich um den Pilgerheiligen handelt?«
    Nun erzählte Jona ihm von Vicente, und wie Vicente ihn zu der Höhle unter den flachen Felsen geführt hatte. Er beschrieb ihm alles, was er in der Höhle gesehen hatte, und der Graf hörte aufmerksam zu.
    »Warum habt Ihr Euch an Fray Bonestruca gewandt?«
    »Ich dachte mir, daß er vielleicht jemanden kennt, der... für so etwas Verwendung hat.«
    »Wie kamt Ihr auf diesen Gedanken?«
    »Nun... Wir haben zusammen getrunken. Ich hielt es für sinnvoller, einen Mönch zu fragen, der gern trinkt, als irgendeinen Priester, der dieses Laster verabscheut.«
    »Dann habt Ihr also in Wahrheit nach einem Reliquienhändler oder dergleichen gesucht und nicht einfach nur nach einem

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