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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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ausrennen!« – »Feuer!!«
    Ein greller Feuerblitz. Pulverdampf schießt hervor. Ein dumpfes Krachen und splitterndes Holz mischt sich mit gellenden Schmerzensschreien. Die zurückspringende Lafette poltert auf das Deck, wird in ihren Brooktauen aufgefangen. Und sofort beginnt die lebende Maschinerie: »Rohr auswischen!« – »Kartusche ansetzen!« …
    In dem Tosen, Krachen und Schreien ist unsere Kanonade von der der Spanier nicht zu unterscheiden. Doch während das pausenlose Knattern der Arkebusen, das Knallen der leichten Geschütze drüben unvermindert anhält, beobachte ich, wie die grellen Feuerblitze der schweren Kanonen in den unteren Decks seltener werden.
    Auch Lord Seymour hat es bemerkt: »Näher ran!« brüllt er dem Rudergänger und dem Segelmeister zu.
    Die R AINBOW nähert sich der S AN F ELIPE auf weniger als 50 Yards, weniger als Pistolenschußweite, doch immer noch weit genug, so daß uns kein spanischer Enterhaken erreichen kann. Kapitän William Poole hinkt auf uns zu, als ihn eine Esmeril-Kugel trifft. Blut, Gehirnmasse und Knochensplitter spritzen mir ins Gesicht. Der kopflose Leib taumelt noch einen Schritt weiter, ehe er auf die Decksplanken stürzt.
    »Geschütz ausrennen!« – »Feuer!!«
    Mit gespreizten Beinen steht Lord Seymour auf dem Kampanjedeck, starrt zur S AN F ELIPE hinüber, läßt sich von seinen Stewards ein um das andere geladene Pistol reichen, legt an, feuert auf die dunkle Masse, die vor uns aufragt.
    Wieviel Zeit ist überhaupt vergangen? Ich weiß es nicht.
    Dann kracht drüben wieder eines der schweren Kaliber. Die Kugel fetzt einen Teil eines Trempelrahmens weg, die wegspritzenden Holzsplitter mähen eine Geschützmannschaft samt dem Mastergunner nieder. Entsetzt sehe ich, wie die Kanoniere stocken, ihre Geräte fallen lassen, sich über ihre verwundeten und sterbenden Kameraden beugen, nach dem Feldscher brüllen.
    Ich renne den Niedergang zum Großdeck hinunter, schreie den ersten Kanonier an:
    »An dein Geschütz!«
    Der Mann starrt mich nur großäugig an:
    »Aber John, Sir, mein Bruder John …«
    »An dein Geschütz!« brülle ich, schmettere ihm, als er sich nicht rührt, die Faust ins Gesicht. Der Schlag läßt ihn zurücktaumeln. Das Stück eines Zahnes ausspuckend, dreht er sich langsam um, hebt seine Ladeschaufel auf.
    »Kartusche ansetzen!« – »Kugel einfuhren!« – »Pfropfen ansetzen!« – »Festrammen!« – »Geschütz ausrennen!« – »Feuer!!«
    »Feuer!!«
    »Feuer!!«
    In all dem Getöse und Geschrei ringsum höre ich nichts mehr, sehe nur noch, ob die Kanoniere längs der Großdecksbatterie ihre eingedrillten, abgezirkelten Bewegungen machen, bemerke ohne Empfindung den jungen Freiwilligen Francis Calrey, der hier das Kommando hat, wie er sich auf den Planken windet, während er mit glasigen Augen und beiden Händen versucht, seine hervorquellenden Eingeweide in die klaffende Bauchwunde zurückzudrängen.
    »Feuer!!«
    »Feuer!!«
    Ein harter Schlag trifft mich an der linken Schulter. Ich werde zu Boden geschleudert und von Bootsmann Laine wieder aufgerichtet.
    »Seid Ihr verwundet, Sir?«
    Benommen starre ich auf meine Schulter, ehe ich begreife. Der Achselflug hat eine kleine Delle, daneben einen Bleischmierer … Der Himmel segne dich, Jakob Halder!
    Ich reiße mich zusammen, wende mich wieder den Geschützen zu:
    »FEUER!!!«

    Ein langgezogener Trompetenstoß gebietet dem Inferno des Kampfes Einhalt. Die rußgeschwärzten Männer an den Geschützen lassen ihre Geräte sinken, die Bogenschützen nehmen den Pfeil von der Sehne, die Arkebusiere setzen ihre Gewehre ab. Wie ein langer Seufzer geht ein Durchatmen durch die Reihen der Matrosen und Soldaten. Was hat das Signal zu bedeuten? Kommt der Trompetenruf von der S AN F ELIPE ? Streicht sie endlich die Flagge?
    Ich haste die Stufen zum Kampanjedeck hinauf. Nein, Lord Seymour hat den Befehl gegeben, den Kampf zu unterbrechen – der Trompeter steht auf dem Deck der R AINBOW , die sich nun bis auf knapp 20 Yards dem spanischen Schiff nähert.
    Ich blicke zur S AN F ELIPE hinüber, die sich, tief im Wasser liegend und schwer nach Backbord krängend, aus den wirbelnden Pulverschwaden schält. Ich bin ebenso begeistert wie entsetzt, was meine Schlangen dort drüben angerichtet haben: Die vor uns aufragende Bordwand ist von Einschlägen durchsiebt. In der Wasserlinie klaffen kopfgroße, gezackte Löcher, durch die gurgelnd das Wasser ins Innere des Schiffes eindringt. Pfortendeckel hängen

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