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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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erhalten möge, höchstdieselbe läßt Euch, Lord Seymour, und Euch, Sir William, unverzüglich zu sich ins Hauptquartier aller Truppen Englands, das sie hier in Tilbury aufzuschlagen die Gnade hatte, rufen.« Eine erneute Verneigung, dann dreht der Earl of Essex auf dem Absatz um, eilt von Bord und winkt eine Gruppe königlicher Gardisten mit Pferden heran.
    Mein neuer Freund, Sir William Winter, scheint meine Enttäuschung zu spüren, daß nicht auch ich unverzüglich zur Königin gerufen worden bin. Vertraulich legt er mir die Hand auf den Arm:
    »Ihre Majestät vermutet Euch sicher noch in See auf der A RK R OYAL . Ich werde ihr aber sofort von Eurer Anwesenheit in Tilbury berichten.«
    Auch Lord Seymour verabschiedet sich kurz und herzlich von mir, gibt mir letzte Anweisungen:
    »Geht bitte so schnell wie möglich von Bord und quartiert Euch im T HE T HREE S WORDS ein und bleibt dort – wir müssen möglicherweise sehr schnell wieder auslaufen. Es ist daher wichtig, daß wir Euch jederzeit finden können, falls die Königin nach Euch verlangt oder Sir William Eure bewährte Hilfe braucht!«
    Minuten später sind die beiden Herren von Bord, sitzen auf und sprengen hinter dem Earl of Essex drein davon.

Freitag,
der 2. August
    T HE T HREE S WORDS ist das beste Gasthaus von Tilbury und ideal geeignet, mich bei Speise, Trank und Ruhe von den Strapazen der letzten Wochen zu erholen.
    Und doch sitze ich wie aufglühenden Kohlen. Einerseits warte ich auf den Ruf der Königin, am Hof zu erscheinen, andererseits weiß ich, daß die spanische Gefahr noch keineswegs endgültig gebannt ist.
    Die Stadt brodelt von Gerüchten. Der in den letzten zwei Tagen zum Sturm angeschwollene Wind läßt die Wellen gegen die Molen und Piers des Hafens immer höher klatschen, und mit ihnen schwappen genauso die Wellen von Hoffnung und Schrecken, Triumph und Angst in den Straßen immer höher.
    »Sie sah aus wie die Kaiserin der Amazonen!« schwärmt ein grauköpfiger Milizoffizier mit leuchtenden Augen hinter seinem Bierkrug. Am Montag, just während wir vor Gravelines gegen die Armada fochten, war die Königin nach Tilbury gekommen, wo sich die englischen Landtruppen von rund 20000 Mann zum Schutz Londons unter dem Oberbefehl des Earl of Leicester versammelt hatten.
    »Lord Grey trug ihr das Reichsschwert voraus, dann folgten zwei Pagen, ganz in weißen Samt gekleidet. Die Königin selbst saß auf einem schneeweißen Zelter und war von Kopf bis Fuß in weißen Samt gehüllt. Ein getriebener silberner Küraß schützte ihre Brust, und ihre Feuerhaare schmückte ein silbernes Netz, besteckt mit Diamanten und weißen Straußenfedern. Über ihr wehte das königliche Banner, und der Earl of Leicester ritt zu ihrer Rechten, der Earl of Essex zu ihrer Linken.«
    Nicht nur der grauköpfige Milizoffizier hat Tränen in den Augen, als er berichtet, wie die Königin huldvoll durch ihre Reihen geritten, mit den Männern gesprochen, ihnen Mut gemacht hatte, bereit dem ersten Spanier, der seinen Fuß auf englischen Boden setzt, eigenhändig das Zeremonialschwert ins Herz zu stoßen. Die Rede, die sie vor den versammelten Truppen gehalten hatte, kann er wörtlich wiedergeben:
    »Wir sind heute zu euch gekommen, wie ihr seht, nicht zu Unserem Ergötzen und zur Unterhaltung, sondern weil Wir fest entschlossen sind, unter euch allen im Kampfgetümmel der Schlacht zu leben oder zu sterben, und für Unseren Gott, für Unser Königreich, für Unser Volk und Unsere Ehre Unser Blut hinzugeben. Wir haben das Herz und den Mut eines Königs, und zwar eines Königs von England. Wir selbst wollen euer General und Richter sein und jede eurer Heldentaten im Feld nach Gebühr belohnen. Wir wissen, daß ihr für euren Mut alle Auszeichnungen und Kronen verdient hättet, und Wir geben euch Unser fürstliches Wort, daß ihr dafür königlich entlohnt werdet!«
    Die Hochrufe auf die Königin lassen im Schankraum des S WORDS die Fensterscheiben klirren.
    Und ich erfahre manch weitere Einzelheiten aus der Schlacht vor Gravelines. John Wright, der Bootsmann der A RK , der mir mit dick verbundener Schulter gegenüber sitzt und wegen seiner Verwundung heimgeschickt worden war, schimpft wie ein Rohrspatz:
    »Diese verdammten französischen Froschfresser! Die S AN L ORENZO war, von der A RK und der M ARGARET AND J OHN verfolgt, auf eine Sandbank vor Dünkirchen aufgelaufen. Mit unseren Beibooten haben wir sie angegriffen und binnen einer guten halben Stunde sturmreif

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