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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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mir ein wenig mehr über die Pläne der Venezianer in Rovereto erzählen. Hört Euch ein wenig genauer um!« fordert ihn mein Stiefonkel offen zum Vertrauensbruch auf.
    Die Herrin drängt unter Endorfers Arm, führt ihn zur Tür und trällert ihm ins Ohr:
    »Es war doch viel zu kurz gewesen, Ihr habt ja fast nichts gegessen.«
    »O nein! Nein, es war wundervoll. Aber ich muß nun wirklich …«, mit einer Verbeugung in den Raum hinein verschwindet er, verfolgt von Mutter und Tochter.
    Auf der Treppe höre ich noch, wie die Herrin unten in die Küche ruft, man solle das Triset für den Herrn Kanzleischreiber einpacken und das Roß vor den Eingang führen.
    Der Herr auf Büchsenhausen verläßt pfeifend den Raum.
    »Na, Adam! Wie denkst du über den ganzen Wirbel um Katharina?« fragt Max, legt mir seinen Arm auf die Schulter und führt mich zum Fenster.
    »Da gibt’s nichts zu denken – nichts! Außer daß da eine gottverdammte Schweinerei passiert.«
    »Schon gut, Adam, ärgere dich nicht. Wir werden’s zu verhindern wissen. Deine Zeit wird noch kommen. Denk an meine Worte …«
    Von oben beobachten wir, wie Franz den Wallach vorführt und dem Dritten den Steigbügel hält. Die Herrin drückt ihm ein Säckchen in die Hand – das Triset …
    Katharina sehe ich nicht mehr. Wahrscheinlich steht sie unten auf der Treppe und winkt.
    »Ich leg’ mich bis zum Abendessen aufs Ohr, Adam!« sagt Max, klopft mir leicht auf den Rücken und verschwindet gleich nebenan in sein Zimmer.
    Gerade als ich die Tür zu meinem Zimmer öffne, um mir bequemere Sachen anzuziehen, höre ich den Herrn, wie er Frau Elisabeth befiehlt:
    »Bring mir die Matula, ich spüre schon wieder meine Steine! Am besten wird sein, ich gehe heut noch mal ins Bad.«
    »Heute noch – am Sonntag?«
    »Ja, meinst du, ich liefere mich den umherziehenden Steinschneidern aus und laß mir einen Dammschnitt verpassen? Die Schmerzen kann ich dir ja leider nicht abtreten! Bring gleich morgen früh die Matula zur Harnschau der Wehmutter vorbei. Ich will wissen, wie die Urinkarte aussieht. Sie soll nicht vergessen, Dichte, Farbe, Geruch, Geschmack und die Contenta einzutragen, sonst kriegt sie keinen Kreuzer von mir. Wenn’s so weiter geht, reise ich noch in diesem Jahr zu Ambroise Paré nach Paris.«
    Der vertraute Knall der zugeworfenen Tür zeigt an, daß wir wieder unter uns sind.
    Kurz danach verlasse ich den Ansitz, um in bequemen Kleidern mit Antonia die frische laue Luft im Garten gegenüber zu genießen …

    Im Innern des Gartens, inmitten von Hecken, und dichten Stauden, überwuchert mit wilden Pflanzen, steht eingefügt zwischen einer Zeder und einer Steineiche – unsere Laube.
    Niemand kommt mehr regelmäßig an diesen Ort, der auch bei Regentagen ausreichend Schutz bietet.
    Der Weg dorthin ist kaum einsehbar, so daß wir sicher sein können, ungestört zu bleiben. Außerdem erschweren die Brombeersträucher das Vorwärtskommen eines jeden, der den Wegzur Laube sucht. Auch der einst mit Steinplatten ausgelegte Innenraum ist zu einer Art Garten geworden. Ein wilder Rosenstrauch wächst gleich am Eingang, Efeu bildet einen Teppich am Boden und zieht Girlanden bis hinauf unter das Laubendach. Die breite Eckbank aus Holz, der krumm gewordene Tisch laden uns ein zum Verweilen. Unser Nest!
    Auf einmal ist mir, als zöge ein warmer Atem durch die Laube, so als ob jemand durchs Haar streicht und gleichzeitig ins Ohr flüstert:
    »Wartest du schon lange auf mich?«
    Ich drehe mich um. Aber niemand steht hinter der Laube.
    Schon will ich mich zurückdrehen, da sehe ich weißen Stoff durch das grüne Gestrüpp leuchten. Nach wenigen Augenblicken steht sie vor mir am Eingang der Laube – Antonia.
    Ein gutes Jahr hatte Antonia nach dem Tod des Gießergesellen getrauert; dann hatte sie den Verlust endlich überwunden. Und so hatten wir zueinander gefunden, getrieben von Einsamkeit und Leidenschaft. Diesen Lustgarten hatte ich erst später für uns entdeckt; dies war nun der dritte Sommer, in dem wir ihn aufsuchten, wann immer sich die Gelegenheit bot.
    Ich breite meine Arme aus:
    »Komm, laß dich pflücken!«
    Mit zwei Schritten liegen wir uns in den Armen und liebkosen uns lustvoll.
    Ihre Rundungen, die Nischen, das Haar, der feste Hals, rutschende Kleiderstücke, tastende, suchende Hände überall, ihr Rücken, samtartige Haut über festem Fleisch, endlich ihre Brüste, stehend fest wie Grenzsteine auf den Äckern, Knospen hart wie Hirschknöpfe, die Bewegungen

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