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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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Juli
    Etwas reißt mich aus dem Schlaf. Ich fahre hoch.
    Über, unter und neben mir ist ein Trampeln, Poltern und Dröhnen im Gange, als fänden im gesamten Schiff Kämpfe statt. Ein brutaler Schlag an meine Tür vertreibt die letzte Schläfrigkeit. Greifen wir an, oder überfluten die Dons gerade das Deck der A RK ?
    Wo ist mein Passauer Wolf? Hellwach springe ich aus meiner Bettkiste, strecke mich im Dunkeln hinüber zur Truhe, und mit einem sicheren Griff dort hinein spüre ich das Eisen in meiner rechten Hand.
    »Alle Mann an Deck! Alle Mann an Deck …!« durchdringt der Alarm die Stockwerke. Pfeifen schrillen dazwischen. Hastig taste ich nach Wams, Hemd und Stiefel, um an Deck zu eilen. Als ich die Tür öffne, stürmen in dichter Reihe Matrosen an mir vorbei den Niedergang hinauf.
    »Schiff klar zum Gefecht!« befiehlt gerade Morgan, Kommandant der Soldaten, als ich auf das Deck gewirbelt werde. Es ist noch dunkel, aber klar und sichtig. Gestalten, die hier und dort wie Schatten auftauchen, eilen wieder den Niedergang hinab zu den Batterien.
    »Was ist …?« will ich Clerke fragen, der ebenfalls wieder zum Niedergang rennt. Die Frage bleibt mir im Hals stecken. Im ersten Augenblick erkenne ich, daß die Steuerbord- wie Backbordseite der A RK umgeben ist von einem Wald von Masten und einer Wolke von Segeltüchern. Es sind die Masten und Tücher spanischer Schiffe. Die Entfernung beträgt keine 300 Yards.
    Ich eile zur Backbordreling und spähe am Heck vorbei in die schwache Dämmerung. Zwei Schiffe erkenne ich hinter unserem Heck. Wo ist das Gros der Flotte? Ein Hauch von Panik erfaßt mich. Wir sind zu dritt allein! Dazu befinden wir uns tief in der Halbmondformation der Armada! Uns droht die gefürchtete Umfassung vom Heck her durch die beiden Flügel des Halbmondes.
    Warum segeln wir direkt in das Zentrum hinein? Was hat der Lordadmiral vor?
    Im gleichen Moment entdecke ich ihn auf dem Kampanjedeck. Er hat beide Arme auf der Reling abgestützt, als wollte er rufen: »Weiche, Satan, weiche!« Statt dessen stößt er heiser hervor:
    »Klar zum Halsen!«
    Lieutenant Preston scheucht die Männer an die Brassen. Wir sind offensichtlich in eine Falle hineingesegelt …
    Ein Gedanke durchfährt mich wie der Blitz: Wo ist die R EVENGE ? Sie war als Spitzenschiff eingeteilt. Sie muß vor uns sein.
    »Verdammt!« brülle ich heraus. Der Halbmond muß sie verschluckt haben. Drake und sein Schiff sind von den Spaniern während der Nacht genommen worden, rast die schreckliche Erkenntnis durch meinen Kopf. Schnell durchwandern meine Augen das Halbdunkel des Waldes von Masten und Schiffen von Nordwest nach Südost. Ich kann die Silhouette der R EVENGE nicht entdecken. Sie müssen die Galeone weit nach vorn in das Zentrum hineingezogen haben. Das Entsetzen im Gesicht von Sir Edward Hoby kann nur eines bedeuten: Drake und die R EVENGE sind von den Spaniern genommen. Die Welt hat sich verändert!
    Im gleichen Augenblick melden sich Zweifel.
    Drakes R EVENGE genommen ohne Kampf? Ohne Gefechtslärm? Ohne eine einzige Kanonade? Sie segelte ohne jeden Zweifel vor uns, und die Wachen hatten Befehl, die Nacht hindurch seiner Hecklaterne zu folgen – und hinter uns in lockerer Formation die gesamte Flotte.
    Einer wird wissen, was passiert ist. Schnell eile ich zum Kampanjedeck hinauf. Kaum daß ich meinen Fuß daraufsetze, faucht mich der Lordadmiral an:
    »Was sucht Ihr hier oben? Kümmert Euch um die Batterien!«
    Für eine Sekunde herrscht Schweigen, während ich den Rüffel hinunterwürge. Im selben Moment, als sollte sein Ärger betont werden, löst sich donnernd ein Kanonenschuß auf der Backbordseite der A RK . Das Nachtsignal! Bei Gefahr einer Berührung mit den Spaniern ist dies gleichzeitig der Befehl für alle anderen Schiffe, sofort ihre Gefechtsbereitschaft herzustellen. Das Quietschen und Ächzen der Lafettenräder zeigt an, daß insgesamt gut 80 Tonnen Bronze an die Geschützpforten gerollt werden.
    »Wo ist die R EVENGE ?« versuche ich Howards Anordnung mit einer Frage zu überspielen.
    »Runter!!« gibt er barsch zurück.
    Eine Hand legt sich um meinen Fußknöchel. Thomas Gray steht unterhalb des Aufgangs. Er verfolgte sicher die gleiche Absicht:
    »Kommt herunter, Sir Adam! Der Lordadmiral kann zur Zeit keine Ablenkung gebrauchen.«
    »Schiff ist klar zum Gefecht, Mylord!« meldet John Wright von der Kuhl aus hinauf.
    »Wurde auch Zeit!« gibt Howard gereizt zurück.
    Wieder auf dem Großdeck stehend, beobachte

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