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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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Begeisterungstaumel aus. Wir tanzen auf den Straßen. Freudenfeuer lodern an allen Ecken. Salutschüsse krachen. Wildfremde Menschen fallen sich mit Freudentränen in den Augen um den Hals. Wer immer es sich leisten kann, spendiert den Matrosen und Milizsoldaten Bier, Wein und Schnaps in den Wirtshäusern.
    Ich schiebe mich durch die singenden, tanzenden Menschenmengen, als auch ich plötzlich umarmt werde, weiche Lippen auf meinem Mund spüre. Schwarze Locken tanzen vor meinem Gesicht, blaue Augen blitzen mich vergnügt an.
    »Lady Susan Pocklington!«
    »Ich bin ja so froh, Sir Adam, ein bekanntes Gesicht in dieser Menschenmenge entdeckt zu haben! Sagt, ist es wirklich wahr, daß die Spanier endgültig geschlagen und fort sind?«
    »Wenn auch nur die Hälfte der Meldungen stimmt, die ich gehört habe, dann ist es so«, bestätige ich. Ich lege ihr den Arm um die Schultern und führe sie sanft aus dem dichten Gedränge ringsum.
    »Wißt Ihr etwas Neues über George Clifford?« fragt sie unterdessen.
    »Als ich den Earl of Cumberland das vorletzte Mal sah, war er dabei, die S AN M ARCOS in ein Wrack zu verwandeln. Das letzte Mal bin ich ihm am gleichen Abend auf der A RK R OYAL begegnet, da war er gesund und munter und brannte darauf ein paar weitere Spanier zur Hölle zu schicken – das ist freilich inzwischen fast eine Woche her, Mylady.«
    Die Augen Lady Pocklingtons strahlen mich an: »Laßt doch bitte das alberne Mylady, nennt mich einfach Susan!«
    Ich verneige mich galant:
    »Mit dem allergrößten Vergnügen – Susan! Aber sagt mir, was macht Ihr allein hier in Tilbury?«
    »Ich hoffte Neuigkeiten von George zu erfahren, doch wenn selbst Ihr nichts wißt …«
    George!? Der Gebrauch seines Vornamens und ihre Anwesenheit in Tilbury lassen auf ein zärtliches Motiv schließen. Nun will ich es genauer wissen:
    »Und Euer Mann?«
    »Welcher Mann?«
    »Euer Gatte – Ihr seid doch sicher längst verheiratet …«
    Ein Schatten huscht über das Gesicht Susans:
    »Ich bin nicht verheiratet, ich bin nach wie vor Hofdame der Königin und«, fügt sie leise hinzu, »werde deshalb aller Wahrscheinlichkeit nach als alte Jungfer sterben.«
    Wir sind inzwischen beim T HE T HREE S WORDS angekommen. Ein paar Silbermünzen in die Hand des Wirtes verschafft uns einen ruhigen Tisch in der Ecke eines Nebenraumes.
    »Dann wird sich die Königin, die Kaiserin der Amazonen in der Stunde der höchsten Gefahr, wohl bald ihrem Volk hier in Tilbury zeigen und an der Siegesfeier teilnehmen?« frage ich interessiert, während wir uns setzen.
    Doch Susan verneint:
    »Die Königin ist schon vor Tagen in aller Stille in ihren Palast zu St. James in London zurückgekehrt.«
    Zurückgekehrt, ohne mich zu sich rufen zu lassen! Meinen Ärger darüber gerade noch zügelnd, frage ich:
    »Und Euch hat sie nun hier hergeschickt …«
    »Beim Himmel, nein! Ich bin für einen Tag heimlich ausgerissen.«
    »Ausgerissen?«
    »Glaubt Ihr, die Königin ließe eine ihrer Hofdamen allein in die Nähe so vieler Männer – in die Nähe auch nur eines einzigen Mannes? Wir Hofdamen sind ihr alleiniges und ausschließliches Eigentum! Wußtet Ihr das nicht?«
    »Mayfield ist wohl doch sehr weit von London und vom Hof entfernt. Aber an allen anderen Höfen Europas ist es doch üblich, daß die Königinnen dafür Sorge tragen, daß nach einigen Jahren des Dienstes ihre Hofdamen mit angesehenen Herren des Hofes verheiratet werden und …«
    »An allen anderen Höfen Europas regiert auch keine jungfräuliche Königin!« stellt Susan richtig und fährt mit bitterem Hohn in der Stimme fort. »Jungfräulich! Jungfräulich, das haben nur wir zu sein, ihre Hofdamen!«
    »Nun ja, ich habe gehört, daß der Earl of Leicester und neuerdings wohl auch der junge Earl of Essex …«
    Susans Stimme wird zu einem Flüstern:
    »Bewußt ausgestreute Gerüchte für den Pöbel und das Ausland, wenn Elizabeth zu Bündniszwecken Heiratsverhandlungen führen läßt. Glaubt mir, in das Bett der Königin ist noch nie ein Mann gestiegen – und es wird auch niemals einer hineinsteigen! Männer widern die Königin an! Mag sein, daß das mit ihrem frauenmordenden Vater zusammenhängt. Doch wie auch immer, allnächtlichen Dienst im Bett Ihrer Majestät tun allein wir, ihre Hofdamen! Uns allein ist es in allerhöchster Gnade gestattet, mit unseren Händen und Zungen ihren alternden, seit Jahren ungewaschenen, molchbleichen königlichen Leib zu berühren, ihm Lust zu verschaffen, während

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