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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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Geschwader dran.«
    Wir sind im Verzug. Während mein Blick über den Kai wandert, dort wo die 18pfünder Feldschlangen für die D READNOUGHT aufgereiht in der steigenden Sonne in ihren Lafetten glänzen, wird mir bewußt, daß der verheißene Schlaf auch für die kommende Nacht nicht sicher ist. Dabei wollte ich mich morgen frisch und ausgeruht auf die Rückreise nach Mayfield begeben.

Montag,
der 27. März
    Das Bild der Erinnerung entsteht rasch in meinem Kopf: Sterzing! Auf der anderen Straßenseite … Ich habe ihn Vorjahren dort an der Seite Ysabels gesehen. Und später noch einmal. Im Arsenal – 1579. Eine fieberhafte Spannung baut sich in mir auf. Schnell drehe ich mich um, spähe nach allen Seiten. Nein, hier auf dem Kai bin ich sicher. Mein Blick geht wieder hinüber zu ihm.
    Kein Zweifel, er ist es. Der etwa 40jährige Mann hat stark gefastet, und wie ich sehe, bekommt ihm dies nicht gut. Obwohl die matten, dunklen Ringe unter seinen Augen den unseren gleichen, scheinen die seinen die Reise nach Plymouth zu verfluchen. Die müde Wut gilt dem Offizier vor dem Aufgang der E LIZABETH B ONAVENTURE , der ihm den Zugang verwehrt. Offensichtlich will er zu Drake. Was sucht er hier? Wer schickt ihn? Während die letzte 9pfünder Schlange von gut zwanzig Männern an Bord der M INION gehievt wird, beobachte ich jede einzelne Bewegung von ihm mit größter Spannung. Die Wachen eilen die Bohlen wieder hinunter und geben Anweisungen, die ich über die Distanz weder deuten noch hören kann.
    Sie nehmen ihn mit an Bord der E LIZABETH B ONAVENTURE .
    Meine Gelassenheit wird durch eine sonderbare Unruhe aufgefressen. Mein Verstand verleitet mich zu der Überzeugung, daß er nur wegen mir gekommen sein muß.
    Wo ist Kapitän Fenner? Vorhin sah ich ihn noch auf dem Kai. Vielleicht kann er die Zusammenhänge deuten. Die harte Arbeit der vergangenen Tage hat uns schnell näher gebracht. Mit hochgekrempelten Ärmeln und müden Ellenbogen auf dem Tisch haben wir über die Befehle, über die möglichen Missionen der Flotte und über die gnadenlose Eile Drakes mit gegenseitig wachsendem Vertrauen und zunehmender Offenheit spekuliert.
    »Wo ist Kapitän Fenner?« frage ich Bellingham, der gerade dabei ist, sich mit einem Boot zur R AINBOW übersetzen zu lassen.
    »Ich sah ihn bei den Wachen der E LIZABETH B ONAVENTURE «, ruft er zurück.
    Während er sich rasch vom Kai entfernt, lasse ich mich auf einem Faß nieder. Ist Fenner ebenfalls bei Drake? Ich muß Klarheit haben. Entschlossen gehe ich auf die Wachen zu:
    »Ist Kapitän Fenner bei Sir Francis?«
    »Aye, Aye, Sir, er ist auf dem Schiff«, meldet der Wachoffizier gehorsam.
    »Ich sah vorhin einen Mann, den ich zu kennen glaube. Wie war denn gleich sein Name …?«
    »Name?« Die Männer sehen einander an und geben sich ratlos. Der Offizier antwortet schließlich:
    »Er nannte keinen Namen, Sir. Er übergab mir einen Brief, der das Siegel von …« Er stockt erschrocken. Noch im letzten Moment besinnt er sich, daß er dabei ist, sich zu verplaudern. »Ich ließ ihn Sir Francis überreichen«, beendet er seine Auskunft.
    »Wenn er es ist, dann kam er sicher aus London?« spiele ich den Grübelnden. Die Wachen bleiben stumm.
    »Ja, er kam direkt aus London«, bestätigt nach einigem Zögern der Offizier. »Mehr weiß ich auch nicht, Sir.«
    Kaum daß ich mich einige Meter von den Wachen entfernt habe, höre ich von Deck der E LIZABETH B ONAVENTURE Drakes unverkennbare Stimme:
    »… und sagt dem katholischen Kanonengießer, er wird morgen mit uns nach Buckland Abbey gehen!«
    Schnell eile ich zu den Wachen, als der Fremde hinter Fenner die Rampe wieder herunter kommt.
    »Ah, da seit Ihr!« ruft Fenner mir entgegen. »Es gibt neue Befehle, Sir Adam!«
    Meine Aufmerksamkeit konzentriert sich weniger auf Fenners Worte, sondern auf den Fremden, der mich, ohne die kleinste Regung zu zeigen, voll anblickt. Als er seinen Fuß auf den Kai setzt, nickt er im Vorbeigehen knapp mit seinem Kopf.
    »Wer schickt Euch? Wie ist Euer Name?« spreche ich ihn unvermittelt an. Der Fremde zögert, bleibt stehen und wendet sich mir zu. Im gleichen Moment klatscht oben an der Reling jemand in die Hände. Es ist Drake, der, die Hände wieder langsam in die Hüften stemmend, auf uns heruntersieht. Mit einer Handbewegung fordert er die Wachen auf, den Fremden vom Kai wegzufahren. Fenners Geste legt mir Geduld auf. Mit schwachen, unbestimmten Schritten, eskortiert von zwei Wachen, entfernt sich der Mann

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