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Der Medicus von Saragossa

Titel: Der Medicus von Saragossa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Kirchenmann?«
    »Ja.«
    »Weil Ihr einen hohen Preis für Euer Wissen verlangt?«
    »Ich habe einen Preis. Für mich ist es ein hoher Preis, aber für andere vielleicht nicht.«
    Graf Vasca beugte sich vor. »Aber warum der weite Weg von Gibraltar bis hierher, um einen Händler zu suchen? Gibt es im Süden Spaniens keinen Reliquienhändler?«
    »Es gibt Anselmo Lavera.« Wie Ihr genau wißt, dachte Jona.
    Er berichtete dem Grafen vom Mord an Vicente und von dem Besuch, den Lavera ihm abgestattet hatte. »Ich weiß, wenn ich Lavera und seine Männer nicht zu der Höhle führe, werde ich getötet. Aber wenn ich es tue, werde ich auch getötet. Mein Überlebenstrieb rät mir davonzulaufen, aber ich möchte sehr gerne nach Gibraltar zurückkehren und weiter für Meister Fierro arbeiten.«
    »Welchen Preis verlangt Ihr nun für Euer Wissen?«
    »Mein Leben.«
    Vasca nickte. Wenn ihn diese Antwort belustigte, zeigte er es nicht. »Das ist ein annehmbarer Preis.«
    Er gab Jona eine Feder samt Tinte und Papier. »Zeichnet mir eine Karte mit dem Weg zum Grab des Heiligen.«
    Jona zeichnete die Karte so sorgfältig und so genau, wie er nur konnte, und vermerkte darin auch alle Orientierungspunkte, an die er sich erinnerte. »Die Höhle liegt in einem Stück Ödland aus Sand und Stein und ist vom Pfad aus nicht zu sehen. Es gibt dort nichts als flache Felsen mit ein paar kümmerlichen Büschen und verkrüppelten Bäumen dazwischen.«
    Vasca nickte. »Nun zeichnet eine zweite Karte wie diese, und nehmt sie mit nach Gibraltar. Wenn Anselmo Lavera wieder zu Euch kommt, sagt ihm, daß Ihr ihn nicht zu der Höhle führen könnt, aber gebt ihm die Karte. Ich wiederhole: Geht nicht mit ihm zu der Höhle. Habt Ihr mich verstanden?«
    »Ja, ich verstehe«, sagte Jona.
    Er sah den Edelmann nicht wieder. Der mürrische Verwalter schenkte jedem der Männer aus Gibraltar im Namen des Grafen Vasca zehn Maravedi.
    Gemäß Fierros Anweisungen verkaufte Angel Costa die Esel in Toledo, und so konnten die vier Männer sich unbehindert durch Packtiere auf den Rückweg zur Küste machen.
    In Valencia, wo sie auf ihr Schiff warten mußten, gaben die Männer einen Teil des geschenkten Geldes für starke Getränke aus. Jona hatte große Lust, es ihnen gleichzutun, aber noch war er angespannt wegen der Bedrohung, die ihn in Gibraltar erwartete, und so gesellte er sich zwar zu ihnen, trank aber langsam und mit Bedacht.
    Sie hatten eben eine Schenke betreten, als Luis einen dicken Mann, der auf dem Weg nach draußen war, anrempelte und dann geruhte, den Beleidigten zu spielen. »Du ungeschickter Ochse!« rief Luis. Der Mann sah ihn erstaunt an. »Was habt Ihr denn, Señor?« fragte er. Er sprach mit dem Akzent eines Franken. Die Belustigung in seinem Blick wich der Wachsamkeit, als Angel, die Hand auf dem Schwert, dazukam.
    Der Franke war unbewaffnet. »Ich entschuldige mich für meine Ungeschicklichkeit«, sagte er kalt und verließ die Schenke.
    Jona konnte den Stolz in Luis' Gesicht und die Befriedigung in dem von Angel kaum ertragen.
    »Und wenn er bewaffnet und mit Freunden zurückkehrt?«
    »Dann kämpfen wir. Hast du Angst vor einem Kampf, Callicó?« fragte Angel.
    »Ich werde nie jemanden verletzen oder töten, nur weil du und Luis Kurzweil suchen.«
    »Ich glaube, du hast Angst. Ich glaube, ein Turnier kannst du gerade noch verkraften, aber nicht einen echten Kampf zwischen Männern.«
    Doch nun trat Paco zwischen sie. »Wir haben es geschafft, den Auftrag des Meisters auszuführen, ohne in Schwierigkeiten zu geraten«, sagte er. »Ich habe nicht die Absicht, vor Fierro zu treten und ihm Verletzungen oder Tod zu erklären.« Er winkte dem Wirt, damit er ihnen Getränke bringe.
    Sie tranken bis spät in die Nacht, und am nächsten Morgen gingen sie an Bord eines Postschiffs, das mit der ersten Flut auslief. Während der Reise trafen sich die vier Männer auf Angels Anordnung hin jeden Morgen und jeden Abend zu Gebeten. Ansonsten blieben Luis und Angel für sich, und wenn Jona sich unterhalten wollte, ging er zu Paco. Als sie in Gibraltar an Land gingen, war er beinahe glücklich. Auf merkwürdige Art war es schön, an einem Ort anzukommen, wo man erwartet wurde. Nach der Ankunft in Gibraltar blieb den Reisenden nicht viel Zeit, um sich auszuruhen. In ihrer Abwesenheit waren mehrere Bestellungen für Rüstungen wie für Schwerter von Mitgliedern des königlichen Hofs hereingekommen. Jona wurde Paco zugewiesen, dem er half, ein Schwert für den

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