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Der Meister des Drakung-Fu

Titel: Der Meister des Drakung-Fu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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Blutgruppe bist du?«
    Ludo schielte zu Kerul. »B?«
    Kerul rümpfte die Nase und richtete sich auf. »Ich hab erst letzte Woche eine Herde Yaks mit Blutgruppe B leer gesaugt. Bleib mir bloß vom Eckzahn mit solcher roten Plörre!«
    Silvania und Daka starrten Kerul an, als wäre er selber ein Yak.
    »Reingelegt!«, rief Kerul auf einmal, klapperte vor Begeisterung über seinen ausgeklügelten Scherz mit den Eckzähnen und flog ein kleines Looping, bei dem er an die Jurtendecke stieß.
    Daka warf einen Blick auf Ludo, der sich auf dem Teppich aufgerichtet hatte. »Wusstest du das die ganze Zeit?«
    Ludo zuckte mit den Schultern und grinste.
    Silvania sah kurz zu Kerul und Ludo, verzog den Mund, holte ohne weiteren Kommentar den Block aus ihrer Rocktasche und notierte:
    3. Stufe: Der Bluttest – bestanden.
    Gesamtauswertung:
Knoblauchtest:
bestanden
Tageslichttest:
bestanden
Bluttest:
bestanden
Halbvampgolentest:
bestanden
    Dann rollte sie einen großen Papierbogen auf, den ihr Daka reichte. Silvania schrieb in Schönschrift:
    ZERTIFIKAT
Kerul Tschagatai Jugur Selenga
hat erfolgreich am Halbvampgolentest
teilgenommen. Somit ist er ein geprüfter
und beglaubigter Halbvampir.
    Silvania und Daka unterschrieben das Zertifikat, dann reichten sie es Kerul.
    »Boi felishnuk!«, sagte Silvania.
    »Willkommen in der Gruft«, sagte Daka.
    Kerul nahm das Zertifikat mit leicht zitternden Händen entgegen. Er las es ganz genau durch. Dreimal. Dann blickte er auf. »Ich bin ein Halbvampir.«
    Daka, Silvania und Ludo nickten.
    Kerul sah noch einmal auf das Zertifikat, dann wieder zu den anderen. »Ich bin ein Halbvampir!«
    »Freust du dich denn auch ein wenig oder findest du Halbvampirsein immer noch blöd?«, fragte Silvania.
    Kerul dachte einen Moment nach. »Ich bin mir noch nicht sicher. Es ist komisch, ich dachte mein Leben lang, ich bin ein richtiger Vampir, dabei bin ich ein halber. Und ein halber Mensch.«
    Ludo nickte nachdenklich. »Das ist, als würde ich herausfinden, dass ich nur ein halber Junge bin und zur anderen Hälfte ein Mädchen.«
    Silvania, Daka und Kerul sahen Ludo mit gerunzelter Stirn an.
    Ludo zuckte mit den Schultern. »Ich mein ja nur.«
    Schließlich fuhr Kerul fort: »Aber ich bin froh, endlich zu wissen, warum ich anders bin als die Vampgolen in meinem Heimatdorf. Ich bin nicht krank und muss nicht länger versuchen, einen Yak auszusaugen, wenn ich gar nicht will.«
    »Das ist doch schon mal ein Grund zum Feiern«, fand Daka, die von ihrem Papa die Leidenschaft für Feste aller Art geerbt hatte.
    Kerul, Daka, Silvania, Ludo und Helene feierten tatsächlich. Ludo und Helene die halbe Nacht. Kerul, Daka und Silvania fast die ganze Nacht. Die Halbvampire redeten bis zum Morgengrauen. Kerul wollte alles Mögliche über das Leben als Halbvampir wissen. Und Silvania und Daka hatten allerhand zu erzählen.
    So kam es, dass Kerul am Morgen flughundemüde in seine Jurte taumelte. Er rollte sich in seinen Teppich und schlief sofort ein. Zum ersten Mal seit seiner Landung in Bindburg schlief er tief, fest und sehr lange. Zu lange. Die Sonne versank bereits am westlichen Horizont und die Abenddämmerung legte sich über die Reihenhaussiedlung, als Kerul noch immer von der mongolischen Steppe träumte.
    Eingehüllt in seinen muffigen Teppich, umgeben von süßen Träumen, fühlte Kerul sich geborgen und sicher. Doch er war alles andere als das, wie sich bald herausstellen sollte.

Angriff mit Rüssel
    D irk van Kombast lag nicht so bequem wie Kerul. Er lag im Gebüsch. Genau genommen in dem kleinen Strauch, der direkt an das Nachbargrundstück der Familie Tepes grenzte. Vorsichtig schob er mit den Händen ein paar Zweige zur Seite und beobachtete das Geschehen in der Jurte, die seit ein paar Tagen im Garten seiner transsilvanischen Nachbarn stand. Da gab es allerdings nicht viel zu beobachten, denn in der Jurte geschah rein gar nichts. Hin und wieder drang ein leises ›Pffff‹ oder auch ein ›Tüff Tüff Tüff‹ aus der zeltähnlichen Behausung. Sonst regte sich nichts.
    Genau, wie der Vampirjäger gehofft hatte. Der Zeitpunkt war perfekt. Herr Tepes war vor einigen Minuten zur Nachtschicht ins rechtsmedizinische Institut aufgebrochen. Elvira Tepes begleitete ihre Mutter an diesem Abend in die Oper. Und die flatterhaften Töchter besuchten ihre Freundin Helene, wenn Dirk van Kombast das alles richtig mitbekommen hatte.
    Die neuen Nachbarn waren also ausgeflogen und hatten ihren Gast alleine im Garten

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