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Der Meister des Drakung-Fu

Titel: Der Meister des Drakung-Fu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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Eimer und langsam weiter nach oben zur Knoblauchknolle, die darauf lag. Er war nur wenige Zentimeter von dem todbringenden Gemüse entfernt. Kerul starrte die Knolle an wie eine Bombe, die jede Sekunde in die Luft gehen konnte. Seine Nasenflügel bebten. Sein Kinn zitterte.
    Silvania stellte sich hinter Kerul. Zur Sicherheit breitete sie schon mal die Arme aus. Wie romantisch das wäre, wenn Kerul ihr nachts auf einem Acker in die Arme fallen würde!
    Daka breitete ebenfalls die Arme aus. Allerdings nicht wegen der Romantik, sondern zum Schutz. Für den Fall, dass Kerul nach vorne kippen sollte. Für den Fall, dass er doch kein Halbvampgole war.
    Kerul schwankte tatsächlich. Und zwar nach vorne. Er hatte sich auf die Zehenspitzen gestellt, reckte den Kopf und stieß mit der Nase fast an die Knoblauchknolle. Er schloss die Augen und atmete tief ein.
    Daka schielte besorgt nach oben zum Eimer und zu Kerul. Er musste es ja nicht gleich übertreiben. So nah würde sie sich noch nicht einmal mit ihrer eigenen Nase an Knoblauch heranwagen.
    Kerul streckte die Hand aus und zögerte einen Moment. Dann griff er schnell nach der Knoblauchknolle, wie ein Dieb nach den Kronjuwelen. Er hielt sich die Knolle vors Gesicht und betrachtete sie von allen Seiten. »Das schmeckt bestimmt gut in Kamelmilchquark.«
    Daka rümpfte die Nase und schob sich den Eimer in den Nacken.
    Silvania holte einen kleinen Block und einen Stift heraus und notierte:
    1. Stufe: Knoblauchtest – bestanden.
    2. Stufe: Der Tageslichttest
    Der Herbsttag war frisch, aber sonnig. Es war genau 13:46 Uhr. Kerul stand verschlafen im Flur des letzten Reihenhauses im Lindenweg. Seine virtuellen Zwillinge hatten ihn mitten am Tag geweckt. Sie hatten gesagt, das würde zum Test gehören.
    Kerul hatte einen schwarzen Mantel von Herrn Tepes an. Er reichte bis auf den Fußboden und der hochgestellte Kragen bis an Keruls Ohren. Auf den Ohren hatte er flauschige bunte Ohrenschützer, die wie eine Blume aussahen. Frau Tepes hatte sie in ihrer Kindheit getragen. Sie freute sich, dass sie endlich wieder benutzt wurden.
    Silvania hatte Kerul einen ihrer Hüte geborgt. Es war ein Cowboyhut mit einer breiten Krempe. Die riesengroße Sonnenbrille mit dem knallroten Rand auf seiner Nase gehörte Daka. Um den Hals hatte Kerul sich ein Frotteehandtuch gewickelt. Er zog es bis über das Kinn. Der Rest seines Gesichts war von einer dicken Schicht Sonnencreme bedeckt.
    »Und ihr wollt da jetzt echt raus?« Kerul lugte durch das kleine Fenster neben der Haustür. »Das ist Selbstmord.«
    Daka zuckte mit den Schultern. »Wir begehen jeden Tag Selbstmord. Uns ist dabei noch nie etwas passiert.«
    »Und dir passiert erst recht nichts«, fügte Silvania hinzu. »Mit der Creme, dem Handtuch und den Klamotten hast du Lichtschutzfaktor 2500.«
    »Der optimale Sonnenlichtschutz ist die Nacht«, zitierte Kerul eine vampgolische Weisheit.
    »Wenn du ein Halbvampgole bist, brauchst du keinen optimalen Sonnenlichtschutz. Dann kannst du genau wie wir auch am helllichten Tag herumfliegen«, erwiderte Daka.
    Das könnten die Vampirschwestern – rein theoretisch. Hätte ihnen ihre Mutter nicht das Fliegen und Flopsen bei Tageslicht verboten. Sie hatte Angst, friedliche Nachbarn könnten dadurch verschreckt werden.
    »Aber am helllichten Tag will ich überhaupt nicht herumfliegen. Da will ich schlafen«, erwiderte Kerul.
    »Kann ich gut verstehen.« Daka gähnte. Sie hatte sich noch nicht so ganz an die Tag-Nacht-Umstellung seit dem Umzug aus Transsilvanien nach Deutschland gewöhnt. »Es hat aber auch Vorteile, tagsüber wach zu sein.«
    »Ja, wir können zum Beispiel wie die Menschen auch in die Schule gehen«, sagte Silvania.
    Daka runzelte die Stirn. Das war ein Vorteil?
    Silvania legte eine Hand auf den Türgriff. »Ab in die Sonne!« Mit diesen Worten zog sie die Haustür auf.
    Kerul wich instinktiv vor den Sonnenstrahlen zurück, die auf die Fußmatte fielen. Auf ihn wirkten sie so bedrohlich wie lodernde Flammen.
    Daka trat aus der Haustür und drehte sich nach Kerul um. »Ich denke, du bist ein großer Drachenmeister und die kennen keine Angst!«
    »Drakung-Fu-Meister!«, verbesserte sie Kerul. Dabei ließ er die Sonnenstrahlen keine Sekunde aus den Augen. »Eure Tests sind viel schlimmer als jede Drakung-Fu-Prüfung.«
    Daka erinnerte sich an ihren ersten Ausflug am helllichten Tag. Auch ihr war der erste Schritt ins Sonnenlicht schwergefallen. Auch sie hatte Angst gehabt, die Sonnenstrahlen

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