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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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Augen unseren Abmarsch beobachtet.
    Der Haufen lärmt, darüber gellen die Schreie Kunzmeiers, verstärkt vom Widerhall der Häuser:
    »Blut! Blut! Blut!!«
    Jemand läutet die Totenglocke der Liebfrauenkirche, in deren Scheppern jetzt auch das Gebimmel der Franziskanerkirche und der Spitalkirche jenseits des Inns einstimmen.
    Am Rathaus gerät der Zug für einige Minuten ins Stocken. Fronknechte mit Hellebarden haben die Straße gesperrt, angeführt von den Fronboten Hans Peer und Nicklas Findler.
    Ein kurzer, heftiger Disput, dann werden die Ordnungshüter weggeschwemmt, von der Masse eingesogen, die sich nun über den Pfundplatz in die Burggasse hinaufwälzt.
    Die Menschenmasse wächst, da die Wirtshäuser Trauben von Männern ausspeien, die dort beim Bier gesessen haben und die nun grölend und randalierend mitmarschieren.
    Die Spitze hat unterdessen den Platz neben dem Franziskanerkloster vor dem Fuggerpalais erreicht.
    Als mich die Menge an unserem Haus vorüberspült, erkenne ich an einem der oberen Fenster das totenblasse Gesicht meiner Frau, einen Stock tiefer am offenen Fenster Frau Regina. Der Wagen meines Herrn Bruders Johann ist verschwunden.
    Ich dränge mich nach vorn, bin nur noch wenige Schritte hinter der lärmenden Spitzengruppe, als diese das Fuggerhaus erreicht.
    »Kommt heraus!« zetert Nandl Kunzmeier zu der von Türmen flankierten Fassade mit dem Spitzgiebel hinauf. »Marx und Siegmund, kommt heraus!«
    Für einen Augenblick herrscht atemlose Stille auf dem Platz.
    Keine Antwort.
    Das Haus liegt stumm, wie ausgestorben. Kein Leben hinter den Fensterscheiben. Nur die roten und gelben Lichter der Fackeln tanzen über das helle Mauerwerk, werfen zuckende Schatten, brechen sich aufblitzend in den schwarzen Scheiben.
    »Kommt heraus!« schreit Kunzmeier. »Wir haben Euch Euren Bergsegen gebracht!«
    Mit einem Ruck schleudert er den Toten, den er mitgeschleppt hat, auf die Treppe vor dem Tor.
    Auch die anderen Leichen werden herangezerrt, vor das Tor gelegt, geworfen, von den Bahren gekippt.
    »Euer Bergsegen ist da!« gellt Kunzmeiers Stimme über den weiten Platz. »Holt ihn Euch doch!«
    Im Haus rührt sich nichts.
    »Die schlafen wohl«, lacht Ambros Mornauer, rafft einen Stein vom Boden auf und schleudert ihn in eines der Fenster.
    Im nächsten Augenblick prasselt ein wahrer Steinhagel gegen die Fassade und durch die Fenster.
    Triumphierendes Geschrei mischt sich in das Splittern des Glases – und verebbt, als immer noch keine Reaktion erfolgt.
    Ich habe mich etwas seitlich durch die Menge geschoben, stehe nun mit dem Rücken an einen Bauernkarren gelehnt und beobachte aus nächster Nähe das Geschehen.
    Wo ist Reisländer? Der Bergmeister muß diese Horde doch zur Vernunft bringen können.
    Die letzte Scheibe ist eingeworfen, der letzte Stein von der schweigenden Hausfront abgeprallt.
    Die Gruppe um Nandl Kunzmeier und Ambros Mornauer scheint für ein paar Augenblicke verwirrt, unschlüssig.
    »Räuchert sie aus! Zündet ihnen das Dach über dem Kopf an!«
    Der Rufer ist wieder jener pockennarbige Blonde, der mir auf dem Kirchhof bereits aufgefallen war.
    Sofort kommt erneut Leben in den wüsten Haufen.
    »Fackeln!«
    Wo ist Reisländer?
    »Fackeln! Brennt sie aus!«
    Nein!
    Ich schwinge mich auf den Bauernkarren, forme die Hände zu einem Trichter und brülle so laut ich kann:
    »Feurio!!«
    Der Schreckensschrei aller Städte reißt die Köpfe der Menge zu mir herum, läßt sogar Kunzmeier, der seine Fackel schon zum Wurf erhoben hat, erstarren.
    »Wollt Ihr ganz Schwaz niederbrennen?«
    Ein dumpfes Raunen läuft durch die Menge.
    »Wollt Ihr Eure eigenen Häuser brennen sehen? Dann zündet dieses Haus an! Los, Nandl! Wirf die Fackel! Zünd’ die Stadt an!«
    Der Zorn schlägt um in Beklemmung.
    Der Schmied Anzinger rempelt durch die Menge, reißt Kunzmeier den Brand aus der Hand, stampft ihn unter seinen Füßen aus.
    Ich atme auf.
    »Knappen! Bürger! Die Fugger sind weg, sind geflohen!«
    »Ich will ihr Blut!« winselt Nandl Kunzmeier.
    »Von den Steinen ihres Hauses wirst du es nicht bekommen«, brülle ich zu ihm hinüber.
    »Was wollen wir also noch hier?« frage ich in die Menge.
    »Pfennwerte abschaffen – Scheidwerk abschaffen!« schreien aufgeregte Stimmen durcheinander.
    »Das werden wir nicht dadurch erreichen, daß wir die Stadt abbrennen!« halte ich dagegen.
    »Gut gesprochen, Dreyling!« übertönt ein voller Bariton den Lärm. Nur wenige Schritte entfernt entdecke ich

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