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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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Martín de Bertandónas mächtige Karacke L A R EGAZONA schlingert vorbei; die großen Kanonen sind verstummt, doch auf ihren Decks und in den Marsen sind die Arkebusiere und Rontardschiere immer noch kampfbereit, während Matrosen fieberhaft bemüht sind, ihre zerschossene Takelage provisorisch zu flicken.
    Achteraus rollt die mächtige S AN J UAN DE S ICILIA aus dem Levante-Geschwader in den Wellen, fast so übel zugerichtet wie die S AN M ATEO und S AN F ELIPE .
    »Dort drüben!« macht Bootsmann Laine endlich ein noch lohnendes Angriffsziel aus. Es ist die S AN J UAN DE P ORTUGAL des tapferen Don Juan Martínez de Recalde, die S AN L UIS vom Portugiesischen Geschwader und zwei Galeonen der Levantiner, die den Abzug der Armada zu decken versuchen.
    »Auf sie!« befiehlt Lord Seymour ohne Zögern.
    »Die S AN J UAN DE P ORTUGAL lag vom ersten Tag an mitten im heftigsten Feuer. Sie kann keine Kugeln mehr haben«, bestärke ich Seymours Entscheidung.
    Doch zum Schuß kommen wir nicht. Als uns die Spanier mit vollen Segeln heranbrausen sehen, nehmen sie Kurs, zurück zum Gros. Sogar Recalde rettet sich mit knapper Not in die Sicherheit des Halbmonds.
    »Laßt sie ziehen«, entscheidet Lord Henry. »Wenn nicht ein Wunder geschieht, finden sie sich alle zusammen in einer halben Stunde auf den Untiefen vor Flanderns Küste wieder.«

    Doch das Wunder geschieht. Begleitet von schweren Regenschauern springt der Wind nach Südwesten um, treibt die immer noch gewaltigen Reste der Armada an den gefährlichen Untiefen vorbei.
    Langgezogene Trompetenstöße rufen unsere weit verstreuten Schiffe und Geschwader zusammen. Vor einer Stunde war die A RK R OYAL mit ihrem Geschwader auf unserem Kampfplatz erschienen. Nun sammeln wir uns um das Flaggschiff.
    »Wir haben einen gewaltigen Sieg errungen! Gott hat uns einen guten Tag geschenkt!« spricht Lordadmiral Charles Howard of Effingham, als wir am Abend auf die A RK übersetzen. »Wir haben die Spanier von der Reede vor Calais vertrieben. Wir haben den Zusammenschluß mit Parmas Invasionsarmee verhindert. Wir haben etliche ihrer Schiffe zerstört. Unsere eigenen Verluste betragen kaum 100 Mann, und keines unserer Schiffe ist ernsthaft beschädigt. Und für einen Augenblick wurde der Feind so weit leewärts getrieben, daß wir hoffen durften, der Fürst von Parma und der Herzog von Medina Sidonia würden sich bald auf den Sandbänken von Dünkirchen die Hände schütteln können.
    Jedoch, Gentlemen, unser eigentliches Ziel haben wir noch nicht erreicht. Noch ist die Armada nicht vernichtet!«
    »Wir werden siegen!« ruft Sir Francis Drake dazwischen.
    »Ja, das werden wir, mit der Hilfe Gottes!« stellt der Lordadmiral fest. »Trotzdem dürfen wir eines nicht übersehen: Wir reißen dem habsburgischen Adler zwar eine Feder nach der anderen aus, die spanische Streitmacht ist entscheidend geschwächt, aber noch schwimmt die Armada. Und trotz schwerer Verluste, trotz zweifellos knapp werdender Rationen, trotz des vereitelten Zusammenschlusses mit Parma verfügt Medina Sidonia noch immer über eine gewaltige Streitmacht vor allem an Soldaten und Matrosen. Gerade in dieser Situation ist es nicht auszuschließen, daß der spanische Oberkommandierende, koste es was es wolle, eine Landung im Norden versucht. Gentlemen, bei allem Siegeswillen, bei aller mittlerweile durchaus berechtigen Siegeszuversicht unsererseits wäre es verhängnisvoll, den Feind nun zu unterschätzen!
    Der heutige Tag hat die Überwindbarkeit der unüberwindlichen Armada vor aller Welt demonstriert! Wir haben den unangreifbar scheinenden Halbmond der spanischen Flotte vor Plymouth und Portland Bill aufgebrochen, vor Gravelines zerbrochen, doch bis er endgültig von den Meeren verschwunden ist, werden wir ihn weiter jagen müssen.«
    Der Lordadmiral macht eine kurze Pause, ehe er fortfährt: »Und unser Problem ist – wieder -, daß unsere Pulver- und Kugelmagazine beängstigend leer sind!«, und dann erhalten wir unsere Befehle. »Die vier Geschwader unter Sir Francis Drake, Sir John Hawkins und Sir Martin Frobisher und meinem Kommando werden sich, wie schon im Kanal, unerbittlich hinter die Armada setzen, sie jagen und versuchen, einzelne Schiffe aus dem Halbmond herauszufangen und zu vernichten. Lord Henry Seymour wird, sobald der Wind günstig ist, in die Themsemündung segeln und dort alles für die Abwehr einer immer noch möglichen Landung vorbereiten. Denkt daran, daß Medina Sidonia auch ohne die Streitmacht

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