Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
Vom Netzwerk:
Parmas genug Truppen für solch eine Operation an Bord hat!« ermahnt er Seymour nachdrücklich. »Sir William Winter schließlich wird mit seinem Geschwader die Häfen von Harwich, Lowestoft, Yarmouth und King’s Lynn anlaufen, und alles an Pulver und Kugeln, was immer sich dort finden läßt, zur Flotte transportieren.«
    Den ganzen 30. Juli segeln wir hinter der Armada her, entlang der niederländischen Küste, vorbei an Walcheren, Schouwen, Goerre und Voorne. Am Abend, die Rheinmündung liegt querab, springt der Wind um auf Nordwest. Die Armada dreht, gefolgt von Lord Howard und seinen Schiffen, hinaus in die offene Nordsee.
    Wir wenden und nehmen, wie vom Admiral befohlen, Kurs auf die Themsemündung.

17
 
Königliche Dankbarkeit

    Tilbury, Mayfield,
London
1588



Mittwoch,
der 31. Juli
    »Sir Adam, ich gestehe vor allen, ich habe mich geirrt!«
    Der, der dies spricht, ist kein anderer als mein jahrelanger Widersacher Sir William Winter, der Master of Navy and Ordnance Bord. Vor einer halben Stunde ist er von seinem Flaggschiff V ANGUARD ZU uns an Bord übergesetzt. Und während unsere Schiffe im Schmuck aller Flaggen die Themsemündung hinauf nach Tilbury segeln, haben sich die Männer der R AINBOW auf dem Großdeck versammelt und die Offiziere, Lord Seymour an der Spitze, hinter uns im Halbkreis auf dem Kampanjedeck.
    »Ich gebe es zu, ich habe an Euch, an Eurer Kunst und an Euren Geschützen gezweifelt. Ich war der Auffassung gewesen, nur der traditionelle Enterkampf, Bordwand an Bordwand, sei in der Lage, eine Entscheidung zur See herbeizuführen. Die Tage im Kanal und schließlich die Schlacht vor Gravelines gaben Euch, Sir Adam, recht! Ohne Euch, ohne Eure Schlangen und Kanonen segelte eine siegreiche, ungeschwächte Armada heute vor Englands Küsten, hätten die Spanier wohl schon den Boden unserer Heimat betreten. Eurer Gießkunst, aber auch Eurer Überzeugungskraft und Eurer Hartnäckigkeit ist es zu danken, daß Medina Sidonia zu dieser Stunde schwer angeschlagen nach Norden flüchtet!
    Seid versichert, daß der Schiffsartillerie von heute an der Vorrang in der Strategie der englischen Flotte eingeräumt wird.
    Dieser Sieg ist in hervorragender Weise auch Euer Sieg! England wird dies niemals vergessen! Sir Adam Dreyling, England dankt Euch!«
    Begeisterter Beifall und Hochrufe der versammelten Männer bestätigen die Anerkennung, die er mir zollt. Sir William tritt auf mich zu, schüttelt mir herzlich die Hände, umarmt mich schließlich:
    »Ich hoffe, Sir Adam, in Zukunft werden wir Freunde sein!«
    Auf einen Wink Lord Henry Seymours haben zwei Bootsleute unterdessen die von spanischen Arkebusenkugeln durchlöcherte Flagge der R AINBOW heruntergeholt, sie sorgsam zusammengelegt und durch eine neue ersetzt. Nun tritt auch der Lord auf mich zu und schüttelt mir freundschaftlich die Hände, überreicht mir feierlich die Flagge:
    »Sir Adam, möge dieses Tuch, das über unserem und Eurem Sieg wehte, Euch immerdar daran erinnern, was England Euch schuldet!«
    Ich habe Tränen in den Augen, als ich unter dem Hochgeschrei der Männer die Flagge in den Arm gelegt bekomme, sie ehrfurchtsvoll küsse.

    Als die Anker unserer Schiffe vor Tilbury fallen, empfängt uns eine dichtgedrängte, begeisterte Menschenmenge. Fahnen werden geschwenkt, Trommeln rasseln, Trompeten kreischen Signale, eine Kompanie Pikeniere präsentiert stramm die Waffen, Frauen winken und rufen, Kinder werden hochgehoben, um uns sehen zu können, Hunde bellen, Pferde scheuen, Milizionäre fuchteln martialisch mit ihren Sensen, Dreschflegeln und Mistgabeln durch die Luft, ein paar vereinzelte Salutschüsse krachen. Vorausgeeilte Depeschenboote hatten bereits die Nachricht von der Schlacht vor Gravelines nach Tilbury gebracht, und hier zweifelt niemand mehr an unserem vollständigen Sieg über die Armada.
    Noch liegt die Laufplanke nicht richtig zwischen Schiff und Ufer, da eilt auch schon der junge Robert Devereux, Earl of Essex und Günstling Ihrer Majestät, an Bord. Ich kann ein Grinsen nur mühsam unterdrücken beim Vergleich zwischen unseren ruhmvoll pulverblinden Harnischen und sturmzerzausten Federbüschen auf der einen, der spiegelglatten Rüstung und dem von Perlenstickerei starren Waffenrock dieses geleckten Knäbleins auf der anderen Seite. Mit anmutig gedrechselter Verbeugung nähert er sich Seymour und Winter:
    »Ihre Majestät, Elizabeth, Königin von England, Frankreich und Irland, die Gott noch tausend Jahre ihrem Volke

Weitere Kostenlose Bücher