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Der Meister des Drakung-Fu

Titel: Der Meister des Drakung-Fu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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Sonnenvollbad nehmen willst, hätten wir dich gewarnt«, warf Daka ein.
    »Aber sonst«, sagte Silvania und zog den kleinen Block aus der Rocktasche, »hast du das Sonnenlicht ausgezeichnet vertragen.« Sie nahm einen Stift und schrieb:
    2. Stufe: Der Tageslichttest – bestanden.
    3. Stufe: Der Bluttest
    Der letzte Test war der wichtigste und gefährlichste Test von allen. Gefährlich war er hauptsächlich für Ludo.
    Der Freund der Vampirschwestern lag in Keruls Jurte auf dem muffigen Teppich. Unter seinem Kopf lag ein Kissen. Ludo hatte den Kopf nach links gedreht und die halblangen braunen Haare nach hinten gestreift. Sein Hals leuchtete hell im dumpfen Licht, das in der Jurte herrschte. Ludos Halsschlagader war deutlich zu erkennen. Sie pulsierte voller Leben. Voller Blut.
    »Was soll ich jetzt noch mal machen?«, fragte Ludo und hob leicht den Kopf.
    »Bleib einfach ruhig liegen«, sagte Daka.
    »Nur, wenn du eine böse Vorahnung hast, musst du dich ganz schnell vom Teppich machen«, fügte Silvania hinzu.
    »Was denn für eine böse Vorahnung ...?«, fragte Ludo, doch in dem Moment betrat Kerul die Jurte. Er starrte auf Ludos entblößten Hals.
    Ludo zog die Augenbrauen hoch. »Ach so.«
    »Und falls es aus der Zukunft Empfangsstörungen gibt«, flüsterte Daka, »sind wir ja auch noch da.«
    Daka und Silvania hatten ihren Freund Ludo gebeten, ihnen beim letzten Test mit Kerul zu helfen. Sie hatten Ludo allerdings nicht genau erklärt, worum es dabei ging und ihm auch nicht gesagt, warum sie gerade ihn und nicht Helene um Hilfe gebeten hatten. Eins war klar: Sie brauchten einen Menschen, um den Bluttest mit Kerul zu vollziehen. Und zwar am besten einen Menschen, der schnell reagieren konnte, sollte Kerul wider Erwarten dem Blut verfallen und zubeißen. Und welcher Mensch konnte schneller reagieren als Ludo, der Dinge vorhersah und wusste, was als Nächstes geschah? Zumindest, wenn er klare Bilder aus der Zukunft empfing. Was nicht immer der Fall war.
    Kerul trat langsam näher an Ludo heran. Er musterte den Menschen auf seinem Teppich. Dann schielte er zu Daka und Silvania, die hinter Ludo standen. »Da liegt was auf meinem Teppich.«
    Daka nickte. »Dein Mittagessen.«
    Ludo riss die Augen auf und schnappte nach Luft.
    »Verstehe.« Kerul kniete sich vor Ludo. Erst beäugte er ihn von oben bis unten. Dann schnupperte er an ihm vom Kopf bis zu den Füßen und zurück.
    Ludo lag steif wie eine Zeltstange da, nur seine Augen folgten dem Vampir neben ihm.
    Kerul fuhr sich mit der Zunge über die langen, spitzen Eckzähne. Seine goldenen Augen funkelten vor Gier. Dann beugte er sich über Ludo. Ungefähr zehn Zentimeter von Ludos Hals entfernt hielt er inne. Wie gebannt starrte er auf Ludos Halsschlagader. Etwas Speichel tropfte von Keruls linkem oberen Eckzahn und fiel auf Ludos Hals.
    Ludo zuckte zusammen.
    Silvania und Daka verzogen die Gesichter.
    Kerul atmete tief ein. Er seufzte genüsslich. Dann rückte er noch näher an Ludos Hals heran. Er war jetzt höchstens noch fünf Zentimeter entfernt.
    Entsetzt sahen Daka und Silvania, wie Kerul die Eckzähne aneinanderwetzte. In seinem Gesicht loderte ein unbändiges Verlangen. So hatten die Mädchen ihren virtuellen Zwilling noch nie gesehen. Er wirkte wild, animalisch und gefährlich. Und vollkommen fremd. Er machte ihnen Angst. Er wollte doch nicht etwa ... Er würde doch nicht ... Das konnte, das durfte er nicht tun!
    Kerul bewegte sich die letzten Zentimeter auf Lu-dos Hals zu. Zwischen seine Eckzähne und Ludos Hals hätte höchstens noch ein Kamelhaar gepasst.
    Ludo schielte zu seinem Hals. Spürte er die kalten, feuchten Eckzähne schon auf seiner Haut oder bildete er sich das nur ein?
    Kerul spannte alle Muskeln an, dann öffnete er langsam den Mund. Seine Eckzähne blitzten bedrohlich im fahlen Licht. Er fauchte wie ein Tiger, kurz bevor er sich auf die Beute stürzte.
    Daka und Silvania hatten die Augen vor Panik weit aufgerissen. Trotzdem konnten sie kaum glauben, was sie unmittelbar vor sich sahen. Kerul wollte Ludo beißen – es war eindeutig. Hatten alle Tests vorher versagt? War Kerul doch ein blutrünstiger Vampgole, der selbst vor hilflosen, hellsichtigen, zwölfjährigen Jungen nicht haltmachte? Wenn ja, dann mussten sie Ludo sofort in Sicherheit bringen. Rapedadi! Doch sie waren wie gelähmt vor Entsetzen.
    Gerade, als Silvania aus der Starre erwachte und sich zwischen Ludo und Kerul werfen wollte, fragte Kerul Ludo ruhig und leise: »Welche

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