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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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sie doch! Laßt sie noch viel lauter schreien! Wie lange, glaubt Ihr, wird die Moral und Disziplin bei Männern noch halten, die als sichere Sieger ausgezogen sind und nun wie eine Herde Schafe von den vermeintlich Unterlegenen den Kanal hinabgetrieben werden?«
    Frobisher will auffahren, doch Lord Howard winkt ihn zur Ruhe:
    »Ich frage Euch: Wie sieht es drüben bei den Spaniern aus? Und wie wird es erst in zwei oder drei Tagen aussehen, wenn ihnen Tag und Nacht Kanonenkugeln um die Ohren pfeifen, ohne daß sie sich wehren können?«
    »Welche Kanonenkugeln denn noch?« fragt Hoby höhnisch.
    Der Lordadmiral überhört ihn einfach und fährt fort: »Das ist mein Befehl für die nächsten Tage: Wie ein Rudel Wölfe werden wir die Spanier wie eine Herde Schafe jagen – immer gegenwärtig, und immer unerreichbar! Laßt uns sehen, wie lange sie das aushalten!«
    »Zum Provozieren spanischer Kanonaden, die auch ihre Magazine leeren, wird es zwei, drei Tage noch reichen«, stellt John Bostocke von der T IGER fest.
    »Zu diesem Zweck werden die noch vorhandenen Munitionsvorräte konzentriert«, ordnet der Lordadmiral an. »Sämtliche Schiffe unter 200 Tonnen geben ihre noch vorhandenen Pulver- und Kugelbestände an folgende königlichen Schiffe ab: A RK R OYAL , E LIZABETH BONAVENTURE, GOLDEN LION, TRIUMPH, VICTORY, ANTELOPE, D READNOUGHT , N ONPAREIL und H OPE . Auf diesen Schiffen wird für die nächsten Tage das ganze Gewicht kommender Kämpfe mit den Spaniern liegen. Ihre Aufgabe wird es sein, vor den Augen des Herzogs von Medina Sidonia und seiner Admiräle zu demonstrieren, daß die Magazine der englischen Flotte aufs reichlichste mit Munition gefüllt sind!«
    »Doch womit, zum Teufel«, meldet sich John Hawkins zu Wort, »sollen unsere Wölfe noch beißen, wenn wir den spanischen Schafen endlich an die Kehle fahren wollen? Anders ausgedrückt: womit sollen wir noch schießen, wenn wir endgültig kein Pulver und keine Kugeln mehr haben?«
    »Sir Adam hat einen ausführlichen Bericht angefertigt, den ich mit ihm gleich nach dieser Besprechung beraten werde. Danach werde ich meine Entscheidungen treffen. Verlaßt Euch darauf, Kapitän Hawkins, der Mangel an Pulver und Kugeln wird behoben werden!«
    Während ich sitzen bleibe, verlassen die Kapitäne die Admiralskajüte, um zu ihren Schiffen zurückzukehren. Viele nicken mir aufmunternd zu, Hawkins und Cumberland klopfen mir aufmunternd auf die Schulter, doch ich bemerke durchaus auch die zweifelnden Blicke, höre, wie der Puritaner Robert Crosse zu Hoby sagt:
    »Der Herr sei uns gnädig: Das Schicksal Englands in der Hand eines Katholiken!«

15
Kanonenfutter

    Sussex
1588



Dienstag,
der 23. Juli
    »Wenn Eure Berechnungen stimmen, Sir Adam, hatten wir uns einer ernsthaften Unterschätzung schuldig gemacht!«
    Lord Howards Kopf ist über das Pergament gebeugt. Das fahle Licht der sinkenden Sonne läßt in der Admiralskajüte die Konturen verflüchtigen. Langsam setzt er sich an seinen schweren, jetzt zur Steuerbordseite geschobenen Tisch. Die Sorgen wachsen nach diesem Gefecht, denn die Kanoniere der A RK haben die letzte Unze Pulver verbraucht. Die Meldungen der W HITE B EAR , T RIUMPH , M ARY R OSE und G OLDEN L ION sehen nicht viel besser aus. Kratzend führt der Lordadmiral den spitzen Federkiel leicht über das glatte Pergament, um ein Durchdrücken auf den darunter liegenden Bogen zu vermeiden, und notiert in scharfen, tiefschwarzen Strichen, trotz der gebotenen Eile, bedächtig seine Anmerkungen darauf.
    Lord Howard hat in der vergangenen halben Stunde, nachdem die Geschwaderkapitäne die A RK wieder verlassen haben, meinen zusammenfassenden Bericht über die Bewaffnung, Kugel- und Munitionsvorräte der R OSARIO , S AN S ALVADOR und der übrigen Kampfschiffe der spanischen Armada durchgearbeitet, bevor er mich wieder zu sich rufen ließ. Sorgenvoll blickt er hoch:
    »Das würde bedeuten, sie hätten dreimal mehr an Rundgeschossen an Bord als wir!«
    »Das ist die Wahrheit!«
    »Dann hat Medina Sidonia genau das erreicht, was Santa Cruz vor seinem Tode König Philipp vorgeschlagen hatte. Ich kann es einfach nicht glauben, Sir Adam! Der halben Million Pfund Pulver, die der Feind insgesamt auf seinen Schiffen mitfuhrt, haben wir ganze 70 000 Pfund entgegenzusetzen, und nach Eurer Einschätzung haben sie dazu noch Pfund für Pfund das beste Pulver auf ihren Kampfschiffen, das der Kontinent aufbieten kann«, und nach einem kurzen Augenblick des Zögerns. »Ist

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