Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)
Schiffe so schnell wie möglich abzuschließen. Da er zusätzlich die begonnene Verproviantierung der vier königlichen Galeonen am Kai zu überwachen habe, würde er auf jede kleinste Verzögerung mit Zorn reagieren.
»Warum die große Eile?« frage ich Fenner, um mehr über die Ziele der versammelten Kriegsflotte von ihm zu erfahren.
»Das kann ich Euch nicht sagen. Fragt Drake selbst«, weicht er aus.
»Jede weite Reise bedingt ein Höchstmaß an Sorgfalt bei der Auswahl der Ausrüstung wie bei der Beladung der Schiffe. Eile veranlaßt nur zum Schludern«, bohre ich weiter.
»Bei Gott, es ist nicht die Zeit, um zu diskutieren, Sir Adam! Gebt Sir Francis die geforderten Auskünfte und helft bei der Aufteilung der Geschütze, dann habt Ihr Euren Teil zum Gelingen der Mission erfüllt.«
Drake fixiert mich von der Reling der T RIUMPH herunter. Unsere Blicke begegnen sich für einen kurzen Augenblick.
»Frobisher!« ruft er mit scharfem Ton herunter. »Verholt alle Geschütze von Bord auf den Kai. Die Liste der Schiffe für die Verteilung der Rohre bringt Euch sofort Lieutenant Sewell. Heute abend noch liegen die Rohre auf ihren Lafetten, mitsamt ihren Geräten, Pulverfässern und Kugeln, geordnet nach Schiffen auf dem Kai. Verholt wird während der Nacht! Bei Sonnenaufgang ist mindestens die Hälfte der Geschütze an den Geschützpforten wiederzufinden!«
»Jawohl, Sir!« antwortet dieser.
»Die Pulverfässer bleiben am besten bis morgen früh an Bord der T RIUMPH !« sage ich laut zu Frobisher, so daß Drake es nicht überhören kann.
Überrascht fährt Frobisher herum:
»Was sagt Ihr …?«
Er hat nicht begriffen, was ich mit meinem Einwand bezwecke, darum werde ich deutlicher:
»… Sonst könnt Ihr morgen beginnen, das Pulver in der Sonne zu trocknen, falls sie scheinen sollte.«
Frobisher blickt unsicher nach oben. Drake nickt kurz herunter und befiehlt erneut:
»Das Pulver bleibt für heute nacht unter Deck der T RIUMPH ! E S wird bei Tage direkt umgeladen. An die Arbeit, uns bleibt nicht mehr viel Zeit!«
Samstag,
der 25. März
»Kein Matrose verläßt Schiff oder Kai. Die Todesstrafe ist demjenigen gewiß, der diesen Befehl mißachtet!« brüllt Kapitän Frobisher erregt über die Köpfe der versammelten Seeleute hinweg.
Die Weisung ist derart kurz und knapp, daß auch mein Herzschlag unwillkürlich von der massiven Drohung beschleunigt wird. Die Hektik auf dem Kai hat ihren Höhepunkt erreicht. Verursacht wurde sie durch eine beachtliche Anzahl von Matrosen, die seit den frühen Morgenstunden zu desertieren begonnen hatten. Schuld daran ist die Nachricht, daß Drake angeblich keinesfalls gedenke, der spanischen Silberflotte aufzulauern, sondern die Absicht verfolgen solle, die Häfen von Cadiz und Lissabon von See her zu bekämpfen. Die Männer sehen darin die reichen, verlockenden Küsten Westindiens und das begehrte Silber ersetzt durch unüberwindliche Forts, gespickt mit schweren Küstenbatterien. Bei dieser Reise, so die nächtliche Parole, wird es nur blutige Köpfe und zerfetzte Körper zu bestaunen geben. So begannen sie, den eigenen in Sicherheit zu bringen.
Drake handelte schnell. Da er zudem Bürgermeister von Plymouth ist, ließ er durch die Ortsbehörden eilig das Hafengelände abriegeln und gab Order, die fehlenden Mannschaften sofort mit Soldaten aufzustocken. Der halbe Tag ist trotzdem durch das Zusammenrufen, Überprüfen der Wachlisten und Verkünden der neuen Befehle verloren.
Kapitän Fenner ist neben mir an die Reling der T RIUMPH getreten:
»Der Tag beginnt mit reichlich viel Sorgen, Sir Adam. Was meint Ihr dazu?«
»Vielleicht ist der Abend schon wieder versöhnlicher«, antworte ich. Mein Seitenblick wird von ihm sofort verstanden. »Ihr kennt sicher die wahren Gründe, warum die Matrosen sich absetzen.«
»So sicher, wie wir hier stehen: Es sind die Gerüchte, die Walsinghams Feinde ausstreuen und alle, die Sir Francis übelgesinnt sind!«
»Und was wollen sie damit verhindern?«
»Daß die Flotte ausläuft!«
Seine klare Antwort ist für mich sehr wertvoll, da sie mir bestätigt, daß Drake ein politisch brisantes Ziel ansteuern will. Lissabon oder Cadiz? Egal, die Gerüchte stimmen also.
»Kümmert Ihr Euch um die Verteilungsliste der Geschütze?« fragt er mich.
»Gern! Welches Schiff kommt jetzt an den Kai?«
»Wir machen weiter mit den königlichen Schiffen. Als nächstes ist die D READNOUGHT an der Reihe. Danach die R AINBOW . Morgen ist dann Drakes
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