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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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sie mit Argusaugen darüber wacht, daß sich niemand an ihrem persönlichen Eigentum vergreife, aus diesem Grund sogar unsere Jungfernhäutchen selber überprüft! Das ist der Grund, weshalb nur die allerkühnsten von uns wagen, sich mit einem Mann einzulassen. Die Mehrzahl ist tatsächlich jungfräulich, wie auch meine Freundin Joan Cranbrook, die Ihr damals in Chatham kennengelernt habt.«
    »Das ist ja widerwärtig!« entfährt es mir.
    »Ja, widerwärtig!« bekräftigt Susan aufspringend während Tränen an ihren langen Wimpern blitzen. »Und ich bin ein Teil dieser Widerwärtigkeit! Ich hasse dieses Weib! Verzeiht mir, Sir Adam, daß ich Eure Zeit gestohlen habe …«
    Ich halte sie an der Hand fest:
    »Warum geht Ihr dann nicht fort?«
    »Wohin denn? Selbst wenn ich vergessen könnte, daß meine Familie allein von der Gnade der Königin abhängt, wer bin ich, was könnte ich, um auch nur einen einfachen Mann für mich zu finden? Ich kenne jeden abgezirkelten Schritt der Hofetikette, ich kann tanzen und die Laute spielen, aber ich wüßte nicht einmal, wie man einen Korb flicht, eine Kuh melkt oder eine Mahlzeit kocht …«
    Der Glockenschlag einer nahen Turmuhr drängt Susan zur Eile.
    »Ich muß zurück nach London!«
    »Jetzt schon?«
    »Wißt Ihr, was die Königin mit einer Hofdame macht, die ungehorsam ist oder von der sie gar Untreue vermutet? Die Reitpeitsche ist das Mildeste! Mehr als eine hat sie irgendwo auf ein einsames Schloß verbannt und dort verrotten lassen! Und von den Männern, die sich ihren Damen zu nahen gewagt hatten, endete mehr als einer im Tower!«
    Das Gesagte läßt unser Gespräch verstummen. Susan steht auf. Ich geleite sie aus dem Gasthof und durch die überfüllten Straßen hinab zur Themse, wo ein Boot auf sie wartet. Einen Augenblick später ist sie fort. Ich bleibe am Ufer zurück.

Samstag,
der 24. August
    »Was, zum Teufel, tue ich eigentlich noch hier?«
    Der rotgesichtige Wirt des T HE T HREE S WORDS , dem ich in den letzten Tagen mindestens ein dutzendmal diese Frage schon gestellt habe, hebt stoisch die Schulter:
    »Meinen Wein und mein Bier trinken, meinen Hammelbraten essen und im Bett meines besten Gastzimmers schlafen – und das ist immerhin weit besser als das Schicksal der braven Burschen da draußen. Allein auf der E LIZABETH J ONAS sollen mittlerweile 200 Mann an Durchfall gestorben sein.«
    »Es ist das Pech in den Kalfatnähten«, doziert der Apotheker, der mit ein paar anderen Honoratioren des Ortes an seinem Stammtisch hockt. »Wenn das Pech fault, dann steigen von ihm Miasmen auf, die den Körper vergiften und zu Erbrechen, Durchfall und schließlich zum Tod führen können. Dagegen hilft nur ein Säckchen gefüllt mit Kampfer, Lavendel und Aloe, das man um den Hals trägt …«
    »Gebt den Männern etwas Anständiges zu fressen!« blafft ein Zimmermann vom anderen Ende des Schankraums zurück. »Wenn Ihr ein paar Wochen von solch einem Schweinefutter aus steinhartem, madigem Schiffszwieback, ranzigem Speck, halbverfaulten Hülsenfrüchten und überständigem Dünnbier leben müßtet, dann faulte auch Euch das Gedärm!«
    »Liebe Freunde«, versucht der ebenfalls am Honoratiorentisch sitzende Pastor Frieden zu stiften. »Dem Herrn, unserem Gott hat es gefallen, für die begangenen Sünden …«
    »Ach was!« schreit ihn ein Milizfähnrich nieder. »Erst hat es unserem Herrgott gefallen, die sündhaft katholischen Dons samt ihrer Armada zu vernichten, und jetzt haut er unsere wohl auch sündhaft protestantischen Leute in die Pfanne! Richte dem Herrn, unserem Gott, aus, er soll sich gefälligst entscheiden, auf wessen Seite er denn nun eigentlich steht!«
    Mir reicht es von dem Gezänk. Ich stehe auf und verlasse den Schankraum, gehe hinaus, streife ziellos durch die Gassen.
    Als am 10. August die Flotte vor Margate, in Harwich, bei Tilbury und im Medwey vor Anker ging, als endgültig klar war, daß die Spanier nicht zurückkehren, sondern auf der gefahrvollen Route um Schottland und Irland herum ihr Heil in der Flucht suchten, da war die Begeisterung nochmals im ganzen Land übergeschwappt. Die Admiräle und Kapitäne, die Befehlshaber der Landtruppen und Milizen waren überschäumend gefeiert worden. Dann waren die hohen Herren in einem glitzernden Strom wieder blankgescheuerter Harnische, bestickter Wappenröcke, flatternder Mäntel und wippender Federbüsche die Themse hinauf nach St. James Palace zur Königin entschwunden.
    Was zurückblieb, das sind

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