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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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oben predigt von göttlicher Strafe!
    Meine Enttäuschung schlägt um in Empörung. Ich sehe, daß viele ebenso fühlen. Doch die Predigt Pater Scherers nimmt ihren Lauf:
    »Die Barmherzigkeit Gottes, des himmlischen Vaters, zu loben und zu preisen im Anblick dieses Jammertals dort vor euch, ja, von Grund eures Herzens anzurufen, daß ihr ab sofort umkehren und euer Leben gottgefällig fuhren werdet, das habt ihr reichlich zu tun. Denn nur so könnt ihr euer Leben christlich beschließen, wenn heute oder morgen das eigene Stündlein gekommen ist …!«
    Meine Empörung wandelt sich in Zorn. Auch die Menschen sind aufs äußerste gereizt. Der aufgestaute Zorn wird verstärkt durch das Schluchzen der Frauen. Die frierenden Seelen aller Trauernden angesichts dieser Predigt schreien nach Gerechtigkeit. Warum muß der Jesuit die Nöte der Menschen, die sich Trost erhoffen, für seine Vorstellungen vom Verhalten Gottes ausbeuten? Seine verkrüppelten geistigen Krallen hat er in ihre Gehirne geschlagen – die meisten aber beginnen, diese Krallen wieder herauszuziehen.
    Scherer fährt indessen fort:
    »… nachdem es aber dem göttlichen Willen weiter gefallen hat, Leid und Traurigkeit über euch zu breiten …«
    »Aufhören! Sofort aufhören, Ihr ungerechter Lügner!« kreischt eine Frau, wobei Tränen ihre Stimme gleich wieder ersticken. Noch einmal bekommt sie Luft und schreit in Richtung des Hofpredigers: »Mein Franzi war nicht so … er war nicht so – mit 13 Jahr …«
    Sie bricht ohnmächtig zusammen.
    Das Maß ist voll – übervoll!
    Ich zeige in Richtung Fuggerhaus, brülle:
    »Warum, Prediger, versucht der Arm deines Gottes es nicht dort einmal? Warum wagt er sich nur an arme Knappen? Ist ihm das Schloß dort oben zu fest?«
    Damit habe ich wahrhaftig eine Schleuse geöffnet.
    »Ach was, warum lange zuhören? Haut ihm doch einfach eins auf sein Pfaffenmaul!« höre ich einen Mann rufen. An seiner Glatze erkenne ich den hitzköpfigen Silberbrenner Ambros Mornauer.
    Scherer zetert indes über die Menge hinweg:
    »Wollt ihr das Unglück im Angesicht eurer Toten noch verschlimmern? Wollt ihr Gott zum Lügner machen und sagen: Es ist nicht wahr, was Gott geredet hat und wie der Apostel Paulus an die Römer schrieb?«
    »Was hat er denn geschrieben, du Lügenschmied?«
    Blanker Haß schlägt Scherer entgegen.
    Es wäre besser, wenn er den Rückweg ins Pfarrhaus anträte, schießt es mir durch den Kopf.
    Doch er ist scheinbar noch lange nicht fertig mit seiner Leichenpredigt. Dabei ringt er seine gefalteten Hände zum Nachthimmel empor.
    »Was bedarf es vieler Fragen? Verscharren und vergraben wir nicht täglich mit unseren eigenen Händen Eltern, Mann, Weib, Kinder, Freund, Gesinde und Nachbarn? Haben sie nicht alle ihr Ende genommen und sind verfault? Liegen uns nicht ihre Gräber und Totengebeine vor Augen? Seid ihr mit Verblendung geschlagen? Was ist das für eine unmenschliche Blindheit, daß wir an dem vermeintlichen Reichtum, an den trügerischen Wollüsten, an den falsch scheinenden Ehren dieser elenden, unbeständigen Welt mit so starken Bindungen, mit so unmöglicher Liebe unseres Herzens verhaftet und verbunden sind?
    Daß wir viel lieber alle Sünden wider Gott begehen …«
    »Ja sollen wir den Tod etwa bitten«, schreie ich zu dem Schwätzer hinauf, »uns gnädig aus dem Berg zu spülen? Kein Gewerkenmitglied ist betroffen! Sie sündigen ganz besonders wider Gott, aber sie entrinnen immer wieder der Strafe! Wie kommt das, Pfaffenmaul? Erklär es uns!
    Ihr, Berggemeinde! Seht ihr vielleicht einen der Fugger bei den Leichen? Haben sie etwa nicht die Männer in den Tod getrieben mit einem halben Gulden als Peitsche in der Hand?
    Da droben auf der Tafel steht eingemeißelt: ›H IER LIEGEN WIR ALLE GLEICH , E DEL , R ITTER , ARM UND REICH . 1506.‹ Hat Gott damals anders gedacht?
    Prediger, wir haben darauf eine Antwort verdient – eine ehrliche Antwort!«
    Doch die Antwort kommt überraschend von ganz drüben, von einem blonden, pockennarbigen Menschen, der auf der Treppe zum Torbogen durch die Kirchhofmauer nahe dem Nordturm steht:
    »So ist es, Dreyling! Genau so!«
    Ich schreie:
    »Nur weil die Pfennwerte steigen, der Lohn geringer wird, und obendrein das Dreifache Scheidwerk eingeführt werden soll, wagen die Knappen ihr Leben für einen halben Gulden, damit ihre Familien nicht verhungern!«
    Und wieder der Blonde:
    »Wer verführt, wer treibt Euch an? Einzig und allein die Fuggerbrüder!«
    »Recht

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