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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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Augen!« unterbricht Howard ihn voller Zorn. »Wer nicht begreift, daß ich heute morgen jedes Schiff benötige, sollte Torbay für Medina Sidonia das auserwählte Ziel sein, hat auf einem Admiralsschiff nichts zu suchen.«
    »Mylord, Ihr vergeßt Euch! Doch versteht endlich, daß ich nicht Drake bin, sondern von unserer Majestät der Königin als deren persönlicher Beobachter an Bord der A RK befohlen bin. Mäßigt Euch daher im Ton mir gegenüber, und überlegt es Euch, ob es nicht klüger ist, meinen Rat zu befolgen!«
    »Einen Teufel werde ich …«
    Eilige Schritte, die sich der Treppe nähern, lassen mich in den Niedergang zu den Batteriedecks wegtauchen.

    »Geschütze sichern!«
    Die Pfortendeckel klappen herunter. Die Kanonen werden auf ihren Lafetten zurückgezogen. Die A RK R OYAL spritzt kein Eisen gegen den Feind. Entspannung auf allen Gesichtern. Die mageren Schultern wie die feisten Bäuche sind unversehrt. Kein spritzendes, frisches, rotes Blut, das vom gestreuten Sand gierig aufgesogen wird, kein einziger zerfetzter Gunner im nassen Grab versenkt. Für die Männer war es eine Übung mehr …
    »Alle Offiziere an Deck!«
    An diesem anbrechenden Tag gibt es nirgendwo Schlaf an Bord, obwohl sich die Dunkelheit im Rumpf der A RK noch festkrallt. Was von der Nacht übrig bleibt, ist nichts als Getöse und eine Besatzung, die die Qual des Schreckens hinter sich gebracht hat. Meine Ansichten über die Auseinandersetzung mit den Spaniern formieren sich neu.
    Drei Wunder sind in kurzer Zeit geschehen. Ein Wunder, daß wir noch leben; eines, daß wir noch frei sind; und das dritte, daß wir sogar unbeschadet zurücksegeln können. So nebenbei durfte Drake, als kleine Beigabe versteht sich, erneut das Wunder der Kaperung nebst Plünderung erfahren. Ich erlebe eine Auseinandersetzung, die von Wundern geleitet und überstrahlt wird.
    Gott ist wahrhaftig mit uns.
    Medina Sidonia ließ er die Gelegenheit nicht wahrnehmen uns zu fressen, da er ihn im richtigen Moment zu sättigen verstand. Sein Hunger nach einem Sieg über die A RK R OYAL und einer glorreichen Gefangennahme des Lordadmirals konnte sich daher erst gar nicht melden. Gott selbst wird ihm geflüstert haben, daß es kaum würdig ist, Beute mit solch einer Übermacht zu greifen, denn soviel Dummheit der englischen Kapitäne bringt nur Unheil. Der Teufel hat das alles arrangiert, darauf darf man einfach nicht hereinfallen, sonst wird man aus dem Kanal vertrieben wie seiner Zeit aus dem Paradies. So wird es sich verhalten, davon bin ich überzeugt.
    Die A RK umgibt ein geisterhaftes Grau. Schwere Tropfen aus Nebel klatschen von den Rahen und Masten auf die Decks. Dunst so weit das Auge blicken kann, darüber ein durchschimmernder gleißender Morgenhimmel – die Sonne ist aufgegangen. Die A RK gleitet ruhig zurück. Hoby, Gray, Preston und Morgan stehen vor mir, rechts von mir Clerke, Wright und Leveson. Links Gerard, Harvey und Chidley, und hinter mir haben Vavasour, Burnell und Newton auf dem Kampanjedeck Aufstellung genommen. Insgesamt bilden wir einen Halbkreis, der der Halbmondformation der Spanier verblüffend nahe kommt. Der Lordadmiral blickt uns mit steinerner Miene und rotgeäderten Augen an. Er steht aufrecht, einen Fuß auf die halbtonnenförmige Abdeckung gestemmt, unter der der Rudergänger seinen geschützten Standort hat, das Knie an das Schott gestützt, das zum Puppdeck aufsteigt. Ab und zu wendet er sein hartes Gesicht luvwärts, um im Südwesten den Horizont abzusuchen. Im Rhythmus der Schiffbewegung schwingt sein Leib vor und zurück, den Blick nach vorn gerichtet, aufmerksam wie ein Admiral, der nach einer verlorenen Schlacht die Niederlage zu erklären beabsichtigt. »Masten voraus!« ertönt es plötzlich aus dem Nebel über uns. Die Stimme der Wache aus dem Großmast erreicht uns mehr wie ein warnendes Flüstern. Howard zeigt keine Regung, sein Gesicht ist weiß, er atmet schwer. Im gleichen Moment reißt der Himmel auf, und der erste helle Sonnenschein erstrahlt über der A RK , als käme die Erleuchtung über uns.
    »Wir sind wieder bei unserer Flotte!« beginnt Howard mit schneidender Stimme. »Wir hatten den Kontakt verloren, da unsere A RK wesentlich schneller gelaufen ist als der Rest. Nur die M ARY R OSE und die W HITE B EAR konnten uns neben einigen Pinassen folgen …«
    »Wo ist denn Drake?« unterbricht Francis Burneil, der direkt hinter mir steht, frisch und unbekümmert den Admiral. »Hat jemand etwas von seinem

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